Der 10. September – ein guter Tag für Opel?

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Die Opel-Belegschaft war der Spielball der Wahlkämpfer

Es war der 10. September, etwas mehr als zwei Wochen vor der Bundestagswahl, als der Coup verkündet wurde: Opel sei an Magna verkauft. Begierig griffen die einschlägigen Politiker den vermeintlichen Deal auf und gingen damit an die Presse. Diese ihrerseits war bereit, großzügig ihre Spalten und Mikrofone für die Wahlkämpfer zu öffnen, damit diese ihre Verkündigungen mit Blick auf die Wahl zum Besten geben konnten.

Roland Koch: „Dies ist ein guter Tag für die vielen Beschäftigten und deren Familien, für die erfolgreiche Zukunft eines traditionsreichen Unternehmens. Es ist der entscheidende Durchbruch, auch wenn in den nächsten Wochen noch viel zu tun ist.“

Dieter Althaus: „Unser Ziel für eine gute Opel-Zukunft ist damit erreicht. Unser gemeinsamer Einsatz für Eisenach hat sich gelohnt.“

Jürgen Rüttgers: "Sie sehen einen erleichterten Ministerpräsidenten … es ist eine gute Meldung für Nordrhein-Westfalen." Das "Geheimnis des Erfolgs" sei der gemeinsame Kampf und "der enge Schulterschluss" mit dem Betriebsrat und der IG Metall gewesen.

Hannelore Kraft sagte, auch sie sei erleichtert, "dass die nervenaufreibende Hängepartie zur Zukunft von Opel nun erst einmal beendet ist."

Noch am selben Tag war in Zeit-Online eine Einschätzung zu lesen, die deutlich macht, welche Dimension diese Meldung für den Wahlkampf hatte: „Politisch bedeutet der Deal für die Kanzlerin die Rettung. Jeder andere Ausgang des monatelangen Pokers um Opel hätte die Christdemokratin mitten im Wahlkampf enorm beschädigt. Die Protesterklärungen waren schon gedruckt, die Gewerkschaften hatten schon zu einer Protestdemonstration aufgerufen. Ein Opel-Wahlkampf hätte für Merkel gefährlich werden können. Jetzt kann sich die Kanzlerin feiern lassen, und der SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier kann nur danebenstehen und höflich applaudieren.“

Mindestens zwei Fragen stellen sich: Waren alle den Verlautbarungen aus den USA aufgesessen und haben tatsächlich geglaubt, der Handel sei perfekt? Oder wussten zumindest einige Wahlkämpfende bescheid, dass es sich um eine großinszenierte Attrappenvorführung handelte, mit dem Ziel, den Gewerkschaften vor dem Urnengang keinen kurzfristigen Anlass zu geben, in den Wahlkampf aktiv einzugreifen?

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Geschrieben von

Achtermann

Ich lass' mich belehren. Jedoch: Oft wehre ich mich dagegen.

Achtermann

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