Es geht wieder los - achtung berlin 2014

Film Eine knappe Woche vor der offiziellen Eröffnung beginnt die heiße Phase des 10. achtung berlin. Festivalleiter und Filmemacher stellten das Programm zum Jubiläum vor

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Es geht wieder los - achtung berlin 2014

„Mein erstes Mal war mutig und innovativ“ – verführerisch blickt Schauspielerin Karoline Herfurth in die Kamera. Als „knorke“ beschreibt Regisseur Gerd Conradt seine erste Erfahrung. „Das wichtigste Festival der Stadt, weil Berlin die Hauptrolle spielt“, meint Aktrice Nina Kronjäger. Aha, es geht also um ein Festival! Der Trailer zum diesjährigen achtung berlin – new berlin film award bringt auf den Punkt, was man auch dieses Jahr erwarten kann: Innovatives, junges Hauptstadtkino von Filmschaffenden aus Berlin und Brandenburg.

Bereits zum zehnten Mal findet das Filmfestival für neues deutsches Kino (9. bis 16. April) statt. Am Donnerstag davor luden Hajo Schäfer und Sebastian Brose ins Kino Babylon ein, um einen Einblick in das diesjährige Filmprogramm und die Highlights anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von achtung berlin zu bekommen. Hajo Schäfer präsentierte die besonderen Programmpunkte: Zum 25. Jahrestag des Mauerfalls wird die Retrospektive „Berlin im Film der Neunziger Jahre“ zeigen, wie rasant sich die Hauptstadt seitdem verändert hat. Hajo Schäfer erklärte, dass die Reihe ein Wiedersehen mit einer Stadt ermöglicht, die so nicht mehr vorhanden ist. Vierzehn Spielfilme, zwei Dokumentarfilme und zehn Kurzfilme erzählen von dem Verhältnis zwischen Stadt und Mensch im sich wandelnden Lebensraum Berlin der vergangenen Jahre.

Die Jubiläums-Fotoausstellung „Zehn“ wird nostalgische Gefühle bei denjenigen auslösen, die von Anfang an dabei waren und „Erstlingen“ einen Einblick in das „Familienalbum der Berliner Filmszene“ geben, wie es Christine Kisorsy ausdrückt. Die Fotografin und ihre Kollegin Yvonne Szallies-Dicks sind seit Jahren offizielle Festivalfotografinnen und haben mit ihren atmosphärischen Bildern und Portraits die vergangenen zehn Jahre Festival-Geschehen festgehalten.

Neben den Events rund um das Jubiläum steht der Wettbewerb „Made in Berlin“ im Zentrum der „achtung berlin“-Filmwoche. Die auf dem Podium vertretenen Filmschaffenden gaben einen kurzen Einblick in das, was das Filmfestival achtung berlin zu seinem runden Geburtstag auch in diesem Jahr bieten wird: eine Woche lang familiäres, sympathisch-chaotisches Hauptstadt-Kino.

Arier und Brüste

Traditionell werden nicht nur Filme gezeigt, die ausschließlich in Berlin entstanden sind, sondern durchaus auch Produktionen, bei denen rund um die Welt gereist wurde. Wie beispielsweise Mo Asumang für ihren Dokumentarfilm „Die Arier“. Furchtlos versucht Asumang auf die Frage „Was ist eigentlich ein Arier?“ eine Antwort zu finden. Die dunkelhäutige Regisseurin reiste dafür unter anderem in den Iran und die USA, wo sie Interviews mit Neo-Nazis führte und sich mit Ku-Klux Klan-Mitgliedern traf. Sie selbst sagt rückblickend, dass sie da „einfach blauäugig rein ist“ und Hajo Schäfer gesteht, dass man beim Zuschauen Angst um sie habe. Mo Asumang sucht mit ihrer entwaffnenden Freundlichkeit nach Möglichkeiten, das Problem des Rassismus zu lösen, und begibt sich dorthin, „wo es weh tut“, so Hajo Schäfer.

Die Filmwoche wird mit Isabell Šubas Spielfilm „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ eröffnet. In nur fünf Tagen und so gut wie keinen finanziellen Mitteln drehte Šuba direkt beim Festival in Cannes, zu dem sie mit einem Kurzfilm eingeladen wurde, ihren neuen Film, der „eine Ansage an alle Frauen und Filmemacherinnen sein soll, sich ins kalte Wasser zu stürzen.“ Die junge Regisseurin will mit der Produktion darauf aufmerksam machen, dass bisher erst eine Frau die Goldene Palme von Cannes ihr eigen nennen darf und Regisseure in Cannes und anderswo häufig ignoriert werden. Einen waschechten Berlin-Brandenburg-Film inszenierte Regisseur Nico Sommer: „Familienfieber“ ist ein tragikomischer Familienchaosfilm, der mit nur drei Seiten vorgeschriebenem Skript seinen Schauspielern viel Raum zur Improvisation ließ und überwiegend in einem ominösen Brandenburger Schloss gedreht wurde, das „als Schloss gilt, weil es über einen Keller verfügt“, so Nico Sommer. Wieder etwas gelernt.

Neben dem klassischen Filmprogramm werden Branchentage inklusive diverser Workshops, Festival-Partys und Filmgespräche das achtung berlin wie in jedem Jahr abrunden, kündigte Hajo Schäfer an.

Lea Wieser bloggt im Rahmen des Studiengangs Journalistik an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation – MHMK, Standort Berlin; betreut von Max-Peter Heyne

Von Lea Wieser / im Rahmen des Studiengangs Journalistik an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation – MHMK, Standort Berlin.
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Lea Wieser | achtung berlin

Der achtung berlin - new berlin film award ist ein Filmfestival, das sich mit Leib und Seele dem Hauptstadtkino verschrieben hat. 9.-16. April 2014

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