Robert Franks fotografisches Frühwerk

Berlin Seine fotografische Bildsprache hat Robert Frank weltbekannt gemacht. »Unseen« lautet der Titel eine aktuellen Ausstellung über das Frühwerk des Fotografen.

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Die Fotoarbeiten sind bis zum 30. November im Amerika Haus zu sehen. Die Exponate sind Leihgaben aus der Sammlung der Fotostiftung Schweiz. Im erstem Ausstellungsraum sind Bilder zu sehen, die Frank im Frühling 1949 während der schweizer »Landsgemeinde« Hundwil fotografierte. Das ist eine jährliche Versammlung der Stimmberechtigten ‒ damals waren das nur Männer ‒ unter freiem Himmel, bei der sie Regierungsvertreter wählten und über Gesetze und Ausgaben abstimmten. Die in der Ausstellung präsentierten Bilder wurden von den Kurator*innen ausgewählt, weil sie ihrer Meinung nach den kritisch prüfenden Blick Franks vorweg nehmen mit dem er wenige Jahre später »die verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Ereignisse in Amerika betrachten sollte«.

Weltweite Bekanntheit erlangte Robert Louis Frank durch sein Fotobuch »The Americans«, das eine Auswahl von 83 Schwarz-Weiß-Bildern zeigt. Es erschien im Sommer 1958 auf Französisch und auf Italienisch ‒ »Gli Americani«, eine Ausgabe ist in der Ausstellung zu sehen. Für das englischsprachige Fotobuch hat der Schriftsteller Jack Kerouc das Vorwort geschrieben. Keroucs Text endet mit dem Satz: »Dieses irre Gefühl, wenn in Amerika irgendwo die Sonne auf die Straßen brennt und Musik aus einer Jukebox oder von einer Beerdigung kommt, das hat Robert Frank in seinen großartigen Fotografien eingefangen.« Die Fotoarbeiten entstanden 1955 und 1956 während einer tausende Kilometer langen Reise durch die Vereinigten Staaten. Er konnte diesen fotografischen Roadtrip durch 48 US-Bundesstaaten dank eines Guggenheim Stipendiums finanzieren. Vielen Fotografiebegeisterten sind die Arbeiten als Medienikonen bekannt, wie die Aufnahme eines Straßenbahnwagens bei dem weiße Fahrgäste vorne sitzen und ein schwarzer Mann unglaublich traurig aus einem Wagenfenster blickt (»Trolley – New Orleans«) oder die Aufnahme der Inneneinrichtung eines Friseurladens, die auf einer beschatteten Glastür sichtbar wird, in der sich an den Seiten ein Haus und ein Vorgarten spiegeln (»Barbershop through screen door – McClellanville, South Carolina«).

Während dieser Reise machte Frank 28.000 Fotos (auf über 600 Filmen) und tausend Arbeitskopien, von denen nur eine kleine Auswahl im Buch publiziert wurde. »Unseen« zeigt viele Bilder, die aus editorischen Gründen nicht in die enge Auswahl für »The Americans« genommen und bisher nicht veröffentlicht wurden.

Eine längere Version des Textes erschien auf der Website http://transition.news/blog.

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Geschrieben von

Tatiana Abarzua

Umweltingenieurin & Journalistin. Energiewendebewegt & Fotografiebegeistert.

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