Auf eines kann man sich im politischen Berlin verlassen: Alle paar Jahre, in der Regel mit Blick auf die kommende Bundestagswahl, werden rot-rot-grüne Regierungspläne entworfen. Nun also haben die beiden Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger dazu ein 14-seitiges Strategiepapier vorgestellt, das vor allem eins auszeichnet – dass es sich jenseits aller Realitäten und sogar Wünschbarkeiten bewegt.
Vor Corona konnte man sich vielleicht tatsächlich derartigen Illusionen hingeben, angesichts scheinbar himmelstürmender Grünen, die bereits vom Kanzleramt träumten. Heute aber befinden wir uns in einer völlig anderen Zeit. Und in dieser erscheint Rot-Rot-Grün – oder genauer: Grün-Rot-Rot – weit eher als eine politische Fata Morgana. Denn tatsächlich fehlt es an allem, was dafür in dieser Multikrise erforderlich wäre: an Prozenten, Personen, Programmatik und – vielleicht am wichtigsten – am politischen und gesellschaftlichen Machtpotenzial.
Schon rein arithmetisch kommen Grüne, SPD und Linkspartei derzeit kaum über die 40 Prozent hinaus. Nun ist die Zustimmung der Wähler*innen bekanntlich volatil. Umso mehr kommt es auf Personal und Programmatik an. Hier aber ist die Lage speziell bei SPD und Linkspartei desaströs. In beiden Parteien fehlt ein strategisches Zentrum, ist die Führungsfrage völlig ungelöst – SPD und Linke sind damit heute wieder das, was die Politikwissenschaftler Peter Lösche und Franz Walter bereits zu Beginn der 1990er Jahre als „lose verkoppelte Anarchie“ bezeichneten.
Entkoppelte SPD
Nach bald 20 Jahren des Regierens im Bund ist die SPD aufgerieben – und von Sehnsucht nach Regeneration in der Opposition erfüllt. Hinzu kommt, dass sie tief gespalten ist, auch was den Kanzlerkandidaten anbelangt. Das zeigt die Tatsache, dass gegen den (nach den Absagen aller ernsthaften Konkurrent*innen) vermeintlich einzigen populären Kandidaten, Finanzminister Olaf Scholz, nun der weithin unbekannte Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich in Stellung gebracht wird. Der jedoch verfügt über vieles, aber gewiss nicht über die Ausstrahlung eines Kanzlerkandidaten.
Für die Jusos ist Scholz jedoch weiterhin ein „rotes“ Tuch. Seine Kandidatur für den Parteivorsitz hat die Parteilinke auch deshalb mobilisiert und damit Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans erst zum Sieg verholfen, weil dahinter auch das Wissen stand, dass man sich mit einem Parteichef Scholz auch einen künftigen Kanzlerkandidaten einhandeln würde. Noch hat die „Bloß nicht Olaf“-Bewegung nicht wieder Fahrt aufgenommen. In jedem Fall steht Kevin Kühnert noch viel harte Arbeit bevor, will er seine Jusos tatsächlich eines Tages zu einem Wahlkampf für Scholz motivieren. Kaum vorstellbar, dass er damit durchschlagenden Erfolg haben wird.
Hier zeigt sich, dass in der SPD von heute vieles nicht einmal mehr lose verkoppelt ist. Gleiches gilt zweifellos für die Linkspartei. Mit dem Strategiepapier der beiden Parteivorsitzenden würden „die Weichen gestellt für die inhaltliche Ausrichtung der Partei in den nächsten Jahren“, so Riexinger in der Süddeutschen Zeitung. Die Frage ist nur, ob die Partei die Weichen in diese rot-rot-grüne Richtung tatsächlich stellen lassen will – und zudem von diesem Führungspersonal? Denn noch ist völlig unklar, ob im kommenden Jahr Kipping und Riexinger noch an der Spitze der Partei stehen werden, nachdem auf dem Parteitag im Oktober turnusmäßig die neue Führung gewählt werden muss. Und genauso unsicher ist, ob die Orientierung an einer rot-rot-grünen Regierungsbeteiligung in der Breite der Partei akzeptiert wird. Bereits jetzt wird seitens der Antikapitalistischen Linken der Vorwurf erhoben, hier zeige sich eine „oberflächliche Krisenanalyse und erstaunliche Regierungsversessenheit“.
Kurzum: Faktisch fehlt es der Führung der SPD wie auch der der Linkspartei an parteiinterner Autorität. Doch gerade in Zeiten hochgradiger Unsicherheit verlangen die Menschen umso mehr nach Führung und Sicherheit – als den letztlich wahlentscheidenden Kategorien. Schon vor 15 Jahren hat der Historiker Eckart Conze in den Vierteljahresheften für Zeitgeschichte nachgewiesen, dass die „Suche nach Sicherheit“ stets der Schlüssel zum politischen Erfolg bei Bundestagswahlen war. Das gilt von Adenauers „Keine Experimente“ von 1957 bis hin zu Merkels „Sie kennen mich“ von 2013.
Tatsächlich ist das Bedürfnis nach Sicherheit das deutsche Mentalitätsdispositiv schlechthin. Und angesichts von Corona und einer Welt in Aufruhr wird dieses Bedürfnis noch zunehmen. Sicherheit droht damit zum Wahlkampfthema des Superwahljahres 2021 zu werden – vermutlich klar vor Gerechtigkeit. Das erklärt (auch) den Umfrage-Absturz der Grünen. Sie stehen für die meisten nicht für das Versprechen von Sicherheit, sondern für Wandel. Auch deshalb wird ihnen die erforderliche Krisenkompetenz offensichtlich nicht zugetraut. Denn, und hier liegt das grüne Dilemma: Otto Normalverbraucher sorgt sich heute weniger um die Klimakatastrophe als (vermeintlich) bloße Zukunftsgefährdung, vielmehr vor allem um seine höchst gegenwärtigen Interessen – den Erhalt des Arbeitsplatzes wie des Komsumstatus.
R2G dürfte daher im Jahr 2021 vor allem zu einem zu taugen – zum Drohpotenzial des politischen Gegners mit dieser Koalition und damit zur Abschreckung vieler Wählerinnen und Wähler. Ulf Poschardt, Chefredakteur von Springers Welt, freut sich jedenfalls bereits auf „die deprimierende Aussicht auf Rot-Rot-Grün“ – als mediales Wahlkampfthema und -munition.
Doch selbst wenn es – gegen alle Wahrscheinlichkeit – für Rot-Rot-Grün im Herbst 2021 rechnerisch reichen sollte, spricht ein letztes, entscheidendes Motiv dagegen – nämlich die Phalanx der Gegner. Gegen eine bürgerlich-rechtsautoritäre Opposition aus CDU/CSU, FDP und AfD (so die Letzteren es überhaupt wieder in den Bundestag schaffen) wird sich in Deutschland keine grüne Politik durchsetzen lassen. Dafür fehlt einer solchen Konstellation die gesellschaftliche Unterstützung und damit auch das politische Machtpotenzial.
Schwarz-grüne Ironie
Die einzige Chance, die multiple Krise der Gegenwart von Corona über die Klimafrage bis hin zur nationalen wie globalen Ungerechtigkeit anzugehen, besteht, so die Ironie der Geschichte, in einer „bürgerlichen Koalition“ – also in Schwarz-Grün. Das lehrt das rot-grüne Beispiel: Nur ein Kanzler einer vormals „linken Koalition“ konnte derartige Zumutungen für Geringverdienende durchsetzen, weil er sich nämlich der Zustimmung seiner reaktionären Gegner sicher sein konnte. Heute ist das Gegenteil gefordert: Die Bürgerlichen müssen ihrer Wählerschaft der Bessersituierten enorme Zumutungen abverlangen, nämlich massive Wohlstands- und Konsumeinbußen. Deshalb: Vergesst Rot-Rot-Grün!
Natürlich wird eine sozialökologische Umverteilung unter schwarzer Kanzlerschaft nicht von selbst geschehen, sondern nur unter massivem Druck. Anderes zu glauben wäre naiv. Am Ende wird es deshalb auf zweierlei ankommen: Auf möglichst starke Grüne in einer schwarz-grünen (und bloß nicht Jamaika-) Koalition – und auf eine starke Opposition aus SPD und Linkspartei, die die Regierung auf einen sozialökologischen Pfad zwingt.
Kommentare 38
Vielleicht sollte man die Grundaussage des Beitrags generalisieren und sich zu der grundlegenden Einsicht durchringen: Bei Wahlen unter den gegebenen Voraussetzungen ist (weltweit) nicht mehr drin als die Verhinderung des größtmöglichen Horrors. Dass sich die jeweils tonangebenden Besitz- und Geldeliten mit der Kombination aus Rechtsaußen-Drohpotenzial und Irgendwie-noch-aushaltbar-Wirtschaftsliberalen die denkbar kommodeste Situation geschaffen haben, liegt derart offen zutage, dass man nicht umhin kommt, da Respekt zu zollen – Chapeau!
Frühzeitig-zeitig nun also das Plädoyer für die – Albrecht von Lucke zufolge – aushaltbarste Kombination auf der Nicht-Rechtsaußen-Seite. (Okay – etwas wenig differenziert: außer bürgerlichem Dreierblock wäre, mit einigem Pech und noch zwei, drei Schippen Krise obendrauf, eine putschförmige Variante unter Hauptregie der AfD drin; wie man Wahlergebnisse betreibt, wo sich hinterher alle die Augen reiben, hat Donald Trump 2016 in den USA vorexerziert.)
Gehen wir die Beispiele durch. GRR ist machtpolitisch illusionär. Wieso allerdings sollte die Kombination sonst funzen? Thüringen ist bestenfalls ein Exempel, wie die Rechten mit Hängen und Würgen von der Macht ferngehalten wurden. Berlin? Hrrrrm … Unter erfolgreichem GRR-Regieren würde ich mir zumindest ein halbwegs erfolgreiches Gegentrimmen erwarten. Zumindest meine Informationen sind da allerdings nicht so, dass ich von außen den Eindruck hätte, dass das halbwegs klappt. Beispiel zwo – Schwarz-Grün. Hängt erstmal davon ab, welcher Schwarze Kanzlerkandidat ist. Bei Söder und Laschet – vorstellbar; bei Merz sind eher allerlei Dinge vorstellbar, die man sich partout nicht vorstellen möchte. Warum sollten die Grünen die Schwarzen zu Reformpolitik zwingen? 2003, unter Rot-Grün, ist die Chose bekanntlich anders gelaufen (mit sozialpolitischen Langzeitfolgen, an denen die Gesellschaft bis heute zu knabbern hat). Wieso sollten die Grünen diesmal nicht einer weiteren Runde sozialpolitisch exorbitanter Zumutungen zustimmen? Die Pläne liegen eh in den Schubladen, und dass die Besitzenden in Sachen Corona zur Kasse gebeten werden, ist unter den anzunehmenden Kräftekonstellationen so gut wie undenkbar.
Also wird’s jemand bezahlen – und ihr dürft raten, wer das ist, und wer in keinem Fall zur Kasse gebeten wird. Entsprechend sollte die Linkspartei die soziale Malaise in den Brennpunkt nehmen, keine Koalitionsaussagen treffen, stattdessen lieber den Schulterschluss mit außerparlamentarischen Bewegungen suchen und mit dem Kurs ein halbwegs akzeptables Zwischenergebnis am Wahlabend einfahren.
Typisch Albrecht von Lucke. Ein Debattenbeitrag in der ihm eigenen Art. Bei mir hinterlassen seine Gedanken zwiespältige Gefühle. Inhaltlich ist vieles an von Luckes Aussagen, wie immer messerscharf analysiert, zutreffend.
Was mir zu kurz kommt, ist das Aufzeigen einer Perspektive. Von Lucke würde vermutlich sagen: es gibt sie nicht. Als Pädagoge meine ich: was nicht passt, kann wenigstens versucht werden, passend zu machen. Davon finde ich in seinen Aussagen leider überhaupt nichts.
Meine persönlichen Erfahrungen sind bei allen drei Parteien ähnlich: nach anfänglichen Sympathien und Zustimmung war es nur eine Frage der Zeit (und des eigenen Lernprozesses), bis die Enttäuschungen kamen. Der jeweilige Endpunkt: Des-Illusionierung.
Anders als der typische Deutsche ist mein Thema NICHT die Sicherheit, sondern Gerechtigkeit. Das erschwert mir das Mich-Hineinversetzen in Seelen, die der - tatsächlichen oder vermeintlichen - Sicherheit alles Andere unterordnen.
Mein Herz schlägt links. Nicht nur anatomisch. Mein Trost: neben von Luckes Trauergesängen existiert auch Gesangsmaterial für Arien der Hoffnung. Alles eine Frage des Blickwinkels.
Die spannenden linken Perspektiven bilden sich derzeit anderswo heraus: DiEM25, Progressive Internationale, Grundeinkommen, Gemeinwohllobby & Cie.
Mit Blick auf den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen: Alles fängt klein an. Zarte Pflänzchen müssen gehegt und gepflegt werden, damit sie gedeihen können. Noch gibt es genügend Wasser ...
Es gibt die Initiative Solidarische Moderne die seit Jahren versucht die SPD und die Linke zusammen zu bringen.ja die Leute haben Sorgen um den Arbeitsplatz, durch Corona und Umstrukturierung. Aber ein toter Planet hat keine Arbeitsplätze. Jetzt nach Corona wäre endlich die Zeit umzusteuern. Und das geht nur mit r2grün. Die CDU wird die Interessen der Arbeitnehmer vernachlässigen. Nur r2grün kann für die Arbeitnehmer etwas tun und für die Umwelt.
Rot-Rot-Grün? Das hatten wir doch schon mal. 2013: Die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler hatte, wenn auch knapp, links gewählt: 42,7 Prozent der Wähler votierten rot oder rot oder grün, 41,5 Prozent für die Union.
Rein metrisch war sie bereits da – die Mehrheit für Rot-Rot-Grün. Nur praktisch haben die Politiker nichts daraus gemacht.
Diejenigen bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN , die vorgaben, links zu sein, hatten Schiss vor einer Partei DIE LINKE, die damals (zumindest auf dem Papier) noch den Rückzug Deutschlands aus der NATO forderten.
Doch u.a. die Arroganz der SPD ließ ein Bündnis nicht zu: „Wir wären Hasardeure, wenn wir mit der Linkspartei in ihrem jetzigen Zustand eine Koalition bilden würden“, hatte Peer Steinbrück noch ganz kurz vor der Wahl gesagt. Doch, wenn ich es richtig übersehe, wäre das Zustandekommens eines solchen Bündnisses am Personal der PdL jedenfalls nicht gescheitert. Gregor Gysi z.B. war ganz wild aufs Mitregieren, befürwortete im Sommer 2014 sogar entgegen seinen Parteistatuten die Bewaffnung der Kurden. Und für Bodo Ramelow war der Rückzug Deutschlands aus der NATO allenfalls ein Fernziel am Sankt-Nimmerleins-Tag, an der er ein gemeinsames Bündnis von Rot-Rot-Grün nicht hätte scheitern lassen.
Das war durchaus ein verbindendes Merkmal: Die Unverbindlichkeit von Statuten. Wie pflaumenweich aber durchaus korrekt drückt es dieser Autor aus: »Nur ein Kanzler einer vormals „linken Koalition“ konnte derartige Zumutungen für Geringverdienende durchsetzen, weil er sich nämlich der Zustimmung seiner reaktionären Gegner sicher sein konnte.«
Ach, und wie haben Gregor Gysi, Bernd Riexinger und eine ganze Armada Herrn Tsipras gefeiert, nachdem der im Juni 2015 den Kapitulationsvertrag unterschrieben hatte, den ihm Frau Merkel und Herr Schäuble in feinem Zusammenspiel mit Herrn Draghi und unter Zuhilfenahme der Troika (= the institutions representing creditor interests) auf Auge gedrückt hatten.
Also, auch an einer gemeinsamen Gesinnung, die sich im Zweifelsfalle u.a. im Besitzstandsklau bei der eigenen Bevölkerung äußern konnte, hat es nicht gemangelt.
Sieben Jahre später: »Mit dem Strategiepapier der beiden Parteivorsitzenden würden „die Weichen gestellt für die inhaltliche Ausrichtung der Partei in den nächsten Jahren“, so Riexinger in der Süddeutschen Zeitung.«
Haben die beiden eigentlich nicht gemerkt, dass sich die PdL marginalisiert hat – auch Dank ihrer eigenen innerparteilichen Intrigen. Sie mögen zwar seit langem in etwa gleichbleibende Zustimmungswerte haben, doch brauchen tut sie niemand, sie ist erstarrt. Man denke nur an das Debakel bei der Europawahl oder die herben Schlappen im Osten. Da hilft auch der Triumph in Thüringen nicht weiter.
…
Und noch ein Wort zu BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Was ist eigentlich links an denen? Hat die ehemalige, vorgebliche Friedenspartei nicht alle neoliberalen Schweinereien der Kabinette seit Gerhard Schröder mitgemacht? Waren sie es nicht, die Deutschland Arm in Arm mit der SPD die Teilhabe an völkerrechtswidrigen kriegerischen Verbrechen aufs Auge drückten?
Dass die zwischenzeitlich einen derartigen Höhenflug hinlegten, gehört in die Abteilung Phänomene, hat wohl etwas mit Geschichtsvergessenheit breiter Bevölkerungsanteile zu tun. Ich wünsche ihnen ein ähnliches Schicksal wie der gegenwärtigen FDP. Die braucht nämlich auch niemand.
Sicherheit sei "das deutsche Mentalitätsdispositiv schlechthin", meint der Autor. Natürlich weiß er, dass es keine Sicherheit geben kann. Und, um mit Hannah Arendt zu sprechen, ist doch Freiheit das Ziel aller Politik.
Freiheit nicht nur von tötlichen Viren. Auch von der nicht bezweifelbar heraufziehenden Klimakatastrophe (man verfolge die auf Phoenix eingestellten Berichte über den auftauenden Permafrost und dessen nicht zu reparierenden verheerenden Folgen für dann vielleicht 8 Milliarden Menschen). Und da schreibt vdL von der "Klimakatastrophe als (vermeintlich) bloße Zukunftsgefährdung".
Die Gründungsväter der Blaetter dürften sich im Grabe umdrehen.
Warum fragen Sie mich das? Gehöre ich zu den verantwortlichen Politikern?
Wenn die handelnden Politiker, die Mandatsträger – wie 2013 wieder einmal geschehen – das Wählervotum (42,7 Prozent der Wähler votierten rot oder rot oder grün, 41,5 Prozent für die Union) missachten, wie im übrigen auch sonst mit ihrer Politik, hat der der Bürger keine Chance mehr. Und dass ich in der Zwischenzeit zu den kritischen Bürgerinnen und Bürgern gehöre und diese Kritik auch laut und deutlich immer wieder äußere, können Sie mir ja wohl nicht verübeln.
Um Bartleby, dessen positive Ansätze ich teile, zu ergänzen: Zu seiner Aufzählung des Wandel-Ansatzes zählt die ständig anwachsende Kreislaufwirtschaft.
Politikansätze für die Transformation zur Kreislaufwirtschaft
https://wupperinst.org/abteilungen/kreislaufwirtschaft/
Wer bei der jüngsten "Hart aber Fair" - Sendung Habecks Fachwissen bestaunen durfte (Mensch und Tier ausbeutende System in der Landwirtschaft als Beispiel für den entgrenzten Kapitalismus mit den verheerenden Folgen End-of-the-Pipe), mag meine Anregung teilen:
Ein Bündnis GRR mit einer Ende das Jahres auf das Schild gehobenen Kanzler-Kandidatin Annalenea Baerbock gäbe Habeck als Nachhaltigkeits-Minister und Vordenker dieser in die Zukunftsfähigkeit zielenden Kooperation eine tragende Rolle für den notwendigen Wandel, für den die Menschheit, folgt man dem IPCC, nur noch diese Dekade bleibt.
Aprés nous le déluge? Mit der den Wandel ausbremsenden Union gewiss!
Die Grünen sollten mit den progressiven Kräften der Linken und der SPD nicht kleckern: Klotzen ist angesagt. Und zwar mit den Kommunen. Nämlich bottom up und top down. Gemäß der Sandwich-Strategie (Ulrich Beck) wird man nur reussieren, wenn man die Mehrheit der Bürger positiv erfahrbar in den Wandel der Lebens- und Arbeitsverhälntisse konkret einbindet.
Wir stehen vor einem Weiter-so (mit leichtem Drehen an der Schraube, was unterm Strich nichts bringen wird). Oder vor einem Entwicklungsprozess auf eine andere Ebene. Der Erkenntnis, der Wahrnehmung, des Willens, die Lebensgrundlagen zu erhalten.
Ich gehe nicht mehr wählen!
GRR sollte klotzen
Flegel fasst ja das Geschehene kompetent zusammen. Frage: Was bringt der Blick in die Vergangenheit, auf die Fehlleistungen der von ihm genannten Protagonisten? Auf die damalige Unfähig- und Unwilligkeit zu kooperieren, im Sinne der Menschen, der Mit- und Umwelt, wofür sie eigentlich gewählt sind?
Trotz aller notwendigen Kritik an den Grünen, der ehemaligen Friedenspartei: Sollte man nicht sehen, dass mit Baerbock und Habeck ein Führungsduo existiert, dass Wissen (Juristerei, Umwelt und Lebensklugheit) und Erfahrung verkörpert, die notwendiger denn je sind?
"Oktobusy": Ja, ich meine GRR sollte den Einsatz verdoppeln und den Gegenspielern die gezinkten Würfel im Zweifel wegnehmen. Und anders als 007 mit den 83 Millionen Bürgern einen fairen, transparenten, zur Mitwirkung anregenden, ja teilweise verpflichtenden Pfad nachhaltiger Entwicklung auf allen bekannten, zu beackernden Feldern beschreiten. Denn nur, anders als die theoretichen Ausführung von vdL, wenn der Bürger vor Ort spürt und erlebt, dass der Wandel ganz im Sinne Willy Brandts REFORMEN zeitigt, die seine Lebensverhältnisse verbessern/sichern, wird sich die Gesellschaft im ureigenen Interesse BEWEGEN.
Schrat ergänzend:
Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer. Die Stadt in der Wüste / Citadelle Antoine de Saint-Exupéry
Streiche "Schiff". Setze GRR.
Und meine persönliche Sehnsucht wäre dann eine Arbeitsministerin Sahrah Wagenknecht, deren Bücher einst gar vom CSU-Mann Gauweiler hoch gelobt wurden. In "Reichtum ohne Gier" legt sie offen, woran unser System und mit ihm Mensch, Tier und Natur leiden.
Na dann!
»Ein Bündnis GRR mit einer Ende das Jahres auf das Schild gehobenen Kanzler-Kandidatin Annalenea Baerbock gäbe Habeck als Nachhaltigkeits-Minister und Vordenker dieser in die Zukunftsfähigkeit zielenden Kooperation eine tragende Rolle für den notwendigen Wandel, für den die Menschheit, folgt man dem IPCC, nur noch diese Dekade bleibt.«
Wollen Sie die Genese von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ausblenden?
Sie haben die neoliberale Politik der Kabinette seit Gerhard Schröder in allen Konsequenzen mitgetragen.
Sie sind Bestandteil des „Parteienkartells aus CDU/CSU, SPD, FDP und GRÜNEn“. Die Konsorten dieses Parteienkartells aus CDU/CSU, SPD, FDP und GRÜNEn gehören zu den signifikanten Verursachern, zu den Hebammen des Neonationalismus sozusagen. U.a. ihnen verdanken wir das Gedankengut, auf dem die AfD ihren Erfolg aufbaut (aufbaute?). Dafür haben sie sich viel Mühe gegeben, haben Feindbilder geschürt und zur Bekräftigung ihres Standpunktes vorgeblich gute Angriffs- resp. gute Zerstörungskriege geführt oder sich zumindest daran beteiligt, haben seit dem Niedergang der Sowjetunion supranationale Angriffsbündnisse (NATO resp. Koalitionen der Willigen) entwickelt und muslimische Bevölkerungen vernichtet, deren Heimat zerstört.
Annalenea Baerbock und Habeck wäre alter Wein in neuen Schläuchen. Ihr Kriegstreiber Nr. 1 warf als Jüngling auch schon mal Steine auf Polizisten, bis er dann schließlich für deren Establishment Bomben auf Jugoslawien warf. Hierfür wurde er sogar noch mit einem Professorentitel dekoriert. Ihr Cem Özdemir ist strammer USA-Groupie.
»…wenn man die Mehrheit der Bürger positiv erfahrbar in den Wandel der Lebens- und Arbeitsverhälntisse konkret einbindet.«
Ich lach mich tot: Die Königsdisziplin von Politikern ist die Manipulation der Bevölkerung bis es in ihrem Sinne funktioniert. Und sie gebrauchen hierfür auch schon mal perverse Gegenwartsinterpretationen, nennen die eigenen völkerrechtswidrigen Handlungen Friedenseinsätze.
Ein paar restverbliebene Linke in SPD und Grünen schönrednen sich die Welt und stehen gegen fast das ganze Parteiestablischment. Derweil verkommt die Linkspartei zu einer echten sozialdemokratischen Partei mit absoluten Fokus auf die Parlamente - die Pressemitteilung als schärfste Waffe dieser Truppe.
Nein, die Partei- und Parlamentspolitik ist dermaßen verkommen, es lohnt nicht mehr sich damit zu beschäftigen.
Ich wähle nun schon seit einigen Jahren nicht mehr - es tut nicht weh!
Meine Erfahrung geht anders: Ich habe den Eindruck, dass trotz des Wählens immer die Falschen gewinnen, nämlich die, die uns im Wahlkampf ködern, um nach den Wahlen ganz in Diensten der monetären Machthaber Finanzwirtschaft und multinationalen Konzernen devot die Wege für deren Beutezüge zu ebnen.
Das ist rechnerisch gesehen falsch und wird leider immer wieder falsch benutzt: Wenn ich nicht wählen gehe mache ich es ALLEN Parteien leichter ins Parlament zu kommen. Besser wäre es, wählen zu gehen und meine Stimme zu entziehen indem ich eine Partei wähle, die garantiert nicht reinkommt. Aber das entspricht nicht meinen Prinzipien.
Ansonsten gebe ich @Flegel recht. Egal was man wählt, man erhält immer Schäuble...
EILMELDUNG
»Es ist kein Zufall, dass in Deutschland nur aus der Linkspartei Beifall für die Meldung kam, Donald Trump wolle mehr als ein Viertel der derzeit hierzulande stationierten amerikanischen Soldaten abziehen: Da sind sicherheitspolitische Geisterfahrer unter sich. Das Entsetzen in den übrigen demokratischen Parteien von der Union bis zu den Grünen wird nicht von der Furcht vor kurz- oder mittelfristigen militärischen Folgen dieser bisher noch nicht offiziell bestätigten Entscheidung gespeist.«
Die Friesenstifter sind wieder unterwegs:
»Es sind gute Gründe dafür denkbar, die Truppenstärke hier zu reduzieren und in Polen oder anderen Ländern entlang der Ostflanke der Nato zu verstärken – dort, wo durch Russlands aggressives Verhalten die größte Gefahr für die europäische Sicherheit droht.«
Hört; hört!
Korrektur: Die Friedenstifter sind wieder unterwegs!
Von der FAZ auch kaum anders zu erwarten.
Wenn es um die Sicherheit Deutschland geht, präziser dem Schutz der Zerstörung als wahrscheinliches Gefechtsfeld, dann sollten möglichst viele US-Soldaten nach Polen verschoben werden, damit die Auseinandersetzung auf deren Territorium verbleibt. Außerdem entspricht das wohl einem Sicherheitsbedürfnis vieler Polen, obwohl mir nicht bekannt ist, ob das einer Mehrheit entspricht.
Allerdings müssen noch die letzten Atomwaffen aus Büchel verwinden, damit wir nicht zum logischen Ziel werden.
»Politiker von Bündnis 90/Die Grünen spielen eine führende Rolle in einem neuen, gegen China gerichteten Zusammenschluss transatlantischer Parlamentarier… Als konkretes Ziel zeichnet sich eine Durchsetzung der US-Sanktionspolitik gegen Beijing auch in Europa ab… Die Gründung einer derartigen Parlamentarier-Pressure Group hatte der Grünen-Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer schon im Februar am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz vorgeschlagen… Bütikofer etwa unterstützte den Krieg gegen Jugoslawien (1999) als politischer Geschäftsführer der damaligen Regierungspartei Bündnis 90/Die Grünen.«
»Allerdings müssen noch die letzten Atomwaffen aus Büchel verwinden, damit wir nicht zum logischen Ziel werden.«
Ach – lieber @pleifel – das sind wir doch schon lange. Vielleicht nicht gerade die Eifel oder Castrop-Rauxel. Aber ganz sicher Berlin und der Rest von Europa.
Was sollen die Halluzinationen von R2G mit militaristischen Grünlichen, einer absolut prokapitalistischen "S"PD und so pseudolinksliberalen Wirrköpfen wie Frau Kipping und ihre Entourage ?
Den Deutschen gehts einfach noch nicht dreckig genug. Kommt aber noch.
Ich danke für das streitbare Feedback. Ich will den Tag ausklingen lassen mit dem Hinweis auf die nachgenante Sendung. Einer mitte-links Koalition (zu deren Wahl es bei aller Kritik keine ALTERNATIVE Partei/Union geben kann) kann darin die von den drei Professoren (Göpel, Brunnhuber und Korte) herausgearbeiteten großen Linien erkennen und weiter gemeinsam verarbeiten. Amanpour frug heute, ob sie es im "stumach" haben, sie meinte Elected Ones und Civil Society, und hob auf die notwendigen US-Reformen ab.
3 SAT-Talk vom 10.06.
"Schock und Zeitenwende"
https://www.3sat.de/gesellschaft/politik-und-gesellschaft/der-3satthema-talk-corona-schock-und-zeitenwende-102.html
Und wenn es eine Zeitenwende ist, dann gibt es kein Weiter-so. Mit der Union und/oder mit den ganz Rechten.
Mit der "Schockstrategie" vom Naomi Klein, über deren Prinzipien man ja mal in"umgekehrter Richtung" nachdenken könnte, ganz im Sinne von Ulrich Beck, siehe oben, wünsche ich allen eine gute Nacht und einen erfrischenden neuen, einmaligen Tag.
>>… oder die DKPisten hätten Sitze erreicht. Auch nicht schlecht.<<
Auch nicht schlecht, ja. Die PdL käme nicht an der Erkenntnis vorbei dass die „Partei der Nichtwähler“, von der sie theoretisch Wähler wieder abholen könnte* sich anders, oppositionell entschieden hat. Eine „Opposition von links“ könnte also dazu führen, dass die PdL ihr Programm stärker in den Vordergrund stellt um ihrerseits Wahlargumente zu haben. Das enthält ja durchaus Ziele, die zu wählen sich lohnt. Und die Satzung, in der steht dass die Partei keine Spenden von Firmen annimmt. Mit Teilen des Programmes und der Satzung stünde sie natürlich in Opposition auch zu Grünen und „S“PD, also zum gesamten „Parteienkartell“. Aber gerade das wären ja die Wahlargumente, (auch für die DKP-Wahl): Die wählen die anders ticken als diejenigen die man nicht mehr wählt.
*2009, bei der ersten Bundestagswahl an der die Vereinigung aus PDS und WASG teilnahm erreichte sie hoffnungsfrohe 11,9 %. Damals mit klarer Ansage gegen Agenda 2010 und Kriegspolitik, pro gesetzlicher Mindestlohn usw. Also in Opposition gegen CDU/CSU/SPD/Grün/FDP. Diese Wählerzustimmung wurde seitdem bei BT-Wahlen nicht mehr erreicht.
---
Und wem das allzu taktisch gedacht ist, der/die könnte ja „die Partei“ wählen. Die etablierten bräsigen Breitärsche ein bisserl ärgern können die auch. ;-)
Was die Präferenzen der so genannten Sicherheit angeht, so hat Herr von Lucke mit seinen Aussagen wohl Recht. In meinen - altertrüben - Augen ist dies allenfalls die Sicherheit des Alt-Bekannten, die mir erfahrungsgemäß KEINE Sicherheit liefert. Es ist die 'Sicherheit' des "Weiter so", mit Tempo 180 zielsicher in dichte Nebelbänke zu rasen. Mein Namensgeber sagte schon dazu: I would prefer not to.
Das "solidarische Schultern" der Krise ist ein wohlfeiles Motto aus den Stuben von PR-Agenturen, fernab jeglicher praktischer Realität. Das Füllhorn des Konjunkturprogramms hat es bereits gezeigt: Nomen est omen. Von der "Solidarität" profitieren die Gewinner der Ungleichheit, nicht die Verlierer.
Ich bekomme massive körperliche Symptome, wenn ich sehe, welche Personen und Gruppen nun wieder vollmundig aus ihren Höhlen zurückkommen. Beispiel: die Lautprecher des Hotel- und Gaststättengewerbes, die eine Sammelklage initiiert haben. Zutiefst unappetitlich. Hier sollte ein einziger argumentativer Hinweis genügen: Was ist das für ein Freies Unternehmertum, das in guten Zeiten Gewinne stillschweigend bis zum Anschlag privatisiert, in schlechten Zeiten lauthals nach dem - sonst bekämpften - Staat ruft?
Wohlwollend könnte man dieses Verhalten als inkonsequent kritisieren. Mir fehlt dieses Wohlwollen. Als Eklektizist bediene ich mich gerne überall dort, wo es mir in meinen persönlichen Kram passt. Das Christentum bietet in diesem Kontext das wundervolle Wort des Pharisäertums.
Verzichten wir auf auf unangebrachte Zurückhaltung und nennen wir solches Verhalten Scheinheiligkeit ersten Grades.
Um zu Herrn von Lucke und Ihrem Kommentar an mich zurückzukommen: mir sind Parteien wie SPD, Die Grünen und Die Linke zu sytemrelevant geworden. Und in meinem Alter mag ich mir keine Geduld mehr leisten. Das wäre eher töricht. :-)
>>...und die Grünen müssen sich entscheiden, ob tatsächlich nur einen ökologisch modernisierten Kapitalismus in einem schwarz-grünen Bündnis wollen,...<<
Wenn sie sich nicht schon im Jahre 2017 entschieden hätten. Damals ist die Koalition CDU/CSU/Grün nicht an den Grünen gescheitert. Und seit mehr als einem Jahr zeigen die Umfrageergebnisse dass sie die FDP nicht mehr brauchen: Egal ob 30/20+x oder 38/15 %: Die Koalition steht, wenn sich am Gesamtergebnis bis zum nächsten Jahr nichts wesentlich ändert (was ich für nicht sehr wahrscheinlich halte).
Für Deutschland, die EU und den Rest der Welt, wäre es sehr wichtig, wenn die die nächste deutsche Regierung (wieder) "echt" nachhaltig sozial demokratisch handeln würde. Und sozial, in seiner unbegrenzten Form im Gegensatz zum Beispiel zu "national- sozial", heißt nun einmal "nach innen und außen". Dazu braucht man einen außenwirtschaftlichen Werte- gebundenen Gestaltungswillen, welcher zum Ziel eine internationale Ordnung hat, die nicht mehr wie zumindest seit Anfang bis Mitte der 70er Jahren des letzten Jahrhunderts nur auf einem Marktfundamentalistischen freien Wettbewerb innerhalb eines gemeinsamen freien Marktes beruht, sondern den gemeinsamen Markt in eine lebensdienliche, um mal Peter Ulrich (St. Gallen) zu zitieren, normativ demokratisch legitimierte Ordnung einbettet, welche u.a. einen priorisierenden Ausgleich, wirtschaftlicher und/oder finanzieller Art und soziale, ökologische und sicherheitspolitische Regulationen der Markttätigkeit vorsieht. Denn auch Staaten wie Deutschland mit aktuell guten Produktionsbedingungen und auch gut gelegenen Produktionsstandorten, sind mit einer nur "national"- sozial ausgerichteten Außenwirtschaftspolitik spätestens auf mittlerer Sicht nur ein Spielball der internationalen Marktkräfte und zum Anpassen an die Hyperglobaliserung (Dani Rodrik - Harvard) gezwungen. Diese Erkenntnis sollte die Basis für eine gemeinsame RRG- Regierungsarbeit auf Bundesebene darstellen. Diesen Kurs müssten diese drei Parteien einschlagen [oder man bräuchte dafür eine neue Partei.] Und die Mehrheit der Bevölkerung müsste dann ebenfalls davon überzeugt werden, damit eine Mehrheit zu solch einer Politik entstehen kann. Um solch ein Mehrheit muss man kämpfen und nicht bereits über ein Jahr vorher alle Hoffnung darauf zu Grabe tragen.Bei einem RRG- Bündnis ist aber auch immer wichtig zu betonen, dass dabei die Sicherheit und die internationalen Werte- gebundenen verteidigungspolitischen Verpflichtungen nicht zu kurz kommen dürfen. Sozial und Sicher darf kein Gegensatz sein. Sozial nach außen, beinhaltet eben auch die Notwendigkeit für die hinreichende eigne und Werte-Bündnisgetragene militärische Stärke und den Werte- gebundenen militärischen Beistand für andere. Unter angemessener Berücksichtigung der Gefahren für sich selbst. Man sollte es sich da auch nicht zu einfach machen und "Unrecht- Regime" schön und internationale Konflikte und Gefahren klein reden. Aber natürlich ist es besonders inakzeptabel, wenn man Staaten, welche durch internationale Interventionen, aus welcher Intention heraus auch immer, von einer Unrechtregime "befreit wurden", dann einfach den Kräften des Marktfundamentalismus preisgegeben werden. Nach dem Motto: Der Markt wird's schon richten.Fazit: Es gilt nun um eine Mehrheit für eine soziale, sichere, nachhaltige und standhafte -im Sinne von international Werte- gebunden bestehen können -; je nach innen und außen- Politik zu kämpfen, anstatt direkt schon ein Jahr vorher auszugeben und sich nur an Schwarz- Grün als letzten, vielleicht nicht ganz so "schlimmen", Strohhalm festzuhalten zu versuchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies dann aber in einer "neoliberalen", nach der Definition von Peter Ulrich, + "marktkonformer" Umweltschutz Regierungspolitik enden würde ist wohl, auch zurückhaltend formuliert, zumindest kaum von der Hand zu weisen.
Das einzige was in Deutschland jederzeit Mehrheiten einbringt ist die große Kloalition mit Schwarz, Braun, Gelb. Warte nur ein Weilchen.
Besten Dank für den Link zu Herrn Scobel.
Vor Jahren habe ich seine Sendungen, zumindest bei Themen, die ich halbwegs verstand, verschlungen. Mit den Jahren bin ich ein wenig kritischer und skeptischer geworden. Neben der Präsentation des Schönen SCHEINS (Scobel ist darin ein Großmeister) achte ich zunehmend mehr auf das SEIN. Bei wohlfeilen Formulierungen besteht die Gefahr des Cocooning, des Eingefangen-Werdens im Spinnennetz.
Die Besetzung der gestrigen Sendung ist hochkarätig - und ein Versprechen für denkende Menschen. Ich gönne mir zunächst den Luxus eigener (zT auch chaotischer) Gedanken und lasse die erst mal ventilieren. Danach halte ich inne und gebe mich dem Nichts hin. Eine gut durchlüftete Kuppel ist DIE Grundvorausetzung für die Aufnahme fremder Gedanken. Andernfalls wird es leicht reflexartig.
Ich hoffe, dass meine Arbeitshypothese nicht zutrifft. ;-)
Vielleicht später mehr.
Cassandra calling???
Ich sage nur: Vorsicht mit die Sprache. Ein "JEDERZEIT" lässt sich leicht behaupten, ist aber Kokolores, solange es keinen Nachweis dafür gibt. Mir ist seit 1945 keine schwarz-braun-gelbe Koalition in D bekannt. Wissen Sie mehr?
Btw: mal etwas Orthographie üben.
Erschwerend kommt bei unseren Wahlen hinzu, dass zumindest Bundes- und Landtagswahlen längst nicht mehr repräsentativ sind, sowohl was die soziale Zusammensetzung der Nochwähler angeht, noch mehr was die Zusammensetzung der Parlamente betrifft.
So gesehen brauchen wir keine Frauenquote sondern viel dringender eine soziale Quote. Es gäbe auch noch ganz andere Lösungen.
"Und in meinem Alter mag ich mir keine Geduld mehr leisten. Das wäre eher töricht. :-)"
Sehr geehrter Mr. Bartleby,
bei allem gebotenen Respekt scheint mir Ihre meinerseits oben zitierte Äußerung denn doch ein wenig arg untertrieben.
Als der nicht ganz unbekannt gebliebene Autor Herman Melville sich im Jahre 1853 Ihres Falles annahm, waren Sie offensichtlich schon im berufsfähigen Alter, um es so zu formulieren, und offensichtlich in der Lage, über den Tellerrand dieser Berufsmühle hinauszublicken.
Dementsprechend müssten Sie mittlerweile ein gesegnetes Alter von mindestens 150 Jahren erreicht haben - also ein Alter, in dem der Sensenmann nach Ihnen rufen könnte.
Aber vermutlich vertrösten Sie ihn immer wieder: "I would prefer not to."
Holla, die Waldfee,
ein poetischer Mitstreiter in diesen unpoetischen Zeiten. Schön, schön. You made my day.
Ich habe irgendwann aufgehört, mein Alter zu zählen. 'Simplify your life' ist meine Methode. Frauen werden bei mir nicht älter als 39, Männer nicht älter als 49. Allerdings feiern sie mit fortschreitender Alterung diesen Geburtstag jedes Mal einmal mehr.
Der Sensenmann darf gerne nach mir rufen. Ich halte es - als großer Freund des Wiener Schmäh - mit der Ersten Allgemeinen Verunsicherung und ihrem schönen Liederl 'Grüß Gott, I bin der Tod'.
Vielleicht schaffe ich noch die Transformation in einen Vampir. Dann wären mir noch ein paar Tage, Woche, Monate, Jahre vergönnt. Einen Menschen aus Transsylvanien habe ich erst kürzlich kennengelernt ...
>>Es gäbe auch noch ganz andere Lösungen.<<
Ja. Nur mal ein Beispiel: Abgeordnete und Regierungsmitglieder würden Beitrag in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und von dort, statt beitragsfreier Staatspension, ihre Rente beziehen. Wir hätten dann eine völlig andere, sehr viel bessere Rentensituation.
Und Parteien und Abgeordnete, die sich von Firmen "sponsorn" lassen werden von allen Kandidaturen ausgeschlossen. Damit wäre eine allgemeinwohlverträgliche Wirtschaftspolitik, eher auf der Grundlage von GG Art. 14.2 nicht mehr ausgeschlossen.
usw. usf.
Dafür muss aber der ausserparlamentarische Druck plus taktischem Wählen sehr viel schärfer werden.
Das klingt nach einem plausiblen Konzept.
Das wäre auch wichtig.
Aber ich dachte an Alternativen zu den Parlamentswahlen. Zum Beispiel Losverfahren. Ein interessantes Buch dazu ist letztes Jahr erschienen: David Van Reybrouck: Gegen Wahlen - Warum Abstimmen nicht demokratisch ist.
Er wehrt sich vor allem dagegen, dass Wahlen und Demokratie immer gleichgesetzt wird und bringt interessante Beispiele, wo Losverfahren schon in der Vergangenheit praktiziert wurden.
Kann man machen, aber so lange Gewählte oder Ausgeloste die Folgen ihrer Entscheidungen nicht tragen müssen ist das Jacke wie Hose. Korruption funktioniert auch bei Ausgelosten.
Bei direkten Abstimmungen über Sachfragen ist es anders: Die Entscheider sind für ihre Entscheidung verantwortlich. Das geht ein paar mal schief wenn man das Entscheiden nicht gelernt hat, aber mit der Zeit immer weniger, weil Alle merken dass sie sich ständige Fehlentscheidungen nicht leisten können. Ein Problem wären dann natürlich noch Interessengegensätze, bei denen 51 % über 49 % dominieren würden. In diesen Fällen wäre ein Mediationsverfahren günstiger. In einer demokratischen Verfassung könnte das verankert werden, falls wir mal was können.
Solange das Prinzip gilt: "Irgendwelche Leute werden in Einscheidungspositionen gewählt oder ausgelost und dann hoffen wir mal dass sie irgendwie irgendetwas Richtiges für das Gemeinwohl tun werden" helfen nur klare Arbeitsrichtlinien für die Entscheider. Wenn es nicht bei permanent enttäuschten Hoffnungen bleiben soll.
In der Praxis, unterhalb der hypothetischen Wolken bleibt natürlich stets die Frage: Wie können wir uns ermächtigen für nötige Änderungen im Interesse des Gemeinwohles? Und natürlich die Frage: Was ist Gemeinwohl überhaupt?
"Die Gründungsväter der Blaetter dürften sich im Grabe umdrehen." (mardi51a) Das scheint mir der klügste Satz der bisherigen Leser*innendebatte zu sein.
Ansonsten hat der Kaiser ja gar nichts an, von Lucke fehlt die Perspektive:
-- einerseits schwarz-grün, aber wofür sagt er nicht genau, wäre auch zu gruselig.
-- andererseits dann doch "möglichst viel" Gysi/Kipping/Katzentisch-Linke und Olaf Scholz.
-- Und der Olaf soll dann eine schwarz-grüne Regierung "auf den sozialökologischen Pfad zwingen", den schwarz-grün alleine natürlich nicht hinbekommt (so in Luckes letztem Satz): Verworrener gehts kaum!
Linke Inhalte kommen in seinem Artikel nicht vor, daher auch keine Sahra Wagenknecht und keine außerparlamentarische Opposition. Es geht nur um die Farbenlehre der Regierung, um die Mathematik der herrschenden Klasse.
Von Luckes Parole trifft den Zeitgeist: "Vergesst Rot-Rot-Grün". Aber seine Begründung, soweit überhaupt vorhanden, ist falsch.
Mein Ratschlag:
Für die Linke - vor allem die außerparlamentarische - muss es jetzt darum gehen, Auffangpositionen zu schaffen!
Für die schwere Wirtschaftskrise sind die herrschende Klasse und die diversen vermögenden Klientele/Lobbies gut aufgestellt.
Da jetzt schon Verschwörungs-Diskurse allgegenwärtig sind, ist zu erwarten, dass linke Ideen, wenn sie in der Krise gefährlich werden könnten, allgemein verächtlich gemacht und ausgegrenzt werden.
Dafür ist die Linke besonders schlecht aufgestellt, und ein Herr Lucke hilft dabei nicht.
R-R-G bei der nächsten Wahl wird wieder nix.
Die Linken sind für viele, besonders im Westen, einfach nicht wählbar. Dazu hätte es 1990 eines radikalen und 1005igen Bruchs mit der DDR und der SEG bedurft.
Die SPD zeigt gerade durch den amierenden Finanzminister wieder, das sie nicht mit Geld umgehen kann. An diesem Klagelied der Schwarzen ist leider wirklich was dran.
Und die Grünen sind nicht wirklich grün sondern machen nur Klientelpolitik (Der typische Grünen-Wähler/Wählerin ist jung, akademischer Abschluß (nicht in Technik oder BWL), Vegan oder Vegatarier und wohnt in einer der deutschen Großstädte) Und wahrscheinlich kommt von Habeck oder Roth wieder kurz vor der Wahl irgendein dämlicher Vorschlag, der dann direkt wieder viele Stimmen der Unentschlossenen kosten wird.