Die Bambi-Burda-ARD-Bushido-Symbiose

Burda-ARD-Symbiose Der Rapper und Bambi-Preisträger Bushido hat seine bürgerlichen Förderer um die ARD und den Burda-Verlag ein wenig in Verlegenheit gebracht

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Die Bambi-Burda-ARD-Bushido-Symbiose

Foto: Daniel Roland / AFP / Getty Images

Der Grund: Der geborene Anis Mohamed Youssef Ferchichi hat nun auch Politiker mit seinem Stammtischgerede ins Visier genommen: "Ich schieß auf Claudia Roth, sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz." Das ist ein aktuelles Zitat aus seinem Oeuvre, das manche dazu bringt, empört zu sein – anderthalb Jahre nach Bushidos Auszeichnung. Immerhin hat der Schwarzbraun-ist-die-Haselnuss-Sänger Heino sein Jahre zuvor erhaltenes Rehkitz anlässlich Bushidos Bambi im Jahr 2011 zurückgegeben. Er hatte erkannt, sein Image könnte mit in den braunen Sumpf geraten, der durch Bushido-Texte genährt wird. Niemand anderes aus den Reihen der Prominenten hat sich bisher zu diesem Schritt durchgerungen.

Unklar bleibt, weshalb der Burda-Verlag Bushido für dessen angebliche Integrationsbemühungen ausgezeichnet hat. Der Verlag lässt sich da nicht in die Karten schauen. Bekannt ist nur, dass die Juroren, die Chefredakteure diverser Zeitschriften des Verlages wie Super-Illu, Neue Woche, Glücks-Revue oder Focus, das Ohr am Puls der Zeit hätten und damit aktuelle gesellschaftliche Impulse in die Preisverleihung einflössen. Glauben mag das niemand. Aber der ARD gibt diese These eine scheinbare Rechtfertigung, die Selbstinszenierung des Verlages um Hubert Burda, den Gatten der Tatort-Kommissarin Furtwängler, zu promoten. Drei Stunden jährlich wird diese Schulterklopf- und Küsschen-Show zur besten Sendezeit übertragen. Für den Zwangsgebührenzahler rausgeschmissenes Geld, für den Burda-Verlag und dessen 800 handverlesene prominente und semiprominente Gäste eine prima Sache.

So auch für den in Kürze wegen Steuerhinterziehung vor Gericht stehende Manager der Fußballfirma Bayern München. Ihm wurde 2009 der Wirtschaftsbambi verliehen. Nachgesagt wurde ihm anlässlich seiner Auszeichnung von der Bunten: "Vor allem schätzen ihn Freunde wie Konkurrenten jedoch als harten, aber fairen Kaufmann, als Herzstück des FC Bayern." Als Laudator für den so Gepriesenen war der damalige Kriegsminister zu Guttenberg vorgesehen, der jedoch wegen der aktuellen Lage im besetzten Afghanistan sich nicht auf diesem Event rumtreiben konnte. Stattdessen schickte er seine Angetraute: "Stephanie zu Guttenberg vertrat ihren Mann mit Bravour, bezauberte mit ihrer Laudatio an Uli Hoeneß (Bambi in der Kategorie Wirtschaft) – mit Charme und Humor: „Denken Sie sich bei den nächsten Worten einfach den Verteidigungsminister in dieses Abendkleid.“ Ein Abendkleid in Knallrot, toll dekolletiert..." (Bildzeitung)

Tröstlich, dass letztes Jahr nur noch ganze 2,61 Millionen Zuschauer die PR-Show geglotzt haben. Das alte RTL-Format Wer wird Millionär, das zur selben Zeit ausgestrahlt wurde, war mit 6,92 Millionen Zuschauern weitaus erfolgreicher. Es gibt also genügend Gründe, die Bambi-Sendung aus dem Programm zu nehmen. Die Quote, von der sich die öffentlich-rechtlichen Fernsehmacher immer so beeindruckt geben, ist ein Argument. Das gewichtigere ist jedoch diese fragwürdige Symbiose, die die ARD mit dem deutschtümelnden Burda-Verlag eingeht.

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Geschrieben von

Achtermann

Ich lass' mich belehren. Jedoch: Oft wehre ich mich dagegen.

Achtermann

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