Ihr selbsternannten Revolutionäre, die Ihr Euch seit 20 Jahren auf die Schulter klopft, habt am 2. Dezember 1990 dem politischen Ziehvater Euerer Watschelente zu einem deutlichen Sieg bei der ersten „gesamtdeutschen“ Bundestagswahl verholfen und Oskar Lafontaine, der Euch damals die Wahrheit über die Kosten des Anschlusses-Ost ins Gesicht sagte, in die Opposition geschickt. Ihr habt mit dafür gesorgt, dass der Oggersheimer zum ewigen Helmut wurde. Bei uns war er die Birne, mit Euerer Hilfe wurde er zum geschichtsträchtigen Staatsmann für die Geschichtsbücher umgeschrieben. Ihr habt uns politisch bestraft mit Euerer Naivität und der Sehnsucht nach dem westdeutschen Kapitalismus, der damals noch ein rheinischer war und nahe dran war an der sozialen Marktwirtschaft. Ihr habt ihn kaputtgemacht. Ihr habt die Globalisierung befördert, weil Ihr Euer Alternativmodell zum Freibeuterkapitalismus nicht weiterentwickelt habt. Ihr wart geil auf jede Mark, und wir mussten wegen eines unverschämten Umtauschverhältnisses unser Geldgrab schaufeln lassen. Bei der gesamten Tauschaktion wurden 184,7 Milliarden Ostmark 122,8 Milliarden Deutsche Mark umgewandelt. Ihr habt Euch raffgieriger verhalten als jeder Bank-Manager von heute. Ihr seid deren Vorbild geworden, weil ihr aus nichts echtes Geld gemacht habt. Darüberhinaus habt Ihr unsere Rentenkasse geplündert, weil Ihr, ohne jemals einbezahlt zu haben, Ansprüche abgeleitet habt. Die Aufzählung, wie sehr Ihr uns geschadet habt, ließe sich mühelos fortzusetzen.
Jetzt endlich, nach zwei Jahrzehnten, traut sich ab und zu mal ein Bürgermeister aus einer westdeutschen Stadt darauf hinzuweisen, dass im Osten gut ausgebaute Schulen und Turnhallen stehen, dass dort die Innenstädte überbordend restauriert wurden, während hier der Schimmel in den öffentlichen Gebäuden die Wände hochkriecht und sogar unsere Mercedesfahrer mit den Schlaglöchern der Straßen hadern.
Es wird einfach Zeit, dass Ihr Euch zusammenreißt, Buße tut und mal anfangt, politisch zu denken, damit dem Hartz-IV-Gesetz nicht noch eine Hartz-V-Bestrafung folgt, damit wir einfach wieder ruhig schlafen können.
Kommentare 8
Es war so, daß die älteren Arbeitnehmer in Westbetrieben verstärkt in die Frührente geschickt wurden, als die jüngeren Ostarbeitskräfte den Westen fluteten. Ja, es sieht zB im Ruhrpott an vielen Stellen verheerend aus, weil das nötige Geld zur Sarnierung in den Osten floß. Die Beispiele ließen sich verlängern und das Ostgeheule über die eigne Dummheit geht mir auch sehr auf die Nerven.
Aber:
Das Ausspielen Ost gegen West hat doch auch System, oder nicht? Wem dient es denn letztendlich? Wollen wir uns wirklich so gegeneinander aufhetzen lassen? Das alles ist doch auch nur Ablenkung.
Ich will es mal so sagen, Achtermann:Sie haben Recht! Einerseits.
Andererseits kamen mit den naiven, Kohl- und westgläubigen Ossis eben auch 17 Mill. neue Kunden für westliche Firmen. Sollte auch nicht vergessen werden. Und hübsche Immobilien, funktionierende Betriebe,...
Zur Versöhnung habe ich heute was geschrieben. Hoffentlich verständlich.
"...sogar unsere Mercedesfahrer mit den Schlaglöchern der Straßen hadern." Der ist aber hübsch. Das müssen Sie zugeben.
Servus Achtermann,
was für eine hübsche Glosse. Allerdings sollten auch bei Satire die Fakten entweder stimmen oder ins radikal Unsinnige überhöht sein. Letzteres gelingt Ihnen sehr gut. Nur zum Ende hin, wenn die Schulen und Turnhallen ins Spiel kommen, nähern Sie sich doch arg der Wahrheit, um uneingeschränkt komisch zu sein. Aber insgesamt werde ich nun vor Lachen nicht in den Schlaf kommen.
Heiter
kk
Mal abgesehen davon, dass es - wie im Westen - eine beträchtliche Menge von DDR-Bürgern gab, die nicht die Allianz für Deutschland gewählt haben, wundere ich mich genauso über die jahrelange Mehrheit, die im Westen immer wieder Kohls Wiederwahl ermöglich hat. Ich würde mich dorthin mal fragend wenden.
"Darüberhinaus habt Ihr unsere Rentenkasse geplündert, weil Ihr, ohne jemals einbezahlt zu haben, Ansprüche abgeleitet habt. Die Aufzählung, wie sehr Ihr uns geschadet habt, ließe sich mühelos fortzusetzen"
Das ist keine Plünderung durch die Ostler, sondern war eine politische Entscheidung. Wenn die berenteten Ostdeutschen nicht verhungern sollten, musste man ihre Rente irgendwie finanzieren. Es wäre sicherlich möglich gewesen, die - ohnehin sehr verminderten Renten Ost - über die Steuer zu finanzieren. Das sollte aber nicht sein, denn im Grunde war es die feste Absicht Helmut Kohls, die Lasten der deutsche Einheit aus den Sozial- und Rentenbeiträgen der Beschäftigten in diesem Lande zu finanzieren. Das hätte man leicht ändern können. Dazu kommt noch, dass die meisten Renten-Ost um den Sozialhilfesatz herum angesiedelt sind. Also von Plünderung kann keine Rede sein.
Die Gewinne aus der deutschen Einheit wurden natürlich - wie immer privatisiert- und die Kosten sozialisiert.
Kann natürlich auch sein, dass das glossiert ist. Auweia. Aber ich bin eher dem Gefühl gefolgt, dass eine Menge auch in realen Überzeugungen seine Wurzeln hat.
Gruß
So, so, da "wächst zusammen was zusammen gehört". No bad feelings...
"Ihr Ostler geht mal in Euch" -
Ich gehe überall hin, wo es Begrüßungsgeld gibt, auch in mich rein.
Schön - hast Du Dir schon mal was auszahlen können? Du wirst doch nicht dem Mammonismus verfallen sein!