Manchmal denkt man, er sei aus der Zeit gefallen. Warum? Man lese sein neuestes Diktum, das am 1. März 2016 der Leserschaft präsentiert wurde:
US-Außenminister John Kerry lobt Deutschland, weil es im vergangenen Jahr rund 1,1 Million Flüchtlinge aufgenommen hat. Die Bundesrepublik zeige einen beispiellosen Einsatz, sich um Neuankömmlinge zu kümmern und sei äußerst großzügig.
Da sind wir aber stolz. Die USA haben in den vergangenen Jahren (!) weniger als 2000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Pläne von Obama, im laufenden Jahr mindestens 10.000 Syrer ins Land zu lassen, stoßen bei den Republikanern auf Widerstand.
So sind sie. Sie bombardieren seit vielen Jahren im Vorderen Orient. Weit über eine Million Menschen verloren dabei ihr Leben. Wenn es aber darum geht, Flüchtlinge aufzunehmen, dann pfeifen sie auf Humanität und Menschenrechte. Wäre die deutsche Politik nicht so unterwürfig, dann würde sie Dampfer mit Flüchtlingen aus Syrien in die USA schicken.
Warum ausgerechnet Dampfer? Das letzte überseetüchtige Dampfschiff wurde in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts gebaut: die Queen Elizabeth 2. Sie wurde 1969 in Dienst gestellt und befuhr bis 2008 die Weltmeere. Allerdings: Die Kapazität wäre dem Flüchtlingsproblem als adäquat zu bezeichnen: 1.800 Passagiere könnten pro Fahrt aufgenommen und von 1.000 Besatzungsmitgliedern begleitet werden.
Die QE2 wurde für geschätzte 100 Millionen Dollar an eine Reederei in Dubai verkauft, die das Schiff umbauen lassen wollte. Die Idee, daraus ein Luxushotel entstehen zu lassen, soll bis heute nicht umgesetzt worden sein. Der Dampfer liegt seit Jahren ohne Gewinn abzuwerfen fest. Genaueres weiß man nur ungefähr. – Heutzutage bestückt man solche Riesenschiffe, die rund 300 Meter lang sind, mit Dieselaggregaten. Dampf muss keiner mehr erzeugt werden. Den aber hat Lafontaine abgelassen.
Kommentare 35
Der Gedanke lässt sich weiterspinnen.
Wie in "Waterworld" werden alte Super-Tanker zu Refugien umgebaut. Sauber gestapelt, lassen sich in solch einem Tanker bestimmt zehntausende Flüchtlinge zwischenparken. Kombiniert mit alten Offshore-Bauwerken ergeben sich gänzlich neue Möglichkeiten. Flüchtlinge landen dann sozusagen in einem nichtstaalichen Bereich.
Von dort aus werden per Auktion die je nach Bedarf geschulte Flüchtlinge von Ländern erworben, mit denen diese ihren Fachkräfte-Mangel und ihre demografischen Probleme angehen können.
Nicht mehr gebrauchte Flüchtlinge werden wieder zurückgeschickt und können sich auf den Flüchtlings-Tankern oder Plattformen weiter-schulen lassen.
Wasser und Nahrung gibt es reichlich, Fisch ist gut fürs Gehirn und wer will, kann sich sein Mittagessen selbst angeln ...
Warum Dampfer?
Des Dampfmachens wegen. Allerhöchste Eisenbahn ginge ja noch schlechter.
Der Oskar gibt Denkanstöße, die man als gut brauchbaren Plan B durchgehen lassen könnte, da die EU in dieser Angelegenheit in Schockstarre verharrt. Diese A2-Pläne, die sich die Klöckner-PR-Leute ausgedacht haben, kann man dagegen getrost im Meer versenken.
Auch die hatte mal einen Dampfantrieb, als sie noch nach dem Metall genannt wurde.
Oskar ist halt nur noch ein Dampfplauderer, mehr kann man von ihm auch nicht mehr erwarten.
im Grunde ist das die gleiche menschenverachtende Idee, die der komische bayrische Landrat hatte, als er Flüchtlinge in Bussen zum Bundeskanzleramt transportierte. Dem waren die Flüchtlinge so egal wie sie es sich bei Lafontaine in seiner Kleinkolumne zeigt.
Aber, es sagt schon was aus über Lafontaine .
auf dem falschen dampfer...
dahinter verbirgt sich ein wende-manöver: die flüchtlings-nähe der Linke-politik, die sie in merkel-haft bringt, wird mit dem hinweis auf den alt-bösen imperialisten eingeleitet.
oder?
die rettende f-lösung kommt von putin/assad:
re-patriierung der humanitär-aufgenommenen in irgendwie gesicherten territorien in syrien-nähe.
da scheinen alle irgendwie gerettet.
Früher BILD: Die CDU/CSU ist die Schutzpatronin der Aussiedler, von denen seit 1990 über 2,2 Millionen zu uns kamen. Drei Viertel von ihnen sind mittlerweile ohne deutsche Wurzeln und Sprachkenntnisse. Sie beziehen Leistungen aus den Sozialkassen. Junge Aussiedler bilden Banden und werden straffällig. Aber die CDU/CSU sagt: „Diese Russen sind Deutsche.“ Wer Einwanderung begrenzen will, muss das Aussiedlergesetz ändern.(04.03.2002)
Heute Nachdenkseiten: Wäre die deutsche Politik nicht so unterwürfig, dann würde sie Dampfer mit Flüchtlingen aus Syrien in die USA schicken. (01.03.2016)
Gemeinsamer Nenner: Zuwanderung restriktiv steuern durch Änderung von Gesetzen und Transfer in die USA
Fortschritt: Inzwischen verzichtet Lafontaine auf die kollektive Kriminalisierung von Einwanderern.
Merke: Der Fortschritt ist eine Schnecke oder: Wo Lafontaine drauf steht, ist nicht immer links drin.
im spätsommer wird ein mauer-schützen-gesichertes areal auf dem boden syriens, nicht unbedingt unter assads ägide, aber mit euro-beteiligung zu-nehmend bebauten gegend, die post-wendend repatriierten aufnehmen müssen. oder?
Oskar Lafontaine will zwei "Fliegen" mit seiner Klappe schlagen :
Einerseits will er nicht über "Luftbrücken für Flüchtlinge in Not" aus deutschland, der EU schreiben, nicht an das erfolgte kanadische Airlift Programm erinnern
http://www.nzz.ch/international/kanada-erreicht-fluechtlingsziel---25-000-syrer-im-land-angekommen-1.18704080?extcid=Newsletter_01032016_Top-News_am_Morgen
Flüchtlingsziel erreicht
25 000 Syrer in Kanada angekommen
1.3.2016, 05:21 Uhr1 Kommentar
Andererseits macht Oskar Lafontaine hemdsärmelig den Reeder Lobbyisten:
Deutsche Reeder antichambrieren seit Monaten in der Bundestags- , Kanzleramt- Lobby nach Angela merkels "Wir schaffen das", doch bitte schön, die Armada ihrer eingemotteten Containerschiffe, Frachter, Kreuzfahtschiffe, z. T. ein reines Verlustgeschäft, für die Aufnahme von Flüchtlingen vor Ort als Hotel oder als Transporter egal wohin auf Staatskosten "Klar Schiff" machen zu dürfen
Manche nennen ihn deshalb einen Linkspopulisten.
Aber, es sagt schon was aus über Lafontaine.
Ja, sicher. Man müsste doch mal die Gelegenheit nehmen und die Rolle der US-Amerikaner ausführlicher sich vergegenwärtigen. Der Irak-Krieg, eine auf bewusster Lüge begonnene Invasion, soll der Ausgangspunkt der jetzigen Lage im arabischen Raum sein.
Wo Lafontaine drauf steht, ist nicht immer links drin.
Das stimmt. Das trifft aber auch auf uns beide zu. Was du als links verstehst unterscheidet sich bisweilen von dem, was ich darunter verstehe. Das muss aber kein Schaden sein. Sonst gäbe es ja nix zu diskutieren. - Was mich aber wundert, ist, dass die Nachdenkseiten ihre Leser an einer textlich so kurzen Leine lassen wie die Konsumenten der Bildzeitung, die Lafontaine früher fortgebildet hat. Mich beschleicht das Gefühl, da wird die Bekanntheit des Autors benutzt, der sich ab und zu mal für fünf Minuten hinsetzt, um die Nachdenkseiten zu pushen.
Deutsche Reeder antichambrieren seit Monaten...
Aus allem kann man Geld machen. Auch mit Flüchtlingen. Nicht nur die Schleuser sind's. Auch die Immobilieneigentümer, deren Objekte jahrelang leer standen, haben neue Verwertungsmöglichkeiten gefunden. Dass da die Reeder mit ihren alten Kähnen Land sehen, ist naheliegend.
warum soviel dampf über den ganz nebensächlichen dampfer hier abgelassen wird, weiß ich nicht.
wollt oder könnt ihr den saarländer bzw. seinen kurztext nicht verstehn?
wer hat Sie denn zu unserem Oberlehrer bestimmt?
Warum ausgerechnet Dampfer? Warum nicht Rechnungen? (den Vorschlag gab es ja auch schon).
Na ja, beides hat wohl wenig Sinn – bei der unheimlich hohen Aufnahmebereitschaft der USA als Hauptverursacher der Flüchtlingsströme in Vorderen Orient.
Satire kann man natürlich realistisch kritisieren – und sich entsprechend empören. Ist sicher befriedigend fürs Gemüt
Das ist ganz sicherlich ein Problem, dass man nicht bei allem und ständig alle Hintergründe mit ins Feld führen kann. Davon leben jene, die die Rolle der USA selten beleuchten, aber auch jene, die glauben mit einem kurzen Verweis auf die USA sei nun auch alles gesagt. Verkürzungen sind das Elend der Gegenwart. Und das ist - leider - so in allen Richtungen.
man unterscheidet, sagt die lehre, argumenta ad rem und ad personam.
Sie sollten sich beruhigen, denn ich bin mir sicher, dass Sie Ihre Meinung zu Lafontaine und den Vordenkseiten auch ganz ohne Anmaßung hier nieder schreiben dürfen, nur Mut.
Meister, wo ist Ihr Sheriffstern?
Ich kann in Lafontaines Text nicht einmal Dampfablassen erkennen, nur eine sarkastische Reaktion auf politische Heuchelei. Wie man den Schlußsatz als irgendwie ernst gemeinten politischen Lösungsvorschlag lesen oder sich umgekehrt über seinen Zynismus aufregen kann, verstehe ich nicht.
siehe oben
Nein, er meint nur das Verursacherprinzip: die, die den Dreck machen, müssen hinterher auch aufräumen.
Dampf muss keiner mehr erzeugt werden. Den aber hat Lafontaine abgelassen.
Warum auch nicht, jeder muss mal Dampf ablassen. Niemand kann ununterbrochen hochintelligente politische Erklärungen absondern.
Ich muss mich da korrigieren, für einige Mitglieder der Freitag-Community gilt das natürlich nicht.
Dieser Nachtrag ist dir nur deshalb eingefallen, weil du ausschließlich an dich gedacht hast.
Danke. Genau sowas in der Art hatte ich erwartet. Hochintelligent.
1. hoffe ich, dass Sie Ihre Dreck-Metapher für die Flüchtlinge aus Syrien inzwischen selbst bedauern, und 2. müssten nach dieser Logik neben den USA auch die anderen in Syrien schießenden Welt- und Regionalmächte Flüchtlinge aufnehmen - ein ziemlich zynischer Gedanke.
War das missverständlich? Die Dreckmetapher bezieht sich auf die Kriege, die Interventionen, das Chaos und die Zerstörung, die Menschen dazu zwingen, zu fliehen. Nicht - um Himmels Willen - auf die Flüchtlinge. Ich hoffe, jetzt ist es unmissverständlich.
zu 2: sie sollen sich einfach der menschlichen Tragödien bewusst werden, bevor sie solche Interventionen planen. Es ist deren Verantwortung, dafür gerade zu stehen. Es ist auch unsere, hier in Deutschland, das liegt aber nicht so an der Oberfläche.
Ich warte immer noch auf einen inhaltlichen Kommentar Ihrerseits, schließlich sollten Sie Ihre Watchen auch begründen.
Ich kann in Lafontaines Text nicht einmal Dampfablassen erkennen, nur eine sarkastische Reaktion auf politische Heuchelei.
Das kann man natürlich so lesen. Die US-Amerikaner loben die dt. Regierung ob ihrer Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen, ohne selbst Anstalten zu machen, die humanitäre Katastrophe, die sie mitverursacht haben, zu mildern. Da könnten auch andere Staaten eingereiht werden. Es kostet wenig, von weit her Frau Merkel einer friedensnobelpreiswürdigen Haltung zu würdigen und geichzeitig die Grenzen zu schließen. Dies ist auch ein Grund, weshalb die "besorgten" Bürger sich erregen und meckern. Dass wir ein reiches Land seien, wie immer behauptet wird, stimmt eben nicht für alle, die darin leben. Dies sollte nicht unter den Tisch fallen.
Ja,Oscar,der damals der Portokasseneuphorie die "wirtschaftliche Vernunft" entgegensetzte ist wohl selbst beim "Freitag"noch als Vaterlandsverräter gebrandmarkt.Die Folgen kriegt Ihr jetzt zu spüren:Atomfolgekosten ,äh,jetzt wollte ich das erklären "atomfolgekosten",Leckt mich doch...Guckt selbst nach.
Ja,Oscar,der damals der Portokasseneuphorie die "wirtschaftliche Vernunft" entgegensetzte ist wohl selbst beim "Freitag"noch als Vaterlandsverräter gebrandmarkt.
Jetzt übertreib mal nicht. "Vaterlandsverräter" habe ich nirgendwo gelesen, auch nicht zwischen den Zeilen.