Und dann: der Schrecken

Biografie Eine Begegnung mit der 93-jährigen Bestsellerautorin Valentīna Freimane aus Lettland, einer Flüchtenden auf Lebenszeit
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 17/2015

Als ich Valentīna Freimane in Riga besuche, bittet sie mich, die Zeitung aus dem Briefkasten zu holen. Die 93-Jährige hat Probleme beim Gehen, seit ihre Füße im Winterschnee 1942/43 erfroren sind. Damals war Freimane eine junge Frau. Und doch lässt ihre heitere Art vergessen, welche Schrecken die Lettin durchleben musste. Schrecken, die nun gesammelt erschienen sind in ihrem Erinnerungsbuch Adieu, Atlantis.

Zehn Jahre hat Valentīna Freimane daran geschrieben, immer wieder musste sie die Arbeit für mehrere Monate unterbrechen, um nicht von der Wucht der Erlebnisse aus der Bahn geworfen zu werden. Fast alle ihre Verwandten sind von den Nationalsozialisten ermordet worden. Dass Freimane dennoch nicht den Glauben an ihre Mitmenschlichkeit verloren hat, ist ein