Keine Leidenschaft für die Demokratie

Bundespräsident Die Bundesversammlung hat für eine zweite Amtszeit von Frank-Walter Steinmeier gestimmt. Dabei verkörpert er die Berliner Blase wie kein anderer. Weshalb seine Wiederwahl eine vertane Chance ist
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 03/2022
Frank-Walter Steinmeier bei einer Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestages der Novemberpogrome im Schloss Bellevue
Frank-Walter Steinmeier bei einer Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestages der Novemberpogrome im Schloss Bellevue

Foto: Political-Moments/IMAGO

Frank-Walter Steinmeier ist mit 1045 Stimmen zum zweiten Mal zum ersten Mann im Staate gewählt worden – mit den Stimmen einer ganz großen Koalition von SPD, CDU/CSU, Grünen und FDP. Doch was als gewaltige Einhelligkeit daherkommt, ist in Wahrheit eine große vertane Chance. Zum einen wurde die Möglichkeit verspielt, nach bald 75 Jahren und zwölf Präsidenten endlich eine Bundespräsidentin zu küren. Und zum Zweiten hätte die Chance bestanden, aus der Berliner Blase hinauszudenken und mit der Wahl eines Nicht-Politikers der immer größer werdenden Entfremdung zwischen Bevölkerung und Politik entgegenzuwirken.

„Die Distanz zwischen politischem Personal und ‚Volk‘ ist größer geworden, sie ist heute v