Für den Privatgebrauch

Drogen Dank einer Lücke im Betäubungsmittelgesetz sind in Spanien Cannabis-Clubs legal: Im Privaten ist Kiffen nicht verboten. Ein Besuch im "Private Cannabis Club"

Das Schild an der Tür sagt eigentlich schon alles, aber der beißende Geruch der Rauchschwaden, die durch den Private Cannabis Club in der Madrider Schlafstadt Paraceullos de Jamara wehen, beweisen, dass es hält, was es verspricht. „Hier ist der Ort, an dem wir in Frieden rauchen können“, sagt ein Typ an der Bar, der gerade Tabak und getrocknete und geschredderte Hanfblätter in ein langes Zigarettenpapier wickelt. Der Private Cannabis Club mit seinen an die Wand gemalten handförmigen grünen Hanfblättern und dem in die getönten Fensterscheiben gearbeiteten Clublogo steht an der Spitze einer neuen Pro-Cannabis-Kampagne in Spanien. Die Mitglieder der Bewegung entdeckten eine Lücke im spanischen Betäubungsmittelgesetz, wonach Aktivitäten privater Clubs wie diese vollständig legal sind.

Der geräumige Club in Paracuellos de Jamara ist in einem ehemaligen Restaurant untergebracht. Man hat freie Sicht auf den Madrider Flughafen Barajas. Es gibt eine Bar, eine Küche, Billardtische und Fernsehmonitore. Er hat von den 40 mittlerweile existierenden Clubs die wohl beste Ausstattung. Im ganzen Land sind sie in Garagen und Hinterzimmern entstanden, seitdem die Aktivisten begriffen haben, dass die Gesetze, die den Hanfkonsum in der Öffentlichkeit verbieten, auf private Clubs, die nur Mitgliedern offen stehen, keine Anwendung finden.

„Wir haben jetzt seit zwei Monaten geöffnet und bereits 125 Mitglieder“, erzählt Club-Präsident Pedro Alvaro Zamora. Die Mitglieder zahlen 120 Euro Beitrag im Jahr für ihre Zugehörigkeit und befolgen Regeln, die denjenigen der exklusiven Myfair Clubs nicht unähnlich sind. Ein Schild neben der Klingel warnt, dass nur Mitgliedern Einlass gewährt wird und ein Ausschuss entscheidet darüber, wer aufgenommen wird. „Bewerber werden zu einem Gespräch eingeladen. Wir nehmen nicht jeden an. Unsere Mitglieder müssen verantwortungsvolle Leute sein, die zu uns passen“, erläutert Alicia Méndez. „Wir sind hier nicht in Amsterdam, das hier ist kein Coffee-Shop, sondern das Clubhaus unserer Vereinigung. Nicht jeder darf hier rein.“

Privatkonsum erlaubt

Es gibt in Spanien kein Gesetz, das den privaten Konsum von Cannabis verbietet, und die Clubber sind der Ansicht, es sei sicherer, sich im Club zu treffen als öffentlich im Park zu kiffen. „Der Club ist sich darüber bewusst, dass Cannabis nicht jedem gut tut. Wir raten den Leuten zu einem verantwortungsvollen Konsum. Nicht jeder sollte rauchen. Wir sind uns der Risiken bewusst.“ Die Clubmitglieder können ihr eigenes Gras mitbringen oder sich an den Vorräten des Clubs bedienen. Sie können sogar etwas mit nach Hause nehmen, sie müssen lediglich unterschreiben, dass es für ihren persönlichen Konsum bestimmt ist.

Auch wenn das Clubhaus von der Polizei in Ruhe gelassen wird, können die Mitglieder in Schwierigkeiten kommen, wenn sie mit Haschisch oder Marihuana erwischt werden. „Kauf und Transport sind illegal, wenn man erwischt wird, kann man dafür belangt werden“, so der Präsident. In solchen Fällen bietet der Club seinen Mitgliedern juristische Hilfe an.

Da auch der Handel strafbar ist, stellt ein weiteres Problem die Versorgung dar. „Wir kämpfen für das Recht, unser eigenes Gras anzubauen“, sagt Zamora. Der Club beantragte eine Genehmigung, wurde aber abgewiesen. Dann führte die Polizei eine Razzia auf der Geheimplantage durch und zerstörte die Pflanzen. Laut Zamora wollen er und seine Mitstreiter vor Gericht ziehen und klären lassen, ob die Zerstörung von Pflanzen, die für einen privaten Club bestimmt sind, rechtens ist: „Wir sind Leute, die arbeiten und Steuern zahlen. Wir sind keine Straftäter.“

Einige Richter haben die Polizei angewiesen, den Clubs das konfiszierte Dope zurückzugeben. „Sie wurde angewiesen, es zurückzugeben, da es keine Gefahr für öffentliche Gesundheit darstelle.“ Der Club beziehe seinen Nachschub nicht aus der Unterwelt, so Zamora: „Wir kaufen nicht auf dem Schwarzmarkt. Wir kennen Bauern, die Hanf anbauen und uns versorgen.“ Der Club engagiert sich auch für die Abschaffung der Prohibition: „Verbote funktionieren nicht. Cannabis wurde über Jahrhunderte hinweg konsumiert und wird dies auch noch Jahrhunderte lang werden. Die Prohibition schafft einen illegalen Markt mit all den negativen Konsequenzen, die das mit sich bringt. Es ist besser, die Leute zu erziehen als Geld für die Durchsetzung der Illegalisierung zum Fenster rauszuschmeißen, die eh nicht funktioniert.“

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Übersetzung: Holger Hutt
Geschrieben von

Giles Tremlett | The Guardian

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