Jetzt sind wir quitt

Litauen Die Idee vom „doppelten Genozid“ infiziert in Kaunas Museen und anderen Schauplätzen der Erinnerung an die deutsche Besatzung und den Zweiten Weltkrieg
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Keiner ist gern vom Tod umgeben. Es ist verständlich, dass Einwohner Litauens, die heute auf dem Boden des ehemaligen Ghettos Kovno leben, nicht permanent daran erinnert sein wollen, dass hier seit Juni 1941 35.000 Juden eingepfercht waren, hungerten und schließlich erschossen wurden. So war ich nicht allzu überrascht, feststellen zu müssen, dass auf der Linkuvos-Straße nur ein kleiner Obelisk steht, der den Platz markiert, auf dem sich dieser Ort der Not und des Sterbens einst befand. Inmitten des Verkehrs an einer belebten Kreuzung, über die Väter Kinderwagen schieben und Mütter Einkäufe nach Hause tragen, nimmt man ihn kaum wahr. Nur wenige Worte sind darauf in Hebräisch und Litauisch zu lesen: Es fehlen Opferzahlen, es fehlt jede Erw