Gelegentlich der Kadaver einer Kuh

Niger Millionen ist in Westafrika nicht zuletzt durch steigende Preise das Recht auf Nahrung entzogen. "Stillen Massenmord" nennt das der Schweizer UN-Experte Jean Ziegler
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Eine Reklametafel neben der staubigen Landstraße offeriert, was die Erde, auf der sie steht, nicht hervorbringen kann: Ein Sack Getreide wird dem Gewinner der Verlosung einer Mobilfunkgesellschaft in Aussicht gestellt.

In Niger können Lebensmittel in den Rang eines außergewöhnlichen Lotteriegewinns aufsteigen. Wirft man einen Blick hinter die Plakatwände längs der brütend heißen Trasse nach Tillabérie – sie führt aus der Hautpstadt Niamey heraus und weiter nach Norden in die Sahara und nach Timbuktu –, dann ist leicht zu erkennen, weshalb die Verlosung von Nahrung Spielerleidenschaften weckt. Auf Feldern mit verkrüppelter Hirse brennt die Sonne, das Land wird von ausgetrockneten Flussbetten zerfurcht, ab und zu stöß