Haben die Männer ihre neue Rolle in der Gesellschaft gefunden?

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Haben die Männer ihre neue Rolle in der Gesellschaft gefunden? Sind sie stark und selbstbewusst geblieben oder sind sie verunsichert bei ihrer Suche zurückgeblieben und stecken nach wie vor in einer Identitätskrise? Das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend der ehemaligen Schwarz-Roten Regierung gab eine Untersuchung in Auftrag, die im letzten Jahr publiziert wurde. Das sozialwissenschaftliche Institut Sinus Sociovison arbeitete die Studie in einer Repräsentativuntersuchung aus: Männer heute: Geschlechteridentitäten und Verhaltensmuster.

Die AutorInnen Wippermann et al. fanden zwar ein breites Spektrum an Männertypen, meinten jedoch daraus vier Haupttypen quantifizieren zu können:

  • starker Haupternährer der Familie (23%) Er sieht sich selbst als stark und verantwortungsbewusst. Seine Partnerin ist im Idealfall liebevolle Mutter, attraktive Ehefrau und kluge Hausfrau. Im Milieu traditionellen Denkens und der modernen Oberschicht ist jener Typus zu Hause.
  • Lifestyle-Macho (14%) Er betrachtet seine Rolle als überlegen, hart und unabhängig. Seine Partnerin sollte sich ihm erotisch, untergeben und fürsorglich präsentieren. Dieser Typus sei vorwiegend in der Unterschicht aber auch in der Oberschicht zu finden.
  • moderner „neuer Mann“ (32%) Er sieht sich als der Entdecker der sogenannten weichen Männlichkeit, tritt selbstbewusst auf, ist berufstätig, trägt eine Bereitschaft zur Veränderung des Selbst in sich, sieht sich in der modernen gesellschaftlichen Mitte.
  • postmodern-flexibler Mann (31%) Er betrachtet sich selbst als stark mit weiblichen Facetten, gibt sich selbstbewusst und zielstrebig, attestiert sich auch Kanten, hat eine entspanntes Interesse an neuen Wegen. Zu finden ist dieser Typus vornehmlich bei experimentoffenen eher hedonistischen Männern.

Die Männer des Typs traditionelle Haupternährer und die Lifestyle-Machos delegierten überdurchschnittlich häufig die Hausarbeit an die Frauen, seien in der Mehrzahl aber bereit, ihre Partnerinnen selektiv im Haushalt zu unterstützen. Beim modernen neuen Mann sei der Anteil der Hausarbeit zwar deutlich höher. Er würde gedanklich die traditionellen Geschlechterrollenverteilung ablehnen, ließe aber nicht immer die notwendige Praxis folgen. Einzig in der Gruppe der postmodernen-flexiblen Männer sei eine gleichgestellte Arbeitsteilung in der Hausarbeit den anderen Typen gegenüber stark überrepräsentiert.

Das Fazit der AutorInnen:

Es gebe ihn nicht den Mann. „Die Untersuchung veranschaulicht vielmehr ein weites Feld gegensätzlicher, bisweilen antagonistischer Haltungen von Männern. Dieses reicht von Verhaftung in traditionellen Männlichkeitsentwürfen über Emanzipation in kleinen Dosen bis hin zur Selbstverständlichkeit flexibler Geschlechterrollen. Die Männer sind einerseits am Thema Gleichstellung interessiert und sympathisieren mit den Chiffren des neuen Mannes starker als mit klassischen Attributen von Männlichkeit. Andererseits zeigt sich, dass Männer mehrheitlich an klassischen Rollenteilungen festhalten.“

Die Gründe seien jedoch nicht nur bei den Männern zu suchen. Der Diskurs bei Männern sei von folgenden Aspekten nicht zu lösen:

  • „Es sind strukturelle Barrieren in den Blick zu nehmen, die vor allem im Arbeitsmarkt lokalisiert sind.
  • Männer kennen kaum konkrete positive Leitbilder vom ‚neuen Mann’…
  • Auch Frauen reproduzieren das traditionelle Rollenbild vom starken Mann… Das Selbstverständnis vieler Frauen als Zuverdienerin ist ein Spiegel und Katalysator einer traditionellen Rollenpraxis in der Partnerschaft.“
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Geschrieben von

Achtermann

Ich lass' mich belehren. Jedoch: Oft wehre ich mich dagegen.

Achtermann

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