Ein Ausblick auf die Weltkrise

Trump als Präsident: Die USA werden protektionistisch, die EU zerfällt: wie wird schwarz-rot-grün sich verhalten?

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Nach Brexit und Trump sieht es danach aus, als würde sich in der Mitte des 2. Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts die bekannte Nachkriegsordnung des Westens auflösen.

Es wird also mal wieder eine Mauer gebaut. Der Dax-Konzern HeidelbergZement sieht darin eine Geschäftsmöglichkeit und bietet dem Mauerbauer Trump öffentlich seine Dienstleistungen an.

Mal abgesehen davon, dass Trump Amerika groß machen möchte, also amerikanische Zement- und Baufirmen den Zuschlag geben dürfte, zeigt sich in dieser Anbiederung ein transatlantisches Verhältnis, welches rein profitorientiert ist, egal welche Werte hinter den Geschäften stehen. Ich nehme an, dass bald eine deutsche Firma Trump Gift für die Exekutionen anbieten wird, welche möglicherweise zunehmen werden. Ich gehe davon aus, dass Trumps Präsidentschaft zu erheblichen inneren Unruhen führen wird, auf die der Präsident voraussichtlich äußerst restriktiv reagieren wird.

Was verändert sich aber international? Als erstes wird ganz Lateinamerika, der amerikanische Hinterhof, unter den Abschottungen der USA leiden. Auch China wird sich darauf einstellen müssen, dass die westliche Planwirtschaft steuerliche Wege finden wird, um Produktionen in die USA zu holen. Ich nehme an, dass der US-Protektionismus Europa nicht ganz so hart treffen wird, da unser Kontinent wohl auch für Trump der engeste Verbündete bleiben soll. Zudem: GB wird wohl so eine Art 52. Bundesstaat mit dem Brexit, das dürfte Trump gefallen. Da kann er die EU-Staaten aber nicht gänzlich verprellen. Allerdings, das wurde im Wahlkampf ja auch deutlich, unterstützt Trump nicht die EU als Institution, er hat ein ideologisches Interesse am ihrem Verfall, da er so das europäische Establishment, was er offensichtlich ebenso verabscheut wie das amerikanische, am ehesten treffen könnte.

Der Schock sitzt tief: bei den Linken und beim europäischen Establishment. Wieder ist das experimentelle Gebäude EU wieder ein Stück unterspült worden, ich glaube nicht, dass viele Leute wetten möchten, dass die EU in 10 Jahren noch so exisitiert, wie sie in den 90er Jahren konzipiert wurde.

In Deutschland wird der Fehler der US-Demokraten wiederholt, indem Merkel als rot-grün-schwarzer Konsens erneut als Kanzlerin 2017 kandidieren wird. Sie wird nun zum Bollwerk gegen den rechten Wahnsinn aufgebaut werden. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass die AfD 2017 machtpolitisch eine große Rolle spielen wird, doch sie könnten zulegen und CDU/CSU/SPD/GRÜNE mit Merkel verlieren, die Vernunft und die Demographie lässt es sinnvoll erscheinen, in einer Krisensituation wie derzeit am Bestehenden festzuhalten. Doch bleibt es eine Zumutung, wenn eine Person 16 Jahre die Kanzlerschaft stellt, zudem werden die Merkelunterstützer Schwierigkeiten haben, sich vom rechten Wahn abzugrenzen. Transatlantisch wird voraussichtlich politisch und ökonomisch noch mehr angebiedert, als wie gehabt, siehe HeidelbergZement. Doch wird sich mittelfristig diese Anbiederung überhaupt nicht auszahlen.

Wenn ich mir anschaue, was Schäuble und die Deutschland AG so treiben, dann sehe ich folgendes: das makroökonomische Prinzip der schwäbischen Hausfrau wird innereuropäisch als Disziplinierung eingesetzt, was den Zerfall der EU beschleunigt (viele Briten waren z.B. entsetzt über das Vorgehen gegen Griechenland). Begründet wird das mit den Regeln, die die EU sich selbst gegeben hat. Diese Regeln beinhalten jedoch auch, dass große Handelsüberschüsse vermieden werden sollen. Diese Regel wird von Deutschland missachtet, ohne dass es Konsequenzen gäbe. Das ist eine Form der Rosinenpickerei, die Schäuble gerne bei den Briten kritisiert.

Mal abgesehen davon, dass die Ökonomie der schwäbischen Hausfrau nicht kompatibel ist mit dem globalen Neokapitalismus, habe ich noch nie von Schäuble Kritik an den Defiziten in Japan oder in den USA gehört. Die Ideologie der schwäbischen Hausfrau-Ökonomie ist also nicht global, sondern bloß deutsch-europäisch.

Die Verschuldung der USA ist gigantisch, Trump will mit mehr Verschuldung nun die Ökonomie in den USA anpacken. Die Frage dabei ist, ab wann das ganze kippt, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Zinsen nun steigen werden. Wann werden die USA zahlungsunfähig werden? Könnte mir vorstellen, dass das mittelfristig eintritt. Der daraus folgende Schuldenschnitt wird Deutschland mit seinen Handelsüberschüssen sehr empfindlich treffen. Doch vorher werden Schäuble und die Deutschland AG versuchen, vom kommenden Desaster kurzfristig zu profitieren, sie werden als Exportweltmeister virtuelle Gewinne schreiben, die nach dem Platzen abgeschrieben werden müssen. Das Geschäftsmodell, nach innen disziplinieren, nach außen profitieren, könnte die große Depression in Deutschland hervorrufen, die durch viel Geld 2007ff vermieden wurde. Neben der Krise einer Depression stllt sich der Zerfall der EU, beide Krisen werden sich gegenseitig bedingen und hochschaukeln.

Wahscheinlich ist, dass diese Entwicklung Rechtsextremisten in die Hände spielt. Während in den USA das Egoshooting der unbeliebten demokratischen Kandidatin Ursache für den Verfall der Werte war, ist es in Europa die Politik von Merkel und ihrem zu 2/3 wohlgesonnenen Parlament. Die Unfähigkeit der Parteien, sich im Wandel der Zeit zu reformieren, in dem Krisen nicht ausgesessen werden, sondern Anlass zu Antworten geben, wird ein historisches Moment des Scheiterns sein. Die Parteien sind ja kaum in der Lage sich personell zu verjüngen. Die Greisenrepublik manifestiert sich vor allem in ihrer Greisenpolitik. So ist die Parteienkrise eine Staatskrise, die Zukunft weder gestalten, noch zukünftige Gefahren antizipieren kann.

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Geschrieben von

4711_please

Seit jeher verfolge ich kritisch die Politik und kommentiere meine Analysen seit Jahren in diversen Medien online.

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