1948: Feinde sind der Kitt

Zeitgeschichte 70 Jahre nach der Gründung ist der Staat Israel Projektionsfläche sondergleichen. Er kommt bislang ohne eine eigene Verfassung aus, wird verherrlicht und dämonisiert
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 20/2018

Der Staat Israel wird kein Picknick werden“, sagte Ben Gurion 1949. Der Gründungsvater, dessen Sorgen gegen Ende seines Lebens wuchsen, war vorausschauender, als ihm lieb gewesen wäre. Bis heute ist das Land politisch, kulturell und sozial angespannt, bedroht von „Kriegen wie die Biennale – alle zwei Jahre“, so der israelische Schriftsteller Etgar Keret.

Israel ist eine der Erfolgsgeschichten des 20. Jahrhunderts, ein Land, in dem hypermoderne, kreative, traditionelle, reaktionäre und fast archaische Lebensweisen aufeinanderstoßen. Das gentrifizierte Hightech-Zentrum Tel Avivs und der ultraorthodox bestimmte alte Kern Jerusalems, der an ein osteuropäisches Schtetl erinnert, sind wie zwei Welten. Spannungsfelder koexistieren, anstrengend, verw