Wie sich Fluchtursachen bekämpfen lassen

Fluchtursachen Migration ist ein zentrales Thema des 21. Jahrhunderts. Viele Ansätze Fluchtursachen wirksam zu bekämpfen scheitern. Es ist daher an der Zeit für neue Ansätze und Ideen.

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Wann verlassen Menschen ihre Heimat? Die Antwort ist einfach; Menschen emigrieren, wenn sie dort keine Perspektiven für sich mehr sehen. Dieses kann durch Krieg, Verfolgung, Vertreibung, oder Naturkatastrophe ebenso bedingt werden, wie aus Not, Arbeitslosigkeit und Elend. Da die Anzahl derjenigen, die sich zum Gehen entschließen stetig steigt und daher auch künftig, man denke hier nur daran, dass sich allein die Bevölkerung Afrikas bis 2050 nahezu verdoppeln soll, große Massenbewegungen zu erwarten sind, wird das Thema Migration zu einem zentralen des 21. Jahrhunderts.

Dieses hat für beide Seiten, einerseits die abgebenden, aber auch für die aufnehmenden Länder, weitgehende Konsequenzen und es stellt sich die Frage, wie langfristig damit umgegangen werden soll. Bedauerlicherweise pendeln Lösungsvorschläge stetig zwischen den Extremen eines Scheinrationalismus, der davon ausgeht, dass sich Millionen und Abermillionen auf Dauer wirklich aussperren lassen, und einem naiven Idealismus, der tatsächlich glaubt, dass man praktisch die ganze Welt umsiedeln kann. Beide Positionen sind fahrlässig, funktionieren bestenfalls temporär und verlagern lediglich die wachsenden Probleme auf einen späteren Zeitpunkt. Ein Erbe, auf das ein jedes Kind verzichten kann.


Nicht Mauern, nicht offene Grenzen und schon gar keine Floskeln


Tatsächlich sind aber nicht Mauern die Lösung. Genauso wenig der blinde Glaube an offene Grenzen. Erste mögen zeitweilig halten, aber noch keine Festung überstand dauerhaft jedem Sturm und die Idee der offenen Grenzen scheitert an der Tatsache, dass die Welt in erster Linie kompetitiv ausgerichtet ist und der Markt jede Schwächung gnadenlos bestraft. Letzteres würde genau jene Kraft kosten, die für das Lösen des Problems an sich unabdingbar ist.

Insgesamt kann es daher nur eine Antwort geben: Die Bedingungen in den Heimatländern müssen derartig gestalten sein, dass eine Flucht aufgrund von Perspektivlosigkeit schlicht nicht mehr von Nöten ist, weil das eigen Land genügend Möglichkeiten besitzt, um einen gewissen Wohlstand zu erringen und die eigene Selbstentfaltung zu gewährleisten.


Diese Idee ist selbstredend keine neue und wird auch fleißig in Floskeln verpackt, denen aber keine oder keine ausreichenden politischen Taten folgen, sobald die Kamera ausgeschaltet wurde. An den Migrationsursachen hat sich, soweit sie negativer Natur sind, wenig geändert und den großen Plan gibt es schlicht nicht. Und doch ist das Problem ein drängendes und in wenigen Jahren vielleicht ein unkontrollierbares.


Zeit für einen neuen Ansatz


Es ist daher Zeit für eine große Idee, die sich diesem Problem annimmt Es braucht daher einen größeren, globalen und vor allem auch einen realistischen Ansatz, der auch in der Wirklichkeit Bestand hat. Eine neue Idee, die eine Entwicklung zum Wohle aller vorantreiben kann und ein solcher Ansatz wäre das Modell der Alternativen Hegemonie (AH-Modell).
Wie so eine Entwicklung mit Hilfe des AH-Modells gelingen könnte, soll am Beispiel des afrikanischen Landes Tunesien demonstriert werden.

Tunesien in Zahlen und Probleme


Tunesien lokalisiert sich im nördlichen Afrika. Mit knapp 11,2 Millionen Einwohnern, einem BIP pro Einwohner von ca. 3.700 USD und einer hohen Auswanderungsrate, man geht von gut einer Millionen Tunesiern im Ausland aus, welche die daheimgebliebenen finanziell oft massiv unterstützen, eignet sich das Land hervorragend für eine nähere Betrachtung.
Tunesien investiert ca. 6,25% des Bruttoinlandproduktes in Bildung. Das hat dazu geführt, dass die Einschulungsraten inzwischen bei gut 99% liegen. Eine bemerkenswerte Entwicklung, wenn man bedenkt, dass gut 25% der Bevölkerung über 14 Jahren funktionale Analphabeten sind und sich deren Bildungsstand höchstwahrscheinlich auch nicht mehr verändern wird. Insgesamt nehmen ca. 34% eines Jahrganges ein Studium auf. Beachtlich ist hier der hohe Frauenanteil von über 60%.
Der Ruf der tunesischen Ausbildung ist grundsätzlich positiv. Kritisiert werden allerdings die Betonung der Theorie und die Vernachlässigung der praktischen Anwendung des erworbenen Wissens. Innovatives, analytisches oder wettbewerbsorientiertes Denken spielen an den Hochschulen kaum eine Rolle. Sie sind zu oft Inseln, die von der harten Wirklichkeit der rauen Wirtschaftswelt abgekapselt sind oder vereinfachter gesagt, sind tunesische Studenten oft nicht ausreichend auf den Arbeitsalltag vorbereitet, weil die benötigten Fähigkeiten für den beruflichen Alltag im Studium kaum bis keine Rolle spielt.
Daraus erklärt sich die hohe Arbeitslosenquote von 30% unter Hochschulabsolventen aber nur zum Teil, denn neben der teilweise praxisfernen Ausbildung, ist es primär die wirtschaftliche Lage und Ausrichtung des Landes, die sich katastrophal auf beinahe die ganze Bevölkerung auswirken.

Katastrophale wirtschaftliche Lage

Seit Jahren werden Grundnahrungsmittel und Kraftstoffe subventioniert, um den stetigen Verfall des tunesischen Dinars entgegenzuwirken. Dieses ist auch dringend notwendig, denn allein 2018 betrug die Inflationsrate 6,96%. Dieses schlägt zwar nicht auf besagte Grundnahrungsmittel durch, dafür umso mehr auf Produkte des Alltags, die primär aus dem Ausland importiert werden müssen. Dieses bedeutet ganz praktisch erläutert, dass eine Tafel Schokolade in Tunesien, trotz eines deutlich geringeren Durchschnittseinkommens dreimal mehr als beispielsweise in Deutschland oder den USA kosten kann. Es wundert daher nicht, dass Verwandtenbesuche aus dem Ausland auch in dieser Hinsicht eine bedeutende Rolle einnehmen.


Die wirtschaftliche Situation ist daher als kritisch zu betrachten. Die Abhängigkeit vom Dienstleistungssektor (ca. 64% des BIP), zu dem natürlich auch der Tourismus zählt, und der Landwirtschaft (ca. 10%) sind groß. Die Industrie (ca. 26%) spielt eine untergeordnete Rolle und ist nicht einmal im Ansatz auf europäischem oder amerikanischem Standard. Schuhe, Bekleidung und Textilien machen daher auch ca. 40% des Exportvolumens aus. Es folgen Phosphate, Düngemittel, Erdöl, einfache Erzeugnisse der Elektroindustrie und Erzeugnisse der Landwirtschaft. In einem Bereich, dem des Olivenöls, ist Tunesien einer der stärksten Exporteure der Welt. Die wichtigsten Handelspartner des Landes sind Frankreich, Deutschland und Italien.


Hält man die allgemeine Arbeitslosenquote von 15% der von Hochschulabsolventen (ca. 30%) entgegen, wird deutlich, dass in Tunesien vielleicht gerade eine ganze Generation Hochqualifizierter und damit die Zukunft des Landes verbrannt wird. Das Land bildet zwar, sieht man von den genannten Mängeln, die sich durchaus korrigieren lassen könnten, gut aus, hat aber dann nur eine begrenzte Verwendung für seine künftige Elite, die wiederum perspektivlos den Mut verliert oder Wut aufstaut, der irgendwann seine Entladung finden muss. Ein sinnvolles Konzept zur langfristigen Behebung dieser Probleme scheint es nicht zu geben.


Die Pflicht zur Stabilisierung Tunesiens


Ist der Blick kurzsichtig mag man dieses als rein tunesisches Problem sehen, allerdings liegt ein instabiles Tunesien weder im geostrategischen und wirtschaftlichen Interesse des Westens, noch wünscht sich dieser weitere Fluchtbewegungen aus wirtschaftlichen Gründen, die durch die derzeitige Situation zwangsläufig vorangetrieben werden.
Gleichzeitig kann es, trotz der Geldströme aus dem Ausland, nicht wünschen, eine komplette Generation zu verlieren, denn dieses hätte langfristig katastrophale Konsequenzen für die Sozialstruktur und die Entwicklung des Landes oder auf ein einfaches Beispiel heruntergebrochen: Wenn der letzte Arzt gegangen ist, wird man besser nicht mehr krank.
Es ist daher im Interesse aller, das Land mittelfristig und auf Dauer zu stabilisieren und langfristig zu einem akzeptablen Wohlstand zu führen.
Da die bisherigen Versuche, von denen es über einfache Entwicklungshilfe bis zu wirtschaftlichen Kooperationen einige gibt, dieses offensichtlich nicht ausreichend leisten können, ist es an der Zeit einer neuen Idee die Tore zu öffnen: Dem Modell der Alternativen Hegemonie (AH-Modell). Vorab sollen allerdings einige Worte zum Modell selbst verloren werden.


Das Modell der Alternativen Hegemonie (AH-Modell)


Das Modell der Alternativen Hegemonie (AH-Modell) ist eine Evolution des bisherigen internationalen Politik-und-Wirtschafts-Systems. Es entwickelt dieses weiter, behält bestehende Strukturen bei und leitet negativ wirkende Dynamiken um.
Das AH-Modell erzieht Staaten, als auch Unternehmen zu einem werthaltigen Verhalten. Es belohnt dieses Verhalten und bestraft negative Abweichungen. Durch diese Anreize ist positives Verhalten profitabel und nachhaltig.
Dabei macht sich das AH-Modell die gleichen Kräfte zu nutzen, die im kapitalistischen System herrschen, leitet sie aber in eine neue Richtung: Aus der unsichtbaren Hand des Marktes wird die unsichtbare Hand der Erziehung.

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Schlüssel Technologie


Der Schlüssel hierfür ist Technologie. Das AH-Modell sieht die Bündelung von Forschung- und Entwicklung nachhaltiger Technologien in einem demokratisch-legitimierten AH-Fonds vor. Dieser wird durch Staaten, die Mindeststandards (z.B. Menschenrechte, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit usw.) einhalten, begründet und finanziert. Er wird so zum mächtigen Marktteilnehmer, dem entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt werden, um entsprechende Ressourcen am Markt (z.B. Fachpersonal, Unternehmen, Patente usw.) einzukaufen und anschließend eine dominante Rolle am Markt einzunehmen. Zudem erhält er die Möglichkeit direkt mit Teilen der staatlichen Strukturen (z.B. Universitäten) zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig kann er bei Forschung- und Entwicklung mit Unternehmen kooperieren und vergibt an sie Lizenzen, mit denen entsprechende Produkte konzipiert, die wiederum am Markt angeboten werden.


Die unsichtbare Hand der Erziehung zum Guten


Voraussetzungen für eine solche Zusammenarbeit zwischen Fonds und Unternehmen bleibt dabei, dass auch die Unternehmen sich vertraglich verpflichten Mindeststandards (z.B. Arbeitnehmerrechter, Mitbestimmung, faire Löhne usw.) zwingen einzuhalten oder sie intern erst zu schaffen. Selbstverständlich wird kein Unternehmen gezwungen, mit dem AH-Fonds zu kooperieren. Für manche macht dieses auch wenig Sinn, da sie beispielsweise überhaupt nicht in einem Bereich tätig sind, für das Forschung- und Entwicklung benötigt wird. Man denke hier nur an das Restaurant um die Ecke, aber um dieses geht es hier nicht, sondern um technologieabhängige Schlüsselbranchen und ihre Zulieferer. Denn sie sind von der Forschung- und Entwicklung abhängig.


Selbstverständlich können diese sich weigern Mindeststandards für ihre Arbeitnehmer zu gewähren, aber dieses würde auch bedeuten, dass sie auf die Technologie des Fonds nicht zugreifen können und sich ohne Kooperation dem Wettbewerb stellen müssten. Während vielleicht vorher die Unternehmen die größten Marktchancen hatte, die die schlechtesten Bedingungen für Arbeitnehmer boten, wenn sie zum Beispiel aus dem angeblichen Belastungen eines Tarifvertrages ausstiegen, haben nun die einen Vorteil, die Mindeststandards einhalten, denn nur sie dürfen mit den AH-Fonds kooperieren. Eine Verschiebung zum Wohle der arbeitenden Bevölkerung.
Aber würde ein rational agierendes Unternehmen sich wirklich auf so einen ungleichen Kampf einlassen? Oder aber würde es versuchen, den Weg zu gehen, der den maximalen Gewinn verspricht? In einer Marktwirtschaft ist die Antwort einfach: Das Unternehmen wird Mindeststandards schaffen und kooperieren. Völlig freiwillig. Das Unternehmen wird sich aber nicht um bessere Arbeitsbedingungen bemühen, weil es ein Herz entdeckt hat. Nein, es wird es aus kalter Berechnung handeln, den n positives Verhalten verspricht hier den größten Nutzen. Am Ende gibt es nur Gewinner. Sowohl die Unternehmen, als auch die Arbeitnehmer. Das ist dann die unsichtbare Hand der Erziehung zum Guten des Modells der Alternativen Hegemonie.


Das gleiche Prinzip lässt sich auf Staaten übertragen und damit kommen wir zurück zum eigentlichen Thema. Wie schafft man es, Mindeststandards zum Wohle aller konsequent durchzusetzen, ohne Zwang auszuüben, sondern weil das Land davon überzeugt ist, dass der Weg der richtige ist? Kommen wir von der abstrakten Gedankenwelt zum konkreten tunesischen Beispiel und damit gleich zu einem Problem.


Tunesien erfüllt die Mindeststandards nicht


Für Teilnahme am AH-Fonds gibt es Mindestkriterien und dort sieht es bei vielen Ländern, die sich noch entwickeln müssen, oft schwierig aus. Tunesien erfüllt diese Standards zur vollständigen Teilnahme am AH-Fonds nicht im ausreichenden Maße. Laut des Demokratieindexes gilt das Land an „unvollständige Demokratie“ mit erheblichen Schwierigkeiten in den Feldern Korruption, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit. Zweifellos gibt es seit der Revolution demokratische Strukturen, aber diese erscheinen noch seelenlos. Auch Demokratie ist kein Wert an sich, wenn sie, das Herz nicht wärmt und die Bedürfnisse der Menschen nicht befriedigt. Sie gehört noch nicht zur DNA des Landes. Das hat man bisher vernachlässigt. Formal dürfte ein solches Land nicht Teil des AH-Modells werden.


Entwicklungspartnerschaft zwischen Tunesien und dem AH-Fonds


Trotzdem sieht das AH-Modell auch dann keinen kompletten Ausschluss vor, sondern der AH-Fonds bietet in diesem Fall eine Entwicklungspartnerschaft an, deren Ziel es sein muss, das Land langfristig zum vollwertigen Partner zu machen. Für eine solche Kooperation müssen natürlich die individuellen Gegebenheiten beachtet und auf ihnen aufgebaut werden.
Diese wurden im tunesischen Fall bereits benannt; die künftige Elite hat keine Perspektive, die Wirtschaft ist einseitig ausgerichtet, die Korruption blüht ebenso wie die Inflation und das Land taumelt.


An diesen Punkten muss eine Lösung einsetzen, die natürlich immer das Einverständnis des Landes voraussetzt. Die ersten Maßnahmen des AH-Fonds müsste daher sein, den Überschuss an Hochschulabsolventen in Sonderprogrammen auf künftige Tätigkeiten für den AH-Fonds und dessen kooperierenden Unternehmen vorzubereiten. Parallel dazu werden die Hochschulen selbst eine entsprechende Ausrichtung erfahren und zu Orten der nachhaltigen Forschung und des Wissens:
Die Zukunft der künftigen Elite Tunesiens soll nicht mehr im Dienstleistungsbereich, in der Landwirtschaft, in der Kleinproduktion oder gar der Arbeitslosigkeit liegen, sondern in der Entwicklung nachhaltiger und modernster Technologie, die durch den AH-Fonds entwickelt und die anschließend als Lizenzen angeboten wird.


Doch nicht nur der AH-Fonds selbst agiert hier als Faktor, sondern auch die mit dem AH-Fonds kooperierenden Unternehmen könnten mit Hilfe von Vertragsklauseln dazu ermutigt werden, sich an der Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen zu beteiligen. Der AH-Fonds forscht daher nicht nur, sondern er zieht noch mehr nach sich. Dass diese Forschung und Lizensierungen dem Land nur eingeschränkt zur Verfügung stehen werden, ergibt die Logik, denn es soll ihm nicht die Motivation zur Verbesserung der Zustände genommen werden.


Pflichten und eine neue Elite: Der Weg zu Wohlstand und individueller Freiheit


Selbstverständlich würden daher in einem derartigen Vertragskonstrukt auch Pflichten für das Land entstehen. Zu diesen natürlich auch gehören die stetige Steigerung der Mindeststandards zum Wohle der eigenen Bevölkerung.
Hinzu kommt eine künftige Elite, die durch das Modell der Alternativen Hegemonie geprägt und maßgeblich für die Zukunft des Landes sein wird. Eine ganze Generation wird daher zur Lokomotive des ganzen Landes und dieses irgendwann ein vollwertiges Partnerland des AH-Fonds. Ein Leuchtturm für eine ganze Region.


Mit dem Modell der Alternativen Hegemonie eröffnen sich daher neue Perspektiven. Es steht nicht für eine, zu oft in korrupte Hände versickernde Entwicklungshilfe und auch keine Hilfe zur temporären Selbsthilfe, sondern es ist ein Ticket für eine gemeinsame Kreuzfahrt, die auf der Insel des Wohlstands münden soll.


Keine Eingriffe in die kulturelle Identität Tunesiens, sondern Anknüpfung an die großen Zeiten
Einen Preis gibt es nicht, denn es ist ein Modell, das nur Gewinner kennt, wohl aber sind extreme Anstrengungen von Nöten. Eine Mentalität, die Chancen, die sich bieten auch ergreifen kann.


Wird es Tunesien verändern? Ja, das wird es, aber auf positive Art und Weise. Tunesien bleibt dabei Tunesien. Das AH-Modell greift in keiner Weise in die Selbstständigkeit des Landes oder gar in dessen kulturellen Identität ein. Es tangiert nicht einmal wirtschaftliche Schwerpunkte wie z.B. Tourismus oder die Landwirtschaft. Ausschließlich im Bereich Technologie ist es zum Wohle aller tätig und dort ist das Land schon heute zu 100% vom Ausland abhängig.


Im Gegensatz zu anderen Löschungsvorschlägen verlangt das Modell der Alternativen Hegemonie keine Verschmelzung oder gar die Aufgabe von Identität sondern nur die die Akzeptanz von Mindeststandards, wie sie allgemeinen, humanistischen oder auch religiösen Vorstellungen entsprechen. Es nimmt nicht. Es gibt und zwar die Möglichkeit, dass das Land wieder an die Blütezeit des Islam und an die Größe Karthagos anknüpfen kann. Als gleichberechtigter Partner in einer besseren Welt.


Und so, wie Tunesien erblühen kann, kann jedes Land wachsen und gedeihen, wenngleich die jeweiligen Bedingungen auch angepasste Strategien benötigen werden. Ungewollte Massenmigration aufgrund von Perspektivlosigkeit wird der Vergangenheit angehören und die Welt tritt in ein neues Zeitalter. Das Modell der Alternativen Hegemonie wäre eine Chance. Man muss sie nur ergreifen, denn nur wenn die Idee erblüht, kann es als Folge auch die Welt. Mehr zu diesem Modell findet sich auch auf der Seite der Erich von Werner Gesellschaft.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

EvW

Andreas Herteux ist der Leiter der Erich von Werner Gesellschaft, einer unabhängigen Einrichtung, die sich mit den Themen der Zeit beschäftigt.

EvW

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