Volkszählungen in der Geschichte

Hintergrund Geschlecht, Glaubensrichtung, Beruf - wonach bei einem Zensus gefragt wird, hängt stets vom politischen Zweck ab

Eine Volkszählung wird durchgeführt, um möglichst genaue Daten für sozialpolitische Entscheidungen und Gesetzesvorhaben zu erhalten. So sollen etwa Programme für den Bau von Wohnungen und Straßen besser an den gesellschaftlichen Bedürfnissen ausgerichtet und Steuerprognosen genauer werden.

Frühe Geschichte

Aufgrund von Tonscherben lässt sich bereits für 3800 v. Chr. eine Volkszählung in Babylon belegen. Statistische Ermittlungen von Bevölkerungszahlen fanden bereits um 3050 vor Christus in Ägypten statt. Aus der Antike sind ferner Zählungen in China, in Persien und Griechenland bekannt. Man beschränkte sich dabei oft auf die Erfassung der waffenfähigen Männer.

Aus der Weihnachtsgeschichte im Neuen Testament ist die vom römischen Kaiser Augustus befohlene Volkszählung bekannt. Laut dem Lukas-Evangelium hatte der Kaiser angeordnet, dass sich jeder in seinem Herkunftsort in die Steuerlisten einzutragen habe. Aus diesem Grund seien Maria und Josef nach Betlehem gereist, wo Jesus Christus geboren wurde.

Nach der territorialen Neuordnung Deutschlands im Wiener Kongress und der Gründung des Deutschen Bundes wurde 1816 im Königreich Preußen die erste Volkszählung durchgeführt.

In der Nazi-Zeit

Die Zählungen von 1933 und 1939 während der Zeit des Nationalsozialismus schuf die Voraussetzung zur Festlegung der später zu deportierenden Bevölkerung. Mit der Zählung 1939 wurde für alle Juden, „Mischlinge“ und Ausländer eine „Ergänzungskarte“ ausgefüllt, die als Grundlage für die Reichskartei der Juden und „jüdischen Mischlinge“ im Sinne der NS-Rassengesetzgebung diente.

In der Nachkriegszeit

In der DDR erfolgten die Zählungen von 1950 und 1964 als Volks- und Berufszählungen. Die Erhebungen von 1971 und 1981 fanden als umfangreichere Volks-, Berufs-, Wohnraum- und Gebäudezählungen statt.

Die in der Bundesrepublik 1950 und 1987 durchgeführten Zählungen waren gleichzeitig Volks-, Berufs-, Gebäude-, Wohnungs- und Arbeitsstättenzählungen, die Zählungen von 1961 und 1970 erfolgten als Volks-, Berufs- und Arbeitsstättenzählungen.

Die ursprünglich für 1991 geplante Volkszählung wurde nicht mehr durchgeführt. Dies geschah überwiegend aus finanziellen Gründen – die letzte Volkszählung 1987 hatte umgerechnet rund 500 Millionen Euro gekostet. Ein anderer Grund war die fehlende Akzeptanz in weiten Kreisen der Bevölkerung und die skeptische Grundhaltung zahlreicher Politiker in allen Parteien, ob die Zählung direkt nach der Wende nicht zu kompliziert durchzuführen sei.

Mit einem Kabinettsbeschluss vom 29. August 2006 entschied die Bundesregierung von CDU/CSU und SPD, dass sich Deutschland an der EU-weiten Zensusrunde 2011 mit einem registergestützten Verfahren beteiligen wird.

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