Eines gleich vorab: Wo Friedrich Merz recht hat, hat er recht. Und das gleich mehrfach. Zum einen hätte man den soeben schon zum zweiten Mal verschobenen CDU-Parteitag natürlich am 4. Dezember abhalten können – als Präsenzparteitag unter maximalen Sicherheitsvorkehrungen etwa in einem Stadion oder auch digital, mit Vorstellungsrunde und anschließender Briefwahl der Delegierten. Deshalb, so Merz ebenfalls zu Recht, lässt sich die Absage in der Tat mit Corona nicht begründen – zumal die Virus-Lage im Frühjahr 2021 keine bessere sein dürfte.
Merz hat aber sogar noch ein drittes Mal recht, nämlich mit seiner Vermutung, dass „beachtliche Teile des Partei-Establishments verhindern wollen“, dass er Parteivorsitzender wird. Und das aus gutem Grund, wie Merz’ jüngste Attacke ihrerseits gezeigt hat. Mit einem solch populistischen Amoklauf fast im Trump-Stil – und gegen die gesamte CDU-Führung – kann man eine Partei nicht ernsthaft hinter sich vereinen wollen.
Merz’ Empörungskampagne war insofern völlig unstrategisch – und hat doch zugleich klare Verhältnisse geschaffen. Denn damit hat Merz seine eigenen Chancen zerstört und die der anderen Kandidaten gleich mit: Merz ist jetzt der Partei-Outlaw; Laschet, ohnehin durch seine Auftritte in der Coronakrise massiv geschwächt, gilt nun auch noch als derjenige, der mit dem Establishment die Strippen zieht; und Röttgen hatte ohnehin von Beginn an keine hinreichende Verankerung in der Partei.
Merz, das ist sein „Verdienst“, hat das ganze Desaster an der Spitze der CDU offengelegt – das Elend einer führungslosen Partei mit drei viel zu schwachen Konkurrenten um den Parteivorsitz. Nach der schier endlosen Merkel-Ära besteht nun ein absolutes Machtvakuum. Das ist der GAU für die CDU. Das aber macht den ohnehin wahrscheinlichsten Kandidaten nun fast unausweichlich: Markus Söder. Denn bei alledem geht es ja letztlich nur am Rande um den CDU-Vorsitz, sondern in Wahrheit immer vor allem um eines: die Kanzlerkandidatur.
Und nicht zuletzt deshalb wünscht – und braucht – die CDU vor allem einen Parteivorsitzenden, der in der Lage ist, auch zugunsten eines Anderen, Stärkeren, auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten. Denn das allein zählt am Ende: Derjenige wird Kandidat, der die besten Chancen hat, zu gewinnen – und damit auch die meisten Mandate zu sichern.
Merz aber – das ist sein zweites zentrales Problem – wäre mit Sicherheit der Letzte, der als CDU-Parteichef auf die Kanzlerkandidatur verzichten würde. Röttgen hingegen hat dazu seine Bereitschaft bereits erklärt. Und Laschet ist das auch zuzutrauen – zumal dann, wenn seine Umfragewerte weiter im Keller bleiben. Laschets größte Chance, trotz miserabler Corona-Performance wenigstens Parteichef zu werden, dürfte daher darin bestehen, im neuen Jahr den Weg frei zu machen für den Mann, der die besten Kanzlerchancen hat – eben Söder.
Wer aber wollte ernsthaft daran zweifeln, dass dann, wenn der Ruf der CDU nach dem Retter erschallt, der bayerische Machtmensch auch nur eine Sekunde zögern würde, nach der Kandidatur zu greifen? Immer vorausgesetzt, dass dann auch noch seine Umfragewerte stimmen. Der CDU-Wahlparteitag könnte dann gleich zum doppelten Krönungsparteitag werden – für den CDU-Übergangschef Laschet, aber vor allem für den Kanzlerkandidaten Söder.
Kommentare 66
ja. sobald sich merz zu wort meldet:
überraschung ob solcher hohl-heit, solcher kraft-entbehrender ambition!
Menschen mit funktionierendem Langzeitgedächtnis (den Anderen empfiehlt sich Recherche) wissen: Bayerische Kandidaten polarisieren in Preußen. Gewinnen können nur Andere.
Die prachtvolle PR-Veranstaltung an/ auf dem Chiemsee lässt Orakel zu. Frau Merkel darf das Mutterland retten ... aber vor wem?
Den letzten Demokraten???
"Laschet, ohnehin durch seine Auftritte in der Coronakrise massiv geschwächt"
Trifft dies nicht auch auf Söder zu ? Erinnert sich noch jamand an dass Desaster mit den Corona-Tests der Urlaub Rückkehrer in Bayern? Ging voll auf Söders Konto...(uvm.)
Merz hat auch Aufgrund seiner Ansichten und Positionen (zum Glück) auch die schlechtesten Chancen Kanzler zu werden. Den kann man dem Volk, so verblendet es auch sei, wohl kaum als den Vereiniger von irgendwas verkaufen.
Röttgen ist so unbedeutend, zu dem fällt mir nichts ein.
Die CDU ist so basisdemokratisch wie Nordkorea, die Mitglieder sollen nicht entscheinden, deshalb gibt es den Parteitag nicht. Das wird alles schön im Hinterzimmer ausgehandelt, wer welche Gruppen wie für sich gewinnt. Den Mitgliedern ist das nur recht, sonst wären sie nicht Miglied in dieser Partei.
Söder hat, weil er aus Bayern und als Bonus noch unfähig und polarisierend ist, auch nicht die besten Chancen. Hätte die SPD jemand halbwegs glaubhaftes aufgestellt, sähe die Zukunft gar nicht so schwarz aus. Aber die Partei ist so masochistisch, die verliert mitlerweile bestimmt gern.
der merz hört sich seit wochen an, als hätte er die letzten 15 jahre unter einem stein gelebt. einem schwarzen stein. und er sieht aus, als hätte er das allein getan. allein mit seinem solarium.
Wer 'führen' mit 'sedieren' verwechselt, der wird zwangsläufig zu diesem Ergebnis gelangen.
„Merz’ Empörungskampagne war insofern völlig unstrategisch – und hat doch zugleich klare Verhältnisse geschaffen. Denn damit hat Merz seine eigenen Chancen zerstört und die der anderen Kandidaten gleich mit: Merz ist jetzt der Partei-Outlaw; Laschet, ohnehin durch seine Auftritte in der Coronakrise massiv geschwächt, gilt nun auch noch als derjenige, der mit dem Establishment die Strippen zieht; und Röttgen hatte ohnehin von Beginn an keine hinreichende Verankerung in der Partei.“
Was heißt denn eigentlich unstrategisch? Dass Merz sagt, wie es ist? Sicher, Politik ist ein weitgehend inauthentisches System, in dem man am besten dann nach oben kommt, wenn man sagt, was alle – gemäß der Linie der Partei – hören wollen und an der Spitze angekommen (oder verschlissen, blockiert und ausgesiebt), dann macht, was alle sagen … also die aktuell – von Fall zu Fall anderen – für den Machterhalt wichtigen.
Dann fragt man sich, Jahre später, wo denn erst das Interesse am anderen, dann die Zivilcourage und schließlich die Wahrheit hin ist. Da ist mir klare Kante lieber, wenn Merz den Karren vor die Wand fährt, kann man ihn vier Jahre später abwählen, schlimmer als das Gewurschtel, was sich alle irgendwie schön zu reden versuchen, kann es eigentlich nicht werden. Von vier verschenkten Jahren braucht nach langen Jahren der 'wird schon irgendwie werden' Politik nun wirklich keiner mehr anzufangen.
Aber wem es reicht zu betonen, dass es woanders noch schlimmer ist, der wird auch zukünftig reich belohnt werden. Dass Politik längst Teil des Problems ist und nicht seine Lösung, will man nicht sehen. Wenn Bürger solche Vorbilder haben, wie sollen sie sich entwickeln? Wenn Toleranz über Jahrzehnte als kühles Desinteresse am anderen – aktiv wegschauen, sich nicht drum kümmern, nur keine falschen Fragen stellen und ja nichts kommentieren – verkleinert und verkannt wird. Wenn der mündige Bürger weitgehend belächelt wird (bis unerwünscht ist) und man Aufmerksamkeit nur noch – das aber viel zu billig – dafür bekommt, wenn man Nazi ist …
Merz' Verhalten ist CDU-taktisch vielleicht schlecht, strategisch macht er nicht viel falsch. Ob er in den Umfragen derer, die sowieso nie im Traum daran dachten, ihn zu wählen, vorübergehend absinkt, kann ihm herzlich egal sein.
>>Bayerische Kandidaten polarisieren in Preußen.<<
Wenn das das Problem wäre, dann könnte Söder ja darauf hinweisen dass er nicht aus Bayern, sondern aus Franken stammt ;-)
>>...wenn Merz den Karren vor die Wand fährt..<<
Was heisst schon: Vor die Wand fahren?
Auch Merz vertritt Interessen, welche ist vielleicht bei Merz etwas klarer als bei Anderen.
Eine Merz-CDU kann vieles von dem das Merz vertritt zusammen mit den Grünen umsetzen, und sie werden, wie einst die Agenda-2010-Regierung, von den Profiteuren dickes Lob einheimsen.
„Was heisst schon: Vor die Wand fahren?
Auch Merz vertritt Interessen, welche ist vielleicht bei Merz etwas klarer als bei Anderen.“
Eben.
Aber was könnte er eigentlich noch schlechter machen? Er zeigt sich offen in Richtung der Grünen und klare Kante auch nach rechtsaußen.
„Eine Merz-CDU kann vieles von dem das Merz vertritt zusammen mit den Grünen umsetzen, und sie werden, wie einst die Agenda-2010-Regierung, von den Profiteuren dickes Lob einheimsen.“
Die Grünen machen jetzt halt Politik, wie alle anderen. Mit der Brechtstange ist die AfD unterwegs, die Linke weiß nicht, was sie überhaupt will.
M.E. kann und sollte man die Politik und ihren Bürokratieapparat auf das Notwendige einschrumpfen und dem Bürger mehr Mitspracherecht einräumen. Der darf dann gerne auch erwachsener werden.
aber der merz paßt nicht in die -->kyffhäuser-sage,
am wenigsten weils ihm an bart mangelt!
und unterm schwarzenStein hatte er keinen mangel zu erleiden. außer:
er konnte seine retter-rolle nicht performen!
das treibt ihn auf die theatralischen bretter, die ihm geltung verschaffen sollen.
wer fragt nach den scripten, nach denen er agieren soll?
allein wichtig ist, wie er die haupt-rolle anlegen wird:
heroisch, riesig unter zwergen!
da wünsch ich ihm: gutes gelingen!
Wenn die Alte alle Jungen wegbeißt, die auch nur versuchen, ein "M" vor die 8 zu setzen, dann darf man sich keinen erwarten, der sich "logisch" als Nachfolger anbietet. Mutti wirkt so beruhigend, da brauchts auch keinen, der Entscheidungen trifft.
Doch jetzt gehts ums "Nachher". Und da kann sich nur der profilieren, der dem Umfeld kompatibel ist, in dem Merkel so agieren kann. Also wird entweder ein schaumschlagender Fabrikant hohl-heißer Luft, oder aber die Boten, die auch bisher die Wünsche der Wirtschaft überbrachten, eine Chance auf eine gute Startposition haben. Und da bleiben nur Merz für Kapital (ohne Produktionshintergrund), der Bote Altmaier für Produktion (mit ein wenig Kapitalhintergrund) und S. Öder für heiße Luft und Vornestehenwollen.
Und wie ich Mutti kenne, wird sie vor ihrem Abgang alle absägen. Management by Champignon. Also wird es Laschet. Auch ein Passepartout.
einer wie merz fährt die karre nicht einfach in den dreck.
so gewöhnlich wirds nicht enden.
das ist größer angelegt! ein lauter crash ist das mindeste!
Schon derart frühe Scherzkekse parat?
Der gemeine Preuße dürfte mit diesen Feinheiten überfordert sein.
Ich sage nur ... speziell für Loddar ... Weißworschd-Äquador.
En passant: das Bild mit dem Passepartout hat etwas. Nichts fiel (bislang) aus dem Rahmen.
Chapöchen dafür. Auch wenn jetzt Gefahren drohen. (Ich sage nur Kubicki.)
>>...dem Bürger mehr Mitspracherecht einräumen. Der darf dann gerne auch erwachsener werden.<<
Tja, die Henne und das Ei, nicht wahr?
Kann sein, aber dann kann man die Richtung wenigstens trauernd beerdigen, man hat's versucht. Dieses fahren auf Sicht kann man großartig finden, ich finde, das ist es nie gewesen.
"Tja, die Henne und das Ei, nicht wahr?"
Ich bin ein Vertreter der Richtung, die sagt, dass jeder selbst anfangen kann und sollte. Dass das zwingend einen Abbau an Solidarität bedeutet, dass nur Kinder solidarisch sind oder sein können. Ich würde das bestreiten und begründen könenn.
wenn es nur so wäre: eine richtung blamiert sich und muß abtreten!
aber die suche nach rettern scheint nicht nachzulassen!
Wir haben ja keine Richtungen gehabt, sondern irgendwie alles gleichzeitig. Für einige waren die Hartz-Reformen der Sündenfall (und Rechtsruck) der SPD und Merkel der Sündenfall (und Linksruck) der CDU.
Herausgekommen ist Wahlmüdigkeit, Unzufriedenheit und aus der Gefühl, dass es alles gut geht, wurden Erklärungen von Politik und Werbung, dass es allen gut geht.
Da der Einfluß China`s auf Mittelerde (Binnenhafen Duisburg etc) wächst, der Investitionsstandort Deutschland gefragt (Vermögensverwaltung Blackrock) bleibt, ist Merz die geeignete Personalie neoliberales Kernterrain geostrategisch gegen jedwede eurasische Ambition abzusichern.
Der populäre Franke Söder scheint zu riskant und rot grünes Gesocks nicht erwünscht. Schlechte Zeiten mit noch schlechteren Personalien machen das Kraut gar fett. Wagenknecht oder Schwesig hätte ich gerne in Verantwortung gesehen, aber da werd ich wohl weiter träumen müssen...
>>Ich bin ein Vertreter der Richtung, die sagt, dass jeder selbst anfangen kann und sollte.<<
Als erster Schritt, ohne den der zweite Schritt, die politische Aktion scheitern wird: Ja.
Mit Henne und Ei meinte ich: Erst die Bewusstseinsbildung, durch erwachsene Bürger in Gang gesetzt oder erst das Erwachsenwerden, das zur Bewusstseinsbildung führt?
Ohne viele Mittäter, die sogenannte (aktive) Basis erreichen Leute wie Wagenknecht nichts. Wie wir durchaus wissen können.
"Mit Henne und Ei meinte ich: Erst die Bewusstseinsbildung, durch erwachsene Bürger in Gang gesetzt oder erst das Erwachsenwerden, das zur Bewusstseinsbildung führt?"
Ist glaube ich egal, wobei es natürlich weitaus leichter ist in einer erwachsenen Kultur erwachsen zu werden, als in einer Kinderkultur oder einen weitgehend infantilen Umfeld.
Isja das Dilemma, die wollen, könnens nicht - die`s können, wollen nicht...
Hm. Aus dem Kommentarstrang entnehme ich:
(S) ÖDER wirds nicht. Super.
Ansonsten - wenn Mutti nicht mehr da ist, gerinnt alles zu dem, was es schon vor ihrer Amtszeit war: Ein öder Haufen. Und dann werden wieder viele klagen: Auch daran ist Mutti Schuld. Sie hat sie ja alle vernichtet. Weiber eben.
Adam und Eva oder Mutti und "Söhne" - es ist immer das gleiche Elend.
Die Henne bedeutet taugliches Bildungs- und Informationswesen. Also gibt´s auch kein Ei.
Deutschland ist einstweilen Schafherde, die ihren Hirten will.
>>Die Henne bedeutet taugliches Bildungs- und Informationswesen.<<
Klar. Ich sag dem Merz er soll dafür sorgen wenn er mir mal über den Weg läuft.
Söder wäre nicht klug, wenn er es versuchen würde.
„allein wichtig ist, wie er die haupt-rolle anlegen wird:
heroisch, riesig unter zwergen!“
Nein – denn hat er nicht in aller Deutlichkeit klargemacht, in welcher Position er sich -wenn auch bislang unentdeckt- befindet, in kargsten bedrängendsten Verhältnissen gegen das Establishment, als Outlaw?
So kennen und bewundern wir doch unsere viel besungenen Outlaws.
Hat nicht Bob Dylan gesungen:
„Friedrich Wesley Me-erz
Was a friend to the poor
He trav'led with a gun in ev'ry hand
All along this countryside
He opened a many a door
But he was never known
To hurt a honest man.”
so ´ne art bushranger, wie ned kelly, in dessen rüstung mick jagger steckt?
ein outlaw, der mit dem privat-flieger die unverschämt-reichen hetzt?
Bei aller sonstign Wertschätzschätzung: Robert Allen Zimmerman war hier wohl der berüchtigte Griff ins Gäste-WC.
Bei mir hatte er - sagen wir - verspielt, als bekannt wurde, dass er Aktien von Dow Chemical (siehe: Agent orange) hatte, das den vietnamesischen Urwald 'entlaubte'.
Dass er dann Jahrzehnte später dem Poeten "with the gift of the golden voice" beim Literatur-Nobelpreis vorgezogen wurde: unverzeihlich.
'Outlaws' sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren ... aber vielleicht reicht es ja zu ner Runde mit Frederic M. auf 'ner alten Zündapp in Brilon-Wald?
Hi(gh) Folks.
Bei der Wertschätzung habe ich dann wohl doch etwas zu dick aufgetragen. ^.^
Das Establishment muß gestürtzt werden.
Was ist das denn für ein Unsinn? Seit wann ist es eine Leistung, das "richtige" Geschlecht bei der Geburt erhalten zu haben?
Merkels Leistung ist die Zementierung des gesellschaftlcihen Stillstandes und die bedingungslose Unterwerfung unter US-amerikanische Aussenpolitik. Das hätte kein Mann besser machen können.
Woher kommt Ihr schräger Blick?
>>Dank Merz heißt der Kanzlerkandidat Söder<<
Diese Überschrift ist journalistische Kaffeesatzleserei, reine Spekulation, die im dann folgenden Text mit einem Hauch von Empirismus versehen wird:
>> Immer vorausgesetzt, dass dann auch noch seine Umfragewerte stimmen.<<
Wann stimmen die Umfragewerte nicht? Etwa wenn der bayrische Ministerpräsident vom ZDF-Politibarometer, das von der 'Forschungsgruppe Wahlen' mit Zahlen beliefert wird, in der Rangfolge der beliebtesten Politiker um ein, zwei oder mehr Ränge zurückgefallen ist?
Bei dieser Art des Qualitätsjournalismus spielen die Qualitätsmerkmale eine zunehmend untergeordnete Rolle. Personalisierung und Boulevardisierung bedingen sich.
>>Nun stellt sich mit Umfragen heraus, daß eine gewaltige Minderheit, vielleicht sogar die Mehrheit der Parteimitglieder (an der Basis) Herrn Merz als Vorsitzenden haben will. Die Funktionäre und Amtsräger, die von den damit verbundenen Bezügen gut leben und auf Delegiertenparteitagen dominieren ... wollen Herrn Merz nicht.<<
Das ist doch merkwürdig, einen Widerspruch zwischen Delegierten und der Basis herzustellen. Es ist doch die Basis, die die Delegierten wählt!
"Theoretisch kann jedes CDU-Mitglied Delegierter werden – gesetzt den Fall, er wird von einem anderen Mitglied oder jeweiligen Kreisverband nominiert. Die Wahl auf Kreis- oder Landesparteitagen erfolgt geheim", liest man bei Focus.
Dass die Basis ihrerseits oft Funktionäre und sonstige Posteninhaber wählt, die delegiert werden, liegt in ihrer eigenen Verantwortung.
Ihren Ausführungen in Sachen Delegierte stimme ich zu.
Allerdings sind Wahlen mehr als nur Delegiertenversammlungen. Und ein passender Kandidat ist noch lange nicht ein siegreicher Kandidat.
Andere Politiker haben diese Crux auch schon erfahren ...
Ja, Outlaws, wohin man blickt –die sich unversehens mit dem Privatflieger davonmachen…
„[…] aber vielleicht reicht es ja zu ner Runde mit Frederic M. auf 'ner alten Zündapp in Brilon-Wald?“
Auf jeden Fall: Ein Abenteuer mit Robin Frederic M. Hood in Brilon Wood auf einer ZündAPP…
"Was ist, wenn der Parteitag gegen den starken Willen der Basis entscheidet und die das nicht akzeptiert?"
Das kann ich nicht sagen, aber ich glaube, dass Ihr Befund stimmt. Die Funktionäre der mittleren Ebene kleben an ihren bequemen Pöstchen, die ihr Auskommen garantieren, haben es sich im poltischen Schlafwagen nett eingerichtet und Merz bringt nur Unruhe rein, obwohl sie vielleicht klammheimlich sogar mit ihm sympathisieren.
Vielleicht besinnen sich manche, dass die CDU mal für etwas anderes stand. Der einzige, der etwas entfachen kann, ist Merz, Laschet ist eine Katastrophe, Röttgen erscheint mir zu glatt und Söder ist gerade in Bayern nicht unumstritten.
Merz kann man lieben oder hassen, er polarisiert, ist bestimmt noch mal ein bisschen retro, aber in die 80er (aber hatten wir es je besser?) nicht in die 50er oder 30er. Und er ist nicht nur retro und bei aller Selbstüberzeugtheit, geht es Merz, glaube ich, nicht nur um Merz. Dass er nicht Muttis Liebling ist, diskreditiert ihn in meinen Augen nicht.
>>Dass er nicht Muttis Liebling ist, diskreditiert ihn in meinen Augen nicht.<<
Es ist Blackrock, das ihn diskreditiert. Und natürlich sein Antifeminismus. Und...
Mal abgesehen von seiner phänomenalen Fähigkeit, keinen Fettnapf zu verfehlen, ist dieser Mann die perfekte Verkörperung des sklerotischen Zustands seiner Partei. Wer traut diesem Finanzindustrie-Lobbyisten die Lösung auch nur eines unserer drängenden Probleme zu? Allerdings wäre seine Kanzlerkandidatur wohl die einzige Chance für Grün-Rot-Rot. Daher wünsche ich ihm von Herzen viel Glück und Erfolg bei seinen Bemühungen innerhalb seiner Partei!
Keine Frage, man muss den nicht mögen und soll ihn kritisieren. Aber wer wäre nun die bessere Alternative?
>>Aber wer wäre nun die bessere Alternative?<<
Es gibt niemanden innerhalb der CDU/CSU, den ich empfehlen würde. Darüber müssen sich die Grünen mehr Gedanken machen. Die wollen doch in eine Koalition eintreten. Mit einer Merz-CDU und einer Söder-CSU in der Bundesregierung könnten sich Göring-Eckardt u.a. aus der Partei sicher gut arrangieren. Ich habe bisher keine ernstzunehmende Stimmen aus den Grünen vernommen, die mit einem Kanzler Merz nicht wollten.
>>Ich habe bisher keine ernstzunehmende Stimmen aus den Grünen vernommen, die mit einem Kanzler Merz nicht wollten.<<
Larry Fink himself hat ja schon den Teppich ausgerollt, indem er in Davos verkündete Blackrock wolle künftig ein bisserl "nachhaltiger" investieren. Das wirkte doch wie massgescheidert für die deutschen Grünen.
>>Aber wer wäre nun die bessere Alternative?<<
"Es gibt niemanden innerhalb der CDU/CSU, den ich empfehlen würde."
Das ist der Punkt.
Was verkannte Outlaws angeht, musste Annegret Kamp-Karrenbauer jetzt vielleicht auch einen Erkenntniszuwachs registrieren (im brandneuen SPIEGEL-Interview):
SPIEGEL: Er [Friedrich Merz] hat unter anderem davon gesprochen, dass sich Teile des "Establishments" gegen ihn verschworen hätten. Was haben Sie gedacht, als Sie das hörten?
Kramp-Karrenbauer: Establishment ist ja eigentlich ein Begriff aus der Sponti-Szene. In der Szene habe ich Friedrich Merz bisher nicht verortet (lacht).
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-annegret-kramp-karrenbauer-ruft-friedrich-merz-und-armin-laschet-zur-ordnung-a-0bfacc78-98ee-4dcc-9f6a-2ba3721adb14
Na ja, als Rächer der Enterbten ist Friedrich Merz ja in der Tat schwer vorstellbar. Aber als Rächer der Erben natürlich schon.
Da linksseitig weit und breit keine Alternative vorhanden ist (von Charisma mal ganz zu schweigen), ist die Nachricht, dass Merz sich zu dreiviertel selbst abgeschossen hat, in der Tat eine gute. Realistisch gesehen sollte man ohne Ausflüchte und Lametta die Optionen betrachten, welche 2021 zur Auswahl stehen:
1. Kanzler(in): So gut wie alle Parameter machen es sicher, dass (auch) der nächste Kanzler (wieder) von CDU/CSU gestellt wird. Die größtmögliche Katastrophe wäre hier zweifellos der konservativ-neoliberale Einpeitscher und Hardliner Friedrich Merz. Da Merz es (voraussichtlich) nicht wird, wird alles auf Markus Söder zulaufen. Gegenüber Merz hat Söder den Vorteil, dass er als CSU-gestählter Populist weiß, wie weit er gehen kann – und dass er für seine Entscheidungen die Menschen mitnehmen muß. Auch gegenüber Armin Laschet wäre ein Kanzlerkandidat Söder die geringere Katastrophe – Laschet ist eben nicht nur der größte Opportunist vor dem Herrn, sondern hat darüber hinaus die unangenehme Eigenschaft, Schuld gern auf andere (gern hier: untergebene, nachgeordnete Instanzen) abzuwälzen.
Bei Söder wird man sich vor dem eingebauten Bonapartismus in Acht nehmen müssen (siehe hierzu auch ein vor drei Wochen in der Print-ZEIT erschienenes Portrait). Heißt: der Kandidat ist nicht ohne; grosso modo könnte es auf einen Stil Macron (mit deutlich konservativeren Vorzeichen) hinauslaufen. Fazit Punkt eins: Nicht nur die Merkel-Fans im linksliberalen Lager werden genug Anlässe finden, sich nach der Ära Merkel zurückzusehnen.
2. Regierungspartei(en): CDU/CSU sind als Regierungs- und Kanzlerpartei quasi gesetzt; die nachgeordnete Frage ist lediglich die, ob SPD, Grüne oder beide an der kommenden Regierungskoalition beteiligt sind. G2R hingegen ist ein weitestmöglicher Ferne – wobei die Grundsatzfragen hier nicht verkehrt sind, welche Politik eine solche Koalition umsetzen wollte und welche Personen ihre Epigonen wären. Richtig vertreten wird diese Option derzeit fast ausschließlich von der Linkspartei. Schaut man sich die dazugehörige Programmatik an (respektive, welche linken Kernpunkte stillschweigend kassiert werden), braucht es nicht viel Fantasie, um zu dem Schluss zu kommen, dass eine mittige, grundsätzlich liberalbürgerliche und jedenfalls nicht allzu weit nach rechts ausschlagende Koalition das Beste ist, was in D 2021 zu haben sein wird.
Ansonsten: die Epigonen eines nach rechts offeren, sozial auf Hasardpolitik gebürsteten Bürgerblocks stehen nach wie vor in den Startlöchern. Ein Macronismus oder Bonapartismus (Söder; sicher unterstützt auch von SPD-Scholz) birgt schon genug Potenzial für Konflikte, Unabwägbarkeiten und auch Demokratie-Gefahren. Für einen Trumpismus nach US-Vorbild wiederum mag Friedrich Merz nicht die geeignete Person sein. Das Potenzial für eine sozial- wie kulturrevanchistische Alternative ist jedoch auch in D breit aufgestellt – quer durch alle Parteibasen (mit substanzieller Ausnahme vielleicht bei Grünen und Linksparteilern).
Fazit: Oberflächlich gesehen mag die Wahl ’21 keine grundsätzlichen Alternativen bieten. Die beiden Mainstream-Wege (leicht-rechte Konsolidierung unter Söder oder doch trumpistisches Hasardspiel, wofür neben Merz vor allem FDP-Chef Lindner steht) bergen in sich jedoch genug Brisanz. Keine Alternative ist gut. In Anbetracht der linken Schwäche (nicht nur in D) wird es jedoch auch hierzulande auf die Frage hinauslaufen, ob eine Regierung der Strickart Joe Biden weiterregiert oder eine, die die Weichen stellt in eine neue Runde neoliberaler Deregulierungen.
Im Anblick der bereits vollzogenen »Reformen« (Agenda 2010 und so weiter) wäre der zweite Weg die »Lösung Thatcher« – mit allen alptraumhaften Konsequenzen, die eine solche nach sich ziehen würde.
Ich Wette 100 Euro gegen Markus Söder als Kanzler.
(Auch wenn ich gerade keine Einkünfte habe)
:-(
ich setze 5o dagegen,
auch wenn ich sie mir zunächst pumpen müßte!
auch sollen die polis-griechen gelegentlich
diktatoren aus dem "ausland" importiert haben...
Ich wette nicht aus ähnlichen Gründen :-(.
Andere Baustelle: Wie ich wiederholt sah, hast du es rausgekriegt, wie man Bilder und Videos in Kommentare einbinden kann. Ich bin bislang an dieser Herausforderung gescheitert.
Da ein Bildchen oder Clipchen manchmal mehr sagen als tausend Worte ;-) – könntest du kurz einen Tipp geben, wie dieses Zauberwerk technisch vonstatten geht?
Ein schwacher Artikel: Albrecht von Lucke engt die zur Parlamentswahl stehende Regierungspolitik auf 2 Personen ein, die beiden Vierschröter Merz und Söder.
In einer Zeit ähnlich fehlender Alternativen wurde einmal eine berühmte Analyse geschrieben "Der CDU-Staat" in 2 Bänden (als lesbares Suhrkamp-Taschenbuch). Eine solche Bestandsaufnahme & Positionsbestimmung wäre jetzt wieder für die "Ära Merkel" und ihre Zukunft fällig. Von Lucke hätte in seinen "Blättern" auch die Autor*innen und Möglichkeiten dafür - wenn er denn wollte und könnte.
So aber ist das meiste zu den Vierschrötern bereits woanders gesagt. Hier z. B.: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-10/cdu-parteitag-coronavirus-verschiebung-parteivorsitz-wahl?page=2#comments
Bis auf eins: Hätte der CDU-Parteitag stattfinden sollen, dann wäre er von der CDU-Parteiführung auf Mitte Oktober gelegt worden (anstatt ausgerechnet auf Dezember, denn die Wellenförmigkeit der Viren ist bekannt). Fragt sich: Warum haben sich Merz, die Junge Union und andere rechte CDU-Seitschaften nicht rechtzeitig um Vorverlegung bemüht?
Wollen sie vielleicht ihr Programm lieber in der 2. Reihe durchziehen, während vorne an der Rampe ein mehr Vertrauen erweckender "Onkel" die Wahlen gewinnt? Das hieße:
gar nicht so viel Neues aus der Honoratiorenpartei - womit deren Analyse um so dringlicher wird!
"beantworten" buttom mit rechter maustaste neuen tab aufmachen, da kann man dann videos reinkopieren. aber leerzeichen und absaetze gehen dann nicht im text.
:-(
Hab's mal probiert. https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/darf-ich-jetzt-hitler-sagen-1/@@images/f1629733-aeb0-425f-b762-0a0644442992.jpeg
Immerhin hat der HTML-Code für Cursivschrift funktioniert.
https://www.youtube.com/watch?v=90ZTiS5idUc
Der hat wohl nicht so recht geklappt :-/
Aha. Unter dem Startbild des Filmes steht "Teilen". Dieses anklicken. Dann öftnet sich ein Fenster. Danach das Icon "Einbetten" anklicken. Jetzt mit der Maus den mehrzeiligen Code markieren. Dann rechte Maustaste "Kopieren" anklicken. Jetzt zurück auf die Seite des Freitag. Rechte Maustaste "Einfügen".
P.S.: Vielleicht reicht auch statt mit der Maus den mehrzeiligen Code zu markieren, den Button "Kopieren" anzuklicken. Habe ich nicht ausprobiert.
Wenn das zu oft in einem Kommentarstrang gemacht wird verlängern sich die Ladezeiten enorm. Hatten wir schon mal.
Jubilooh – es klappt :-)))
Das stimmt. Wollte eigentlich nur wissen, wie's geht. Evtl. wurde deshalb die Layoutfunktion mit bold, kursiv etc. eingeschränkt. Bei Bildern ist eh Vorsicht geboten: Verwertungsrechte.
Bilder gehen nicht, nur videos, soweit ich weiss