Das Brüderle in uns

Deutschtum Keiner hört hin, wenn das Brüderle im Bundestag redet

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Das Brüderle sagte im Juni letzten Jahres im Bundestag: „Die Schuldenkrise ist eine Bewährungsprobe für unsere parlamentarische Demokratie in Deutschland. Im Moment haben viele Menschen den Eindruck, Italiener, Spanier, Franzosen wollen vor allem Deutsche anzapfen. Wir sollen für spanische Schrottimmobilien zahlen. Wir sollen den Franzosen die Rente mit 60 finanzieren. Wir sollen die Italiener im Allgemeinen finanzieren. Das ist das Stimmungsbild vieler in Deutschland. Das muss man einfach einmal zur Kenntnis nehmen. (…)Wenn andere Mitgliedstaaten sich anstrengen wollen, auf unser Niveau zu kommen, ist das in Ordnung. Bislang versteht man das in Europa unter Harmonisierung. Aber Harmonisierung kann nicht heißen, andere für die eigenen Probleme zahlen zu lassen. Es ist nicht vermittelbar, dass die deutsche Oma mit ihrem Sparbuch für die Schulden von Investmentbankern in anderen Ländern haften soll. Das geht nicht an.“

Hat sich darüber jemand erregt? Ich denke, kaum einer. Dabei wurden diese Sätze im Bundestag im Sommer letzten Jahres in aller Öffentlichkeit gesagt. Hätte ein deutscher Nationaldemokrat anders formuliert? Ich vermute: nein. Wenn jedoch dieses unter Beifall seiner Gleichgesinnten nationale Ressentiments schürende Brüderle einen weiblichen Busen, der seinem alkoholisiertem Blick nach gut in ein Dirndl passe, in den Mittelpunkt seines Interesses rückt, überschlagen sich die Medien und die öffentlichen Diskussionen vibrieren. Da scheint sich etwas zu bewegen in Deutschland. Wenn die für die Bildzeitung arbeitende Gerichtsreporterin Alice Schwarzer und Frauenkenner Hellmuth Karasek in einer der Haupttalkshows zu dieser Dirndl-Äußerung um ihre Meinung gebeten werden, ist dies ein deutliches Indiz.

Was ist dagegen schon nationales Denken? Was bedeutet da schon der Transport des Bildes, der dreifache Fußballweltmeister würde von Spaniern, Italienern und Franzosen ausgesaugt? Sie lebten auf Kosten der hart arbeitenden Deutschen, gönnten sich mit deren Hilfe eine Rente mit 60, drehten der fleißigen Exportnation Schrottimmobilien an oder ließen sich ganz einfach aushalten. Ja, sie schreckten nicht mal davor zurück, der deutschen Oma das Sparbuch zu plündern.

So ist es, das deutsche Brüderle. Alle wollten nur das eine: sein Geld. Doch das Brüderle weiß sich zu wehren. Lässt so was nicht mit sich machen. Und das Dirndl bleibt ihm heilig.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Achtermann

Ich lass' mich belehren. Jedoch: Oft wehre ich mich dagegen.

Achtermann

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden