Als Ulrich Wickert mal ARD und ZDF kritisierte

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Ulrich Wickert, der ehemalige Mister Tagesthemen, übte Kritik an den Nachrichtensendungen von ARD und ZDF: „Bislang habe ich mich als ehemaliger Nachrichtenmoderator zurückgehalten. Denn ich will nicht als Besserwisser mit erhobenem Zeigefinger wirken. Aber seit einiger Zeit rumort der Gedanke in mir, es ist viel schlimmer, und das gilt nicht nur für die Texte.“

Hat ihn das Rumoren dazu gebracht, beim FAZ-Herausgeber Schirrmacher anzurufen und etwa zu sagen: „Hallo Frank, es rumort in mir. Seit ich nicht mehr moderiere, ist alles schlechter geworden: Die Präsentation geht mit Stolperern einher, die Themenwahl ist willkürlich und nicht an den politischen Prioritäten orientiert. Die Nachrichtentexte sind schwach, und zunehmend entsprechen sie nicht mal der deutschen Grammatik. Und das bereitet mir Sorgen. Ich könnte doch mal in Euerer Zeitung… Ich würde denen mal die Leviten lesen.“

Oder haben sich Schirrmacher und Wickert auf einem der vielen Events getroffen, die dazu da sind, sich selbst zu feiern, sich Preise zu überreichen und bei Champagner und kleinen Häppchen zu plaudern. Und im Smalltalk kam Schirmmacher eventuell die Idee: „Sag mal Uli, willst Du nicht endlich mal was zu Deinen Nachfolgern bei uns schreiben. Seit Du nicht mehr dabei bist, ist doch alles schlechter geworden. Mit unserer Zeitung entfaltest Du den breitesten Wirkungsgrad.“

Und dann legte der Uli los und schrieb für die FAZ: „Wirklich geärgert habe ich mich, dass weder „Tagesschau“ noch „Tagesthemen“, weder „heute“ noch „heute journal“ je das neue Bundeskabinett vollständig vorgestellt haben. Eine Sondersendung, einen „Brennpunkt“ etwa, hob niemand ins Programm. Das kann heute wohl keiner mehr verlangen, Freitag und Samstag gehören der Unterhaltung!“ Er klagte, stattdessen liefen Sendungen wie „Marienhof“ und „Verbotene Liebe“. Er watschte Frank Plasberg ab, denn dieser habe beim „Kanzlerduell“ keinen Schlips getragen und somit der Bundeskanzlerin und dem Außenminister „mangelnden Respekt“ erwiesen.

So hart und so messerscharf analytisch kann Kritik sein, wenn es um das Nachrichtenwesen im deutschen Fernsehen geht: Stilfragen bilden das Zentrum.

Die so Kritisierten überlegen in solchen Fällen immer: Sollen wir etwas dagegen unternehmen oder sollen wir schweigen, in der Hoffnung, dass das niedergeschriebene Gequassel am nächsten Morgen vergessen sein wird. Dr. Kai Gniffke, der Chefredakteur von „ARD-aktuell“, entschied sich, in die Debatte einzugreifen und Wickerts Kritik zurückzuweisen. Er schrieb auf der Online-Site der ARD u.a.: „Und unsere Texte finde ich sprachlich außerordentlich akurat, und zudem gewinnen sie durch den unfallfreien, engagierten Vortrag unserer Präsentatoren.“ Nun hat in diesem Fall Herr Dr. Gniffke tatsachlich „akurat“ statt „akkurat“ geschrieben. Rechtschreibfehler passieren immer. Manchmal sind sie peinlich, manchmal kann man locker darüber hinwegsehen. Doch in diesem Fall stellt sich Häme ein. Korrespondiert doch diese Ungeschicklichkeit mit dem Niveau der Kritik.

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Geschrieben von

Achtermann

Ich lass' mich belehren. Jedoch: Oft wehre ich mich dagegen.

Achtermann

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