Der Blogger Streifzug hat eine therapeutische Maßnahme ergriffen, um die Freitags-Community wieder auf die Füße zu kriegen. Er eröffnete einen Schimpf- und Hassblock und lud ein, sich das Aggressionspotenzial von der Seele zu schreiben, gleich einem Boxsack, den man jugendlichen Gewalttätern als Mittel der Spannungsabfuhr ins Zimmer hängt.Das Blog wurde innerhalb kürzester Zeit sehr stark frequentiert. Nur: Reingehauen, wie man in einen Boxsack mit voller Wucht reinhaut, wurde nicht. Deshalb ist das Fragezeichen groß, ob sich eine therapeutische Wirkung einstellen und ihren Ausdruck im freundlichen Austausch der Argumente finden wird. In den verabreichten Dosen waren zu viele Globuli, zu viel Homöopathisches und zu wenige Produkte der Pharmaindustrie.
Deshalb wird diese wohl eher einmalige Form keine nachhaltigen therapeutischen Erfolge zeitigen, denn der Blogger und die Bloggerin an sich scheinen gar kein Interesse am gleichberechtigten Austausch mit den Anderen zu haben. Das zumindest diagnostiziert in einer Polemik der freie Publizist und Autor Dr. Magnus Klaue, der in diversen linken Publikationen, so auch im Freitag, seine Überlegungen veröffentlicht. In der im September erschienen Jahreszeitschrift literatur konkret verteilte er unter der Überschrift Welt ohne Bürger seine Blogger-Watschen. Die Welt ohne Bürger sei die Welt des Web 2.0. Dort beherrschten nach Klaues Diagnose Egomanen und Träger anderer psychischer Defekte die Szene, die unter dem Schutz des Nicks einen "ganz persönlichen Amoklauf durch die virtuelle Welt" starteten, der "die Wandlung von kommunikativem Streit in isoliertes Ego-Shooting" indiziere. Jeder, der eine andere Meinung als die eigene vertrete, werde als Feind wahrgenommen und entsprechend behandelt.
Schon zu Zeiten, als der Leserbriefschreiber noch mit Echtnamen zeichnete, habe man den "Niedergang der bürgerlichen Institutionen" konstatieren müssen, weil sich der "Unterschied zwischen Leserbriefen und Zeitung längst eingeebnet" habe. Im Web 2.0 sei die "schlechte Aufhebung des Gegensatzes von Autoren und Lesern, Produzenten und Rezipienten in einer Gemeinschaft potentieller Denunzianten, deren wichtigste 'Medien' das Gerücht, die Kolportage, die Bespitzelung und die jedem rationalen Interesse losgelöste Meinungsmacherei" vollzogen. Jeder Autor müsse sich rechtfertigen, könne keinen Text mehr stehen und für sich sprechen lassen. Beurteilungskriterien seien nicht mehr der Inhalt, sondern die zunehmende Zahl der Postings oder dieAnzahl der 'Gefällt mir'-Daumen. Die Kommunikationsprinzipien funktionierten wie in einem "süddeutschen Kaff" oder in dessen städtischen Komplement, dem "Kiez": "Hier wie dort gilt das Gesetz der Bandenbildung, der Patronage und der kollektiven Heimlichtuerei…".
Schauen wir auf die Freitags-Community sind diese Symptome sicher zu beobachten. Nur: Wir bemerken sie bei den Anderen - nicht bei uns selbst. Trotzdem geht mein Dank an Streifzug. Ein Versuch war's wert. Meine Evidenz: Jede gelingende Diskussion, an der mehr als ein halbes Dutzend Personen beteiligt sind, benötigt eine Leitung.
Quellen:
www.freitag.de/community/blogs/streifzug/bloggrenzen-ueberschreitende-linke-streitkultur
www.konkret-verlage.de/kvv/txt.php?text=weltohneb%FCrger&;;nr=35
Kommentare 41
Lieber Achtermann,
der zweite Link funktioniert leider nicht. Man versuche es hier:
Welt ohne Bürger (Magnus Klaue, Literatur Konkret #35)
Er eröffnete einen Schimpf- und Hassblock und lud ein, sich das Aggressionspotenzial von der Seele zu schreiben, ....
------------------------------------------------------------------------------
Ich bin strikt dagegen!
Da reagieren sich irgendwelche Blogger ab und ich habe nichts davon! ;-)
M.F. läßt grüßen
@ j-ap
Vielen Dank!
Gute Besserung für Kampfhähne und -hennen. Gesundheit kommt von innen heraus
www.merz.de/beauty/schoenheit_von_innen/merz_spezial_dragees/
;-)
@ Rahab
Ich bin wohl zu wenig Insider. Was bedeutet M.F.?
„Wir bemerken sie (diese Symptome) bei den Anderen - nicht bei uns selbst“
Und selbstverständlich bemerkt der Herr Klaue „diese Symptome“ auch nur „bei den Anderen“ und nicht bei sich selbst und seinen Kameraden.
Michel Foucault et al
In "Der Buchdruck in der frühen Neuzeit", man fühle hinein bei
de.wikipedia.org/wiki/Der_Buchdruck_in_der_fr%C3%BChen_Neuzeit
wird sich sicher so einiges Zeitgenössisches finden lassen zur Pathologie von Gensfleisch und seiner Kunst und dem ganz gefährlichen Werk, der Luther-Bibel. Da muss man mit dem Blog schon Verständnis haben, er will nur das Beste für die Menschen.
gegen mopping wird immer stand by gebraucht!
Herzlichen Dank für den Hinweis auf den Aufsatz von Klaue und den Link zum Konkret-Artikel. Sehr lesenswert und für mich eine Anregung, über meine Existenz als Blogger und eine Rückkehr in die Rolle des klassischen Leserbriefschreibers nachzudenken.
Der Artikel von Klaue ist mau und kleinkariert. Irgendwie ein zusammengerührtes Gebräu aus gemoppsten Wortkreationen und einer Einstellung, die ein Politbüro schon immer der Basisdemokratie vorzog. Möchtegerndünkel eben.
Wenn schon Kritik, dann würde ich Seelenverkäufer von Robert Kurz empfehlen. Die dort kritisierte Zeitschrift hat nix mit mir zu tun :)
Link war falsch:
Seelenverkäufer
Danke für den Kurz:
"Das technische Bedienungselement für die Sintflut von Entäußerungen des bürgerlichen „Alltagsverstands“ in seinem Zerfall bildet die sogenannte „Kommentarfunktion“. Ist diese einmal installiert, können sich jede und jeder unmittelbar in die jeweilige Netzplattform einschalten und zu allen dort publizierten Texten ungeprüft ihren Senf zugeben. Es ist die Potenzierung des Karaoke-Prinzips und eine schauerliche Apotheose der „meinungsgegenständlichen“ Basisdemokratie. Magisch angezogen werden von dieser technischen Möglichkeit Dauerschwätzer, Stammtisch-Räsoneure, Wichtigtuer, neurotische Charaktere, Querulanten und Obskuranten jeglicher Couleur. Die hat es zwar schon früher gegeben, aber sie wussten nichts voneinander bzw. sie hatten noch nicht die Gelegenheit, derart massiert und permanent aufzutreten. Indem die „Streifzüge“ nun diese Bedienungsfunktion durchgehend in ihrer Web-Plattform eingerichtet haben, geben sie diese für das allgemeine Räsonnement ohne jeden inhaltlichen Anspruch frei, um so den höchsten Grad der Selbstreferentialität zu erreichen: Würstchen von Würstchen für Würstchen."
Das ist schön böse formuliert, aber nicht unbedingt anders, origineller, argumentativer und weniger Politbüro als Klaue - scheint mir.
Hallo koslowski,
bei Kurz steht etwas mehr dahinter als Blogger-Bashing. Seine Kritik lässt sich gradlinig aus dem ableiten, was er schon seit Jahren schreibt. Klaue springt meiner Meinung nach auf einen Zug auf, in dessen Führerhäuschen Schirrmacher und Döpfner Arm in Arm sitzen, während der entsprechende Rest die Kohlen nachlegt.
Schon saukomisch: Alle wollen sie, die Herren Doktoren und Professoren, Denker und Dichter, dass das Volk das Maul aufmache, weswegen ihm ja stets auf's selbe hoffnungsvoll geschaut wird. Wird's dann aufgemacht, heißt es: Karies, Mundgeruch und überhaupt, wie kommt es dazu.
Würstchen von Würstchen für Würstchen, selten so gelacht. Kurz-weilig.
…und der einzige, wahre und echte „Wertkritiker“ Robert Kurz kann es sich bei seiner allgemeinen Kritik nicht verkneifen, ganz „zufällig“ ausgerechnet seine ehemaligen und nun abgespaltenen Mitstreiter anzupinkeln.
Und man sieht, auch der Kurz bemerkt „diese Symptome“ wieder nur „bei den Anderen“ – der hat sich für seine öffentliche Vorführung gleich seine Ex-Genossen ausgesucht.
Ein trauriger Gleichklang bei dieser gegenseitigen und lächerlichen Anpisserei…
Über die FC "Streitkultur" ist doch schon auch anderswo berichtet worden. Probleme werden nicht gelöst, sie werden diskutiert, bis das nächste Problem kommt. Das ist Qualitätssteigerung.
Streit ist auch ohne Kultur möglich. Kultur hingegen ist ohne Streit undenkbar. Nur Kitsch geht ohne Streit.
Beide Worte zu einem Wort Streitkultur zusammenzuziehen liefert einen Widerspruch in sich. So was hat man a.a.O. schon versucht. Aus Revolutionskultur wird einfach keine Kulturrevolution, nicht mal wenn man's militärtechnisch untermalt oder übermalt. Mahlt. Mit Panzerketten mahlt bis endlich himmlischer Friede herrscht.
Dass in einem Internetforum Probleme gelöst werden könnten, wäre eine Erkenntnis, die bereits der Intention dieser Foren zuwiderläuft. Hier geht es a priori ums Rechthaben, um Klickraten und den Geldgebern genehme Berichte und Erfolgsmeldungen und es hängen immerhin ein paar Jobs dran.
Qualität zu steigern - ist das möglich? Am Ende steigern sich häufiger die gegenseitigen Überheblichkeiten bis zum offenen Haß auf die Wahrheit. Und dann? Dann ist irgendwann Ruhe. Blogtruhe.
Klick und aus.
...aus revolutionskultur wird einfach keine kulturrevolution ... schade eigentlich -
großes dankeschön für diesen kommentar.
@ GeroSteiner
Am Ende steigern sich häufiger die gegenseitigen Überheblichkeiten bis zum offenen Haß auf die Wahrheit. Und dann? Dann ist irgendwann Ruhe.
Harter Blick! Realistischer Blick? Vielleicht. Eine Community ist offen, ein Kommen und Gehen. Das Letztere manchmal im Streit, manchmal aus Zeitmangel, manchmal wg. Interessenverlagerung. Deshalb wird es eine gemeinsame Anstrengung zu irgend einer Veränderung (Qualitäten steigern?) kaum geben können.
Magnus Klaue hat sich trotzdem ausgekotzt.
Hallo Achtermann,
meine Erfahrung mit der FC ist gut, ich schreibe gleich warum. Schwierig sind die durch die Beteiligung entstehenden alltäglichen Probleme - die Beteiligung zieht mir erhebliche zeitliche Ressourcen für andere Freuden, Pflichten, Arbeiten ab. Dazu muss ich mir ein paar Gedanken machen, keinesfalls kann ich das so intensiv fortsetzen.
Ganz wesentlich für mich ist es, mein Denken üben zu können. Das ist einerseits mein Texten selbst, das wenn auch nur in einer sehr kleinen Öffentlichkeit, aber für mich völlig ausreichend, sattfindet und andererseits eine Vielfalt von Meinungen kennenzulernen. Die verbalen, zum Teil unsachlichen Auseinandersetzungen zwischen Diskutanten kann ich jederzeit abschalten, mein Beitrag besteht dann darin, mich nicht einzumischen und zur Eskalation beizutragen. Die Dynamik im Blog ist auch nicht mit einem Gespräch zu vergleichen, ich sehe das auch nicht so dramatisch - ich entscheide, wann ich aussteige. Die Reaktionen auf meine Postings habe ich auch selbst zu verantworten. Ich habe inzwischen meine Skala von Wertungen der Blogger und komme damit gut zurecht - also wen lese ich, wen nicht so sehr, auf wen reagiere ich, auf wen nicht,...
Das Bloogen ist etwas völlig anderes als ein Leserbrief. In einem Leserbrief möchte ich mich öffentlich äußern, ich kann davon ausgehen, dass mich einige tausend Leute wahrnehmen werden. Im Blog möchte ich mich gerade nicht öffentlich äußern und die Leserschaft sind nur einige wenige. Gerade das ist mein Ziel, denken üben - nicht etwas öffentlich erreichen.
Die soziale Dynamik in einer Community ist aufgrund unserer geringen sozialen Erfahrung (nicht nur hier in der FC) und einer unentwickelten Technik (nicht nur in der FC) noch etwas derb. Aber ich bin da guter Hoffnung, dass sich das entwickelt. Ein guter Journalist und ein guter Blogger werden doch schon jetzt von der FC anerkannt.
Vor einiger Zeit habe ich mich wissenschaftlich mit dem SCI auseinandergesetzt, einer Messmethode, um die Relevanz wissenschaftlcher Beiträge zu ermitteln. Dabei wird gemessen, wer wen zitiert, man kann Zitierkartelle identifizieren und feststellen wo die Forschungsfront ist usw...Dieses Potenzial und weitere Ideen in einer praktikablen Form für die FC einzusetzen, halte ich für sehr aussichtsreich. Ich glaube nicht, dass der Weg darin besteht, die FC zu moderieren, das muss Sie schon selbst tun - aber wir brauchen mehr Instrumente.
Andererseits will ich diese Instrumente auch nicht verabsolutieren, ein Troll bleibt ein Troll, bleibt ein Troll - Schlaglöcher gibt es halt auch auf der Datenautobahn. Ich glaube auch einschätzen zu können, wer es redlich meint, auch wenn er anderer Meinung ist. Dieses Gefühl zu vermitteln bemühe auch ich mich, wenn ich schreibe.
@ Rapanui
Die verbalen, zum Teil unsachlichen Auseinandersetzungen zwischen Diskutanten kann ich jederzeit abschalten, mein Beitrag besteht dann darin, mich nicht einzumischen und zur Eskalation beizutragen.
Das ist für nicht wenige, so mein Eindruck, eine Kunst - sich rauszuhalten, nicht zu antworten, Polemiken einfach mal stehen zu lassen und darüber hinwegzusehen. Wenn jeder in der FC diese beherrschte, wären wir ein großes Stück auf der Kommunikationsebene weiter. Ich bin da beim Üben.
Allerdings: So wie M. Klaue die Blogger abmeiert, obwohl er hier selbst Beiträge einstellt (einstellen lässt), halte ich nicht für angemessen.
"Dabei wird gemessen, wer wen zitiert, man kann Zitierkartelle identifizieren und feststellen wo die Forschungsfront ist usw...Dieses Potenzial und weitere Ideen in einer praktikablen Form für die FC einzusetzen, halte ich für sehr aussichtsreich."
Zitierkartelle, ganz recht. Und das Zitat als Totschlagargument (möglichst nur den link einstellen)
@ achtermann
>>>Allerdings: So wie M. Klaue die Blogger abmeiert, obwohl er hier selbst Beiträge einstellt (einstellen lässt), halte ich nicht für angemessen.
Mir ging es so: Klaue nimmt typische Schwächen von Blogs und Bloggern aufs Korn, da fand ich interessante Vergleiche und Bilder.
Mit einem Satz wie >>>so exekutiert die Blogger- und Forenkultur die schlechte Aufhebung des Gegensatzes von Autoren und Lesern, Produzenten und Rezipienten in einer Gemeinschaft potentieller Denunzianten, deren wichtigste "Medien" das Gerücht, die Kolportage, die Bespitzelung und die von jedem rationalen Interesse losgelöste Meinungsmacherei sind. schlägt er unnötigerweise um sich und zerschlägt viel zu viel einer gerade erst entstehenden Kultur des Blogs.
Im Gegensatz zu dieser unduldsamen Art setze ich viele Hoffnungen in diese neue Weise der Kommunikation. Klaue ist als Gradmesser des gegenwärtig "unkultivierten" Zustandes brauchbar, Ideen hat er, zumindest in dem Artikel nicht.
Seit 1882 Robert Koch den Tbc Erreger entdeckte hingen an allen öffentlichen Plätzen, zuerst in Berlin, Schildern mit einem Spuckverbot, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. Das ist dann in unser Verhalten als "Kultur" und selbstverständliches Verhalten eingegangen. Hier ein "Spuckverbot", in welcher Form auch immer, einzuführen wird uns schon gelingen.
Der "Kutscherpfiff", das kräftige Rotzen wird so verschwinden, wie die Kutsche.
@ hibou
Zitierkartelle: Im SCI (Science Citation Index) wird die Häufigkeit gemessen, mit der bestimmte Zeitschriftenartikel in der Science Community zitiert werden. Um das eigene Ranking zu steigern, trafen verschiedene Wissenschaftler Absprachen und zitierten sich gegenseitig. Das war anfangs nur sehr schwer herauszufinden, die Datenbank gibt es seit 1961, erst mit Aufkommen der EDV, können solche Zusammenhänge signifikant nachgewiesen werden.
Solche Instrumente, die dereinst nur mit einem gigantischen wirtschaftlichen Aufwand entwickelt werden konnten, stehen heute vergleichsweise billig zur Verfügung.
Ob die FC sich mit solchen Instrumenten durchleuchten lassen will, sei mal dahingestellt. Aber auch in der FC gibt es ja eindeutig Strategien und Taktiken der nicht inhalts- und qualitätsbezogenen Aufmerksamkeitssteigerung, z.B. im eigenen Blog massenhaft sich selbst zuzup(r)osten. Auch scheint "die Cloud" als Ziel des Ehrgeizes einen gewissen Reiz auszuüben. Diese Fehlallokation von Aufmerksamkeit zu verringern, liegt eindeutig im Interesse der FC. Vielleicht machen wir mal einen Blog zu diesen technischen Instrumenten auf.
ja, waer ich auch dafür..... danke für die erklaerungen, rapanui
@GeroSteiner" - "Dass in einem Internetforum Probleme gelöst werden könnten, wäre eine Erkenntnis, die bereits der Intention dieser Foren zuwiderläuft. Hier geht es a priori ums Rechthaben, um Klickraten und den Geldgebern genehme Berichte und Erfolgsmeldungen und es hängen immerhin ein paar Jobs dran."
Also mit dem Statement im Hintergrund könnte ich eigentlich den Bettel hinschmeißen.
Mache ich nicht so schnell. Ich denke mir lieber paar neue Texte aus und versenke die in diesem Freitags-Forum. Es wird aber - denke ich - Zeit, dass ich mich mal neu orientiere. Das Ding hier ist nicht mehr inspirierend.
"Auch scheint "die Cloud" als Ziel des Ehrgeizes einen gewissen Reiz auszuüben"
Du liebe Güte, das habe ich zu Beginn als Scherz gesehen. Aber, wenn die Debatten so sind, müsste man sich eigentlich löschen lassen aus der Cloud.
Ach was. Die brauchen nur LSD, nichts anderes.
liebe magda, wut bewahren, aber ins leere laufen lassen die rechthaber und provokateuer und zuwendungshamster (ich meine nicht gero sondern jene, die inspiration töten) ... und dann kommen die anderen wieder als flash mob oder - wenn es sein soll - cloud mob und haben wieder spaß an texten und meinungen ...
den freitag kann ich nämlich bei meiner krankenkasse gar nicht abrechnen. wie auch die zigaretten nicht und nicht den riesling und all die anderen genussgefahren.
@magda: "Das Ding hier ist nicht mehr inspirierend." genau so seh ichs auch
@ Rapanui - Noch eine Bemerkung, weil ich das auch nicht verstehe
"Aber auch in der FC gibt es ja eindeutig Strategien und Taktiken der nicht inhalts- und qualitätsbezogenen Aufmerksamkeitssteigerung, z.B. im eigenen Blog massenhaft sich selbst zuzup(r)osten."
Also ich habe manchmal die Gewohnheit einzelnen Kommentatoren zu antworten statt eine Sammelantwort zu geben. Gehört das jetzt auch zum sich selbst zuprosten oder -posten?
Mich verunsichern und ärgern solche Überlegungen eigentlich. Ich finde es - sicherlich - immer schön, wenn es zu Beiträgen ein gutes und breites Echo gibt. Aber, generell über Textqualität oder über das Bemühen, etwas Interessantes anzubieten, ist hier überhaupt nicht mehr die Rede. Absolut erstickend...finde ich.
Also ich habe manchmal die Gewohnheit einzelnen Kommentatoren zu antworten statt eine Sammelantwort zu geben.
Ich halte es geradezu für geboten, dass der Blog-Schreiber sich an der Diskussion beteiligt. Ich interpretiere es als eine Form von Arroganz, wenn der Blog-Einsteller nur sein Futter vorwirft und sich dann zurückzieht.
@ achtermann @ Magda
Ich glaube, dass Sie hier einem von mir nur nebenbei erwähnten Phänomen zu viel Aufmerksamkeit zukommen lassen. Auch mein Eindruck ist der, dass die allermeisten Beiträge inhaltlich motiviert sind und sich nicht vorrangig an der messbaren Metaebene (Cloud, Zahl der Beiträge, TopBlog, meistdiskutierte Blogs u.ä.). Selbst wenn das eine gewisse nebensächliche Rolle spielt, ist das akzeptabel und menschlich.
Die Metaebene halte ich dennoch für eine Orientierung für die FC. Die technischen Instrumente, die ja auch schon jetzt vorhanden sind, können diskutiert werden. Grundsätzlich besteht aber immer die Gefahr, dass sich Technik verselbständigt und zum Selbstzweck wird.
Letztlich, wie ich oben schon geschrieben habe, kann ich die regelmäßigen Teilnehmer an der FC, es ist ja immer noch eine überschaubare Anzahl, für mich ausreichend genau einschätzen und mich mit ihnen beschäftigen oder auch nicht.
Beispiele für aufmerksamkeitssteigerndes Verhalten habe ich für mich identifiziert, aber es gibt keinen sinnvollen Grund darüber zu schreiben.
Meine Kriterien für die Bewertung möchte ich nicht öffentlich machen, genauso wenig, wie ich solche Einschätzungen über mich öffentlich sehen möchte. Das bezeichne ich als Taktgefühl.
@ Rapanui
Über die vorgegebenen Gratifikationen wurde schon häufig ohne gemeinsames Ergebnis diskutiert. In nächster Zeit soll die Site des Freitag eine Erneuerung erfahren. Wir werden sehen… Das mit dem Taktgefühl wird das schwierigste Element der Bloggerei sein. Es geht schon mal ins Persönliche, manchmal sogar hart. Mit der Folge von Zeitsperren oder gar generellen Ausschlüssen. Nur: Den Maßstab, den die Redaktion für diese Sanktionen angelegt hat, war für mich nicht immer nachvollziehbar. Manche sind der Auffassung, dass auch politische Motivationen eine Rolle für Ausschlüsse spielten.
@ achtermann
>>>Über die vorgegebenen Gratifikationen wurde schon häufig ohne gemeinsames Ergebnis diskutiert
Mir geht es nicht um "Gratifikationen" oder "Ausschlüsse", die von der Redaktion vergeben werden, sondern um den Einsatz technischer Mittel, damit die Selbstorganisation der FC unterstützt wird. Ich kenne als qualitatives Kriterium nur die direkte Gratifikation über die Sterne, von dem ich aber nicht weiß, wie sich dieses auf das Ranking der Autoren auswirkt. Ich sehe ja immer nur den aktuellen Artikel. Alle anderen Methoden sind lediglich quantitaiv (Zahl der Kommentare zu einem Artikel, eigene Blogbeiträge, eigene Kommentare), deren Auswirkungen auf das Ranking der Autoren ich ebenfalls nicht kenne. Dazu kommt, dass die "Person" des Bloggers zu stark bewertet wird. Neben der Blogger Cloud müsste es eine Inhalte Cloud geben.
Natürlich habe ich mir das einmal angesehen und stelle einen Zusammenhang zwischen der Quantität der Beiträge und dem Ranking, welches ich über die Cloud sehe, fest. Auch bin ich mir recht sicher, dass es deutliche Clusterbildungen von Bloggern gibt - also bestimmte Blogger diskutieren besonders häufig miteinander. Das kann inhaltlich motiviert sein. Auf selbsreferenzielles Kommentieren, das Unterteilen inhaltlich zusammengehörender Kommentare, ... hatte ich schon hingewiesen. Man kann die Analyse noch viel weiter treiben, allerdings würden die Interpretationen immer komplexer und bedürften schließlich einer fachlichen Begleitung.
Es stelt sich dann wieder die Frage, ob nicht das subjektive Urteilsvermögen des einzelnen Bloggers völlig ausreichend ist, um die anderen aus seiner Sicht einzuschätzen und dann zu entscheiden: lesen oder nicht lesen, kommentieren oder nicht kommentieren, eskalieren oder nicht eskalieren,....Um mehr geht es hier doch gar nicht. Oder?
@ Rapanui
Grundsätzliche zwischenmenschliche (?) Erkenntnis ist, dass jeder Blogger, jede Bloggerin von jetzt auf nachher verschwinden kann, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Das ist ein Grund, weshalb Rankings oder sonstige Wertungen zweifelhaft sind. Die hier zu vergebenden Sternchen soll man sich angeblich auch selbst erteilen können. Du selbst hast jüngst von einem Blogger welche erhalten, der seine Sternchenverteilerei damit begründete, dass du exakt seine Meinung abdecktest. Da spielt Qualität eventuell gar keine Rolle, sondern die eingenommene (politische) Position. Deshalb neige ich Deiner Position zu, es nur beim nichtveröffentlichbaren Urteilsvermögen des Bloggers zu belassen.
Eine Variation technischer Art habe ich in einem anderen Blog beobachtet: Das zuletzt kommentierte Blog rutscht an die Spitze. Wertende Punkte oder sonstige Gratifikationen gibt es nicht. Gezählt wird einzig die Anzahl der Kommentare, aus der sich ein Ranking ergibt. Dies hat mit Qualitätsfeststellung jedoch nichts zu tun.
@ achtermann
Je länger ich mit Ihnen diskutierend über das Thema nachdenke, desto mehr neige ich zur Meinung, dass es allein das subjektive Urteilsvermögen ist, worauf es ankommt. Jede Art von Rankings ist unnütz und setzt nur Anreize für das Ranking als Selbstzweck.
Interessant wären dann zwei Richtungen für die Entwickung der Metaebene:
1. Mehr Möglichkeiten der Beschreibung der subjektiven Einschätzung
2. Steigerung des Komforts beim Schreiben und Finden von Beiträgen
@ Rapanui
Es gibt Blogger mit mehreren tausend Beiträgen. Diese sind meistens entsprechend kurz. Manchmal bestehen sie aus nur einem Wort. Ein Qualitätsmerkmal ist die Anzahl der Kommentare keinesfalls. Könnte man somit weglassen.
Das Finden der Beiträge ist nicht einfach, das geht mir ähnlich. Auch innerhalb eines Blogs die neuesten Eintragungen zu ergattern ist manchmal, wenn die Beitragsfrequenz hoch ist, nahezu unmöglich, weil immer wieder Subkommentare auftauchen, die irgendwo dazwischen in dem langen Thread hängen. Hier hülfe eine Nummerierung deutlich.
@ achtermann
>>>Ein Qualitätsmerkmal ist die Anzahl der Kommentare keinesfalls. Könnte man somit weglassen. Genau
>>>Hier hülfe eine Nummerierung deutlich. ebenso
das ist aber nur die Voraussetzung - eine Nummerierung als Parameter einzuführen; wirksam wäre der Parameter "Nummerierung" erst, wenn er als Abfragekriterium das Sortieren oder Filtern der Beiträge erlaubt - das ist datenbanktechnisch ein gewisser Aufwand, verursacht auch ein paar Kosten
genauso könnten die Sternchen als Parameter (innerhalb und außerhalb des Threads) für einen Artikel oder einen Kommentar eingeführt werden; dann wären auch die Sternchen als Abfragekriterium verwendbar; hier würde nicht der Blogger Gegenstand des Bewertung sein, sondern der Inhalt; die Schwächen dieser Art von Bewertung hatten Sie oben schon dargestellt - kann man aber dennoch tun