Broder paddelt zurück - ein bisschen

Antisemitismusstreit Henryk M. Broder entschuldigt sich für verbale Entgleisungen gegenüber Jakob Augstein.

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Kann man Broders Entschuldigung ernst nehmen, die er in Springers Welt verbreitet? Schlägt Broder tatsächlich versöhnliche Töne an, wie im Springerblatt in der Bildunterschrift behauptet? Er will seine Injurien hochziehen auf das Niveau, auf dem sich vormals Wehner und Strauß auseinandergesetzt hätten, die sicherlich nicht an deftigen Ausdrücken gespart haben. Er zitiert auch den ehemaligen Abgeordneten der Grünen, Fischer, der in seiner parlamentarischen Anfangszeit den Bundestagspräsidenten als Arschloch tituliert hat. Aber sind diese Auseinandersetzungen vergleichbar mit der, die sich gerade vor unseren Augen abspielt?

"Ich habe über Jakob Augstein auch geschrieben, er sei "der kleine Streicher von nebenan..., der nur Dank der Gnade der späten Geburt um die Gelegenheit gekommen ist, im Reichssicherheitshauptamt Karriere zu machen..."

Das war vollends daneben. […] Jakob Augstein ist weder ein kleiner noch ein großer Streicher, er verlegt nicht den "Stürmer", sondern den "Freitag", er ist verantwortlich für das, was er heute macht, und nicht für das, was er in einem anderen Leben möglicherweise gemacht oder nicht gemacht hätte." Die Welt vom 11.01.13

Wenn sich Broder von Broder distanziert, muss man auch notieren, wovon er keinen Abstand nimmt, nämlich dass Augstein ein Antisemit sei:

"Wenn Sie [= Augstein] nicht eine Obsession hätten, die Sie immer wieder dazu bringt, die Juden für alles verantwortlich zu machen – den bedrohten Weltfrieden, das Unglück der Palästinenser und deren grenzenlosen Hass auf Israel. Diese Obsession ist es, lieber Jakob Augstein, die Sie zu einem Antisemiten macht." Die Welt vom 06.12.12

Darüber hinaus, wenn es ein Darüber-Hinaus in dieser Debatte überhaupt gibt, nutzt er seinen Entschuldigungstext, Augstein mit dem iranischen Präsidenten gleichzusetzen, weil er dessen Argument übernommen hätte, "wonach 'das zionistische Gebilde' ein Krebsgeschwür ist, das aus dem Nahen Osten herausoperiert werden muss, auf die eine oder andere Weise. […] Augstein liefert die Begleitmusik zu Ahmadinedschads Vernichtungsfantasien. Mag sein, dass es ihm nicht bewusst ist, was er da tut, aber er tut es."

Ist damit in dieser Debatte etwas gewonnen? Einige verbale Entgleisungen nimmt Broder zurück, sein zentraler Vorwurf jedoch bleibt in der Welt.

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Geschrieben von

Achtermann

Ich lass' mich belehren. Jedoch: Oft wehre ich mich dagegen.

Achtermann

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