Am Tag, als der Regen kam - Wassergedanken

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Seit Tagen war Regen angekündigt, in diesem statistisch zu warmen und zu trockenen Winter. Doch der Himmel blieb blau und golden lag der Sonnenschein auf den Hügeln Ammans. Gestern jedoch zogen Schleierwolken auf, und in der Nacht grollte Donner.

Bei Tagesanbruch verhüllte Nebel meine Sicht auf die Häuser der nächsten Erhebungen, feiner Regen scheint schon seit Stunden zu fallen. Die Reifen der Autos machen dieses typische Regengeräusch, lauter platschend, wenn sie durch einen der den Berg hinabfließenden Bäche fahren.

Ausbleibender Regen ist in Jordanien ein heißes Thema. Das Land ist eines der vier wasserärmsten Länder überhaupt. Grundwasserreservoire werden zum Teil am Maximum, zum Teil bereits darüber hinaus ausgebeutet. Oberflächenwasser kommt von den Flüssen, dem Jordan, dem Yarmuk und dem Zarqa. Die beiden ersteren werden auch von Syrien und Israel angezapft, was für Jordanien nicht viel übrig lässt, der Zarqa leidet unter Verschmutzung. Ausreichend Regen ist nötig, um die Situation wenigstens auf dem Level zu halten.

Das Problem ist lange bekannt und wird daher auch, sowohl national als auch in internationalen Zusammenhängen bearbeitet. Aktuell ist ein Projekt für einen Kanal vom Roten Meer zum Toten Meer. Damit soll Energie produziert werden, die wiederum zur Entsalzung von Wasser zu Trinkwasser nutzbar wäre. Hinzu kommt die Auffüllung und Schutz des Toten Meeres. Hierzu fand ich einen interessanten Artikel bei Alarabiya.net:

www.alarabiya.net/views/2010/01/17/97593.html

Trotzdem ist die Versorgung nicht schlecht: 97 % der Bevölkerung haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Nur die Menge ist begrenzt. In Amman fließt das Wasser einmal die Woche für ca. 1,5 – 2 Tage, außerhalb alle 10 Tage, nur in Aqaba gibt es ständig Wasser. Dabei ist die Wasserqualität gut, auch wir trinken Leitungswasser. In einigen Gebieten soll sie schlechter sein, in Aqaba ist es jedoch fast Mineralwasserqualität.

Da man aber jeden Tag Wasser braucht, gehört hier zu jeder Wohnung ein Wassertank, meist auf dem Dach. Wenn dann das Wasser kommt, bei uns Samstags, füllt er sich automatisch und während das Wasser läuft, tut man gut daran, die Dinge zu erledigen, die sonst zu einer zu schnellen Leerung führen würden: Wäsche waschen, Großputz und vielleicht noch alle mal duschen – nein, dazu reicht das Wasser bei vernünftigem Verbrauch auch öfter. Die Tanks auf den Dächern haben meist eine Größe von zwei Kubikmetern, größere Familien versuchen dann, noch einen zweiten zu bekommen, wer es sich leisten kann, installiert einen am Boden, dessen Wasser dann bei Bedarf aufs Dach gepumpt wird. Das kostet insofern mehr, als der Strom für die Pumpe ins Geld geht – Wasser ist so teuer nicht, Elektrizität meinem Gefühl nach schon.

Man lebt damit, aber wenn der Tank mal leer ist und man mit den Plastikkanistern auskommen muss, hat das durchaus einen Lerneffekt. Unnötiges Laufenlassen des Wassers, tropfende Wasserhähne, all diese kleinen Umweltsünden, die man in Deutschland per Vernunft abzustellen versucht, wenn man sich für Umweltschutz interessiert, sind hier Familienthema, weil jeder darunter leidet, wenn Freitag morgen schon beim Aufdrehen des Wasserhahnes – nichts passiert.

Wen das Thema interessiert: viel Infos und Zahlen fand ich bei der englischen Wikipedia.

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Geschrieben von

Alien59

Nächster Versuch. Statt PN: alien59(at)live.at

Alien59

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