Braunkohle Tagebau

da wirds finster das bewährte neoliberale Modell: Schäden für die Anwohner, Kosten für den Staat, Gewinne für die Konzerne

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Per Rechtsverordnung beschloss das rot-rote Kabinett am Dienstag in Herzberg die umstrittene Erweiterung des Tagebaus Welzow-Süd. Damit soll das Kraftwerk Schwarze Pumpe bis über 2025 mit Braunkohle versorgt werden. Wirtschaftsministers Ralf Christoffers (LINKE) behauptet, sich für den Ausstieg bis 2040 einzusetzen. Die Planbegründung konstruiert die Notwendigkeit von Welzow-Süd II aber mit einer Versorgung bis 2067.

Vattenvall: „Mit der heutigen Entscheidung der Landesregierung wird nun die Voraussetzung dafür geschaffen, dass flexible, moderne Braunkohlenkraftwerke wie das in Schwarze Pumpe in den nächsten Jahrzehnten die Energiewende in Deutschland begleiten und absichern können. „

Was es mit der Flexibilität auf sich hat, zeigt das Beispiel Jänschwalde, ebenfalls von Vattenfall. Das dortige Kraftwerk läuft im Durchschnitt etwa 7.000 von 8.760 Stunden im Jahr im Volllastbetrieb. Die Anlagen laufen rund um die Uhr und werden auch dann meist nicht abgeregelt, wenn besonders viel Wind- oder Solarstrom erzeugt wird. Sie sind also mitverantwortlich für die zum Teil drastische Absenkung des Börsenstrompreises, der paradoxerweise die EEG-Umlage in die Höhe treibt, die von den Kleinverbrauchern bezahlt werden muss.

Von der Abwärme der 3 Gigawatt werden nur für 458 Megawatt genutzt, der Rest geht umsonst an die Umwelt. DieseBlöcke emittieren jährlich 24,3 Millionen Tonnen CO2, rund 6,7 Prozent der Treibhausgasemissionen aller deutschen Kraftwerke.

An die Luft abgegeben werden jährlich 22.300 Tonnen Schwefeloxide, 19.600 Tonnen Stickoxide, 14.400 Tonnen Kohlenmonoxid, 635 Tonnen Feinstaub, 297 Tonnen Distickoxid (N2O, ein extrem effektives Treibhausgas), 79,6 Tonnen Chlorverbindungen, 368 Kilogramm Kupfer und Kupferverbindungen, 350 Kilogramm Quecksilber, 278 Kilogramm Blei und Bleiverbindungen,225 Kilogramm Nickel und Nickelverbindungen sowie 125 Kilogramm Arsen und Arsenverbindungen.

Zum Vergleich: die tödliche Dosis von Quecksilbersalzen liegt zwischen 0,2 und 1g. Vattenfall versorgt uns mit der Dosis für 350.000 – 1,75 Millionen Menschen.

Bei Arsen reichen 60 bis 170 mg für einen Menschen. Hier versorgt Vattenfall 0,75 bis 2 Millionen.

Greenpeace führte einige Studien zum Braunkohletagebau in dieser Gegend durch.

Damit die Kohle freigelegt werden kann, wird in der Regel das darüber liegende Deckgebirge, bestehend aus wertvollem Löß, komplett abgetragen - ein verheerender Eingriff in die bodenbiologische Vielfalt. Durch Verwitterung gehen Nährstoffe verloren - übrig bleibt wertloses Abraummaterial. Nach dem Abbau der Kohle sind die Böden für Ackerbau und Forstwirtschaft untauglich.

Dazu kommt eine meist unsachgemäße Rekultivierung, die zu Bodenverdichtungen und Vernässungen führt. Die unterirdischen Mineralien verwandeln sich unter Lufteinwirkung zu Sulfaten und Eisenverbindungen. Kommen sie mit Wasser in Berührung, führt dies zu seiner Verockerung und Versauerung. Infolge des Braunkohleabbaus werden die Gewässer empfindlich mit Eisen und Sulfat belastet. Damit ist der Wasserhaushalt gravierend gestört.

Die Gewässerbelastungen abzuwenden ist teuer. Die Kosten dafür werden nicht etwa auf die Bergbaubetreiber, sondern auf die Gesellschaft abgewälzt. So verschlang laut Greenpeace-Studie allein die Renaturierung der Erft in Nordrhein-Westfalen 52,5 Millionen Euro. Aus dem Uferfiltrat der Spree wird das Wasser für die Trinkwasserversorgung in Frankfurt/Oder und Berlin gewonnen. Die Belastung mit Sulfat wird die Regierung noch weitere 50 Jahre beschäftigen. Renaturierungsmaßnahmen auf dem Gebiet südlich von Spremberg beanspruchen jährlich neun Millionen Euro. Die Kosten für entsprechende Maßnahmen in Sachsen dürften für die nächsten zehn Jahren bei 100 Millionen Euro liegen.


Die zurückbleibenden Restlöcher werden geflutet, um Badeseen für die Anwohnern zu bieten. In Neustadt in der Lausitz verursachte der steigende Grundwasserspiegel Risse und Schieflagen im Mauerwerk der Häuser. Wände und Decken schimmeln, der Boden senkt sich ab - trotz ständigen Abpumpens. Die Gebäude verlieren nicht nur an Wert, sie sind mitunter auch vom Einsturz bedroht. Rund 90 Häuser in der Region sind von derartigen Wasserschäden betroffen.

Die zuständige Lausitzer Mitteldeutsche Bergbau- und Verwaltungsgesellschaft weist die Verantwortung weit von sich. Für die Schäden, die für ein Haus bei 90.000 € liegen können, sollen die Besitzer gefälligst selber aufkommen.

Nur für einen geringen Teil der durch den Bergbau verursachten Schäden übernehmen die Tagebaubetreiber überhaupt die Verantwortung. Noch dazu erfolgt die Schadensbewertung willkürlich und durch die Unternehmen selber. Die Geschädigten fühlen sich von der Regierung alleingelassen

http://www.heise.de/tp/artikel/41/41937/1.html

http://www.heise.de/tp/artikel/41/41761/2.html

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Geschrieben von

alalue

In einer Demokratie darf jeder so blöd sein wie er kann

alalue

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