Einsteigen, bitte! Die Videobustour

Stadttour Sarah-Charline Meiners fasst ihre Eindrücke der Videobustour „Filmstadt Berlin – das rollende Festival“ zusammen

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Einsteigen, bitte! Die Videobustour

Foto: Christine Kisorsy

„Das ist eine Weltpremiere und einzigartig. Die Bustour wird nie wieder so sein, wie sie heute ist!“, begrüßte Alexander Vogel die knapp 60 filminteressierten Berlin-Entdecker. Er moderierte gestern die Videobustour „Filmstadt Berlin – das rollende Festival“. Auf dieser Tour wurden im Bus Filmausschnitte an jenen Orten gezeigt, an denen man sie drehte. Dazu gab es kleine Geschichten und Anekdoten von den Filmemachern persönlich! Vorgestellt wurden auf der gut zweistündigen Fahrt quer durch die Hauptstadt drei Werke, die auf dem „achtung berlin“-Festival im Spielfilm-Wettbewerb laufen.

Den Anfang machte „Art Girls“, ein Film, der sich mit der deutschen Kunstszene beschäftigt. „Ein Werk, in dem sich Kunst und Realität gegenseitig befruchten“, schwärmte Alexander Vogel. Nach einer kurzen Fahrt ging es auf dem Gelände der ehemaligen Bötzow Brauerei an die frische Luft. Auf dem Hof erklärten Regisseur Robert Bramkamp und Produzentin Susanne Weirich, dass dieses alte Gebäude für den Film „Art Girls“ nicht nur als Drehort, sondern auch als Kostümlager und Produktionsbüro diente: „Nachdem man hier gesaugt und geputzt hatte, ging das“, erzählte Susanne Weirich. Je mehr das Filmteam diesen Ort erkundete und nutzte, desto mehr entdeckten sie auch. Im Keller befand sich ein Raum, in dem zwei Paletten Tierfutter gelagert wurden. Und tatsächlich erschien jeden Tag eine Katze und forderte einen vollen Fressnapf. „Später kam noch der heimische Fuchs dazu“, erklärte Robert Bramkamp, „und danach der Marder“. Susanne Weirich: „Am Ende mussten wir täglich drei volle Näpfe rausstellen!“

Der nächste Stopp war in Friedrichshain, „aber nicht das typische, hippe Friedrichshain, sondern eine ganz andere Ecke“, betonte Alexander Vogel. In der Laskerstraße befindet sich das „Kino Zukunft“. Dort spielt im Festivalfilm „Kein großes Ding“ von Klaus Lemke eine Szene, die auf den Busmonitoren gezeigt wurde. Stellvertretend für den Regisseur brachte Schauspieler und Regieassistent Henning Gronkowski Anekdoten vom Dreh. Klaus Lemke finanzierte den Film „Kein großes Ding“ komplett aus eigener Tasche. „Jeder, der mitgearbeitet hat, bekam 50 Euro pro Tag. Aber man musste immer pünktlich kommen, sonst war man sofort gefeuert“, verriet Henning Gronkowski, der in dem Spielfilm eine Hauptrolle verkörpert. „Kein großes Ding“ wurde mehrmals neu begonnen und nach mehreren Jahren endlich fertig. Ein genaues Drehbuch mit ausformulierten Texten für die Schauspieler gab es nicht. „Vieles war improvisiert. Und gedreht haben wir immer ohne Drehgenehmigung“, sagte Henning Gronkowski schmunzelnd.

Weiter ging es nach Kreuzberg zu den Plätzen von Numan Acars „Vergrabene Stimmen“. Als der Bus an der Cuvrystraße entlangrollte, erschrak der Regisseur, Schauspieler, Produzent und Drehbuchautor. „Wie sieht es denn hier aus?“ Wo er vor einiger Zeit noch eine Szene auf einer Brache an der Spree drehte, steht jetzt ein wildes Camp. „Da kann man mal sehen, wie schnell sich hier alles ändert“, sagte Alexander Vogel und spielte den entsprechenden Filmausschnitt ab. „Hier habt ihr in der Szene Boule gespielt. Könnt ihr das gut?“, fragte der Moderator. Numan Acar lachte und verriet, dass Kida Khodr Ramadan, der im Film seinen Freund Eko darstellt, sogar deutscher Meister im Boulespielen ist. Während die Tour über die Skalitzer Straße zum Kottbusser Tor führte, erzählte Numan Acar, dass sein nächstes Projekt eine Komödie werden soll. „Ich habe vor, die erste islamische Weihnachtsgeschichte zu erzählen. Der Film heißt dann „Weihnachten unterm Halbmond“ und wird hoffentlich zu Weihnachten nächstes Jahr fertig.“

Mit dieser Geschichte endete die Bustour und führte zurück zum Kino Babylon. „Das rollende Festival“ war eine Möglichkeit, die Stadt Berlin aus einem anderen, filmischen Blickwinkel zu betrachten – aus der Sicht der Filmemacher. Das war eine Weltpremiere und es war einzigartig!

Die ‚normale‘ Videobustour mit dem “rollenden Kino”, die Teilnehmer zu den Drehorten und Schauplätzen berühmter Berlin-Filme wie z.B. “Die Legende von Paul und Paula”, “Lola rennt” und “Goodbye Lenin” führt, startet jeden zweiten Samstag im Monat um 13:30 Uhr Unter den Linden 40. Infos: http://videobustour.de/package/filmstadt-berlin/

Sarah-Charline Meiners / im Rahmen des Studiengangs Journalistik an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation – MHMK, Standort Berlin.
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

achtung berlin

Der achtung berlin - new berlin film award ist ein Filmfestival, das sich mit Leib und Seele dem Hauptstadtkino verschrieben hat. 9.-16. April 2014

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