Der üble Streit um das geplante islamische Zentrum, nicht auf dem Ground Zero, sondern zwei Blocks weiter, in Park 51, ufert aus, lässt die latente Islamophobie auch in Amerika deutlich werden.
Dabei ist dieser Protest in zweifacher Hinsicht völlig unsinnig:
1. Selbst wenn Muslime für die Zerstörung des WTC verantwortlich waren, andere deshalb an der Errichtung eines islamischen Zentrums hindern zu wollen, hat etwas von Sippenhaft.
2. Auch unter den - hier als Vorwand für Islamhass vorgeschobenen - Opfern des 11.9. waren Muslime.
Und tatsächlich gab es IM WTC einen muslimischen Gebetsraum, der auch entsprechend genutzt wurde. Ein Artikel in der NYT berichtet darüber, mir war die Information auch neu, danke dem Journalisten, der diesen Artikel schrieb:
Over the next few days, noticing some fellow Muslims on the job, Mr. Abdus-Salaam voiced an equally essential question: “So where do you pray at?” And so he learned about the Muslim prayer room on the 17th floor of the south tower.
He went there regularly in the months to come, first doing the ablution known as wudu in a washroom fitted for cleansing hands, face and feet, and then facing toward Mecca to intone the salat prayer.
On any given day, Mr. Abdus-Salaam’s companions in the prayer room might include financial analysts, carpenters, receptionists, secretaries and ironworkers. There were American natives, immigrants who had earned citizenship, visitors conducting international business — the whole Muslim spectrum of nationality and race.
Leaping down the stairs on Sept. 11, 2001, when he had been installing ceiling speakers for a reinsurance company on the 49th floor, Mr. Abdus-Salaam had a brief, panicked thought. He didn’t see any of the Muslims he recognized from the prayer room. Where were they? Had they managed to evacuate?
...
“We weren’t aliens,” Mr. Abdus-Salaam, 60, said in a telephone interview from Florida, where he moved in retirement. “We had a foothold there. You’d walk into the elevator in the morning and say, ‘Salaam aleikum,’ to one construction worker and five more guys in suits would answer, ‘Aleikum salaam.’ ”
One of those men in suits could have been Zafar Sareshwala, a financial executive for the Parsoli Corporation, who went to the prayer room while on business trips from his London office. He was introduced to it, he recently recalled, by a Manhattan investment banker who happened to be Jewish.
“It was so freeing and so calm,” Mr. Sareshwala, 47, said in a phone conversation from Mumbai, where he is now based. “It had the feel of a real mosque. And the best part is that you are in the epicenter of capitalism — New York City, the World Trade Center — and you had this island of spiritualism. I don’t think you could have that combination anywhere in the world.”
Ich weiß nicht, wie viele Muslime an jenem Tag vor neun Jahren starben. Aber sie werden meist als Opfer völlig ignoriert. Bis dahin, dass selbst in dieser Community als rücksichtslos bezeichnet wird, zwei Blocks entfernt durch Muslime ein Zentrum bauen zu lassen, dass auch einen Gebetsraum haben soll.
Kommentare 6
Das ist genau der springende Punkt:
Die Sippenhaft.
Wenn dann irgendein Idiot mit dem Koran zündeln will, wird die westliche Welt insgesamt bedroht und man ist sich seines Lebens als Ami oder Europäer nicht mehr sicher.
Und Dänemark ist einfach kollektiv schuld, wenn da einer Karikaturen macht.
Und alle Schweizer sind böse, weils dort keine Minarette gibt.
Simpel geht die Welt zugrunde.
Wenn man zugrunde legt, dass die Bush-Regierung 9/11 mindestens zugelassen hat und der islamische Fundamentalismus gezielt von den USA und seinen Verbündeten Saudi-Arabien und Pakistan unterstützt wurde,
könnte gleichsam der Bau von Kirchen in New York angefeindet werden.
Belege für die oben benannten Fakten:
www.freitag.de/community/blogs/gsfrb/der-neunte-jahrestag-der-terroranschlaege-vom-11september-2001
wird "die westliche Welt insgesamt bedroht"?
Es gibt ja kein Monopol auf 9/11. Solange "GroundZero" wie eine offene Wunde daliegt und es keine Gedenkstätte gibt, sollte auch keine Moschee gebaut werden.
So wie ich die New-Yorker während eines einjährigen Aufenthalts dort kennen gelernt habe, stören die viel mehr die vielen ungeklärten Umstände, die schleppende Aufarbeitung von 9/11, die unsinnige Instrumentalisierung des eigentlichen Ereignisses, als der Fakt das dort in der Nähe eine Moschee gebaut werden soll. Vielleicht kenne ich aber auch die "verkehrten New Yorker... aber spiessig sind die jedenfalls nicht.
Da ist wohl zum denkbar falschesten Zeitpunkt eine Menge schief gelaufen.
Die USA scheinen - wie neuerdings üblich bei demokratischen Präsidenten - radikal gespalten, weil die republikanische Rechte wieder von der Kette gelassen wurde. Man hat ja z.B. keine "internationalen" Rücksichten zu nehmen, wenn man nicht in politischer Verantwortung steht.
Da kann dann eine Idee, wie ein Moscheebau 250 Schritte von Ground Zero schon mal zum Sprengstoff werden. Da haben die Verantwortlichen wohl etwas zu hermetisch gedacht. Gefühle sind generell mit rationalen Argumenten schwer zu beruhigen. hier aber geht es um schwerste Traumata. Vielen Betroffenen ist eine Moschee dort derzeit vermutlich einfach nicht zuzumuten.
Damit hätte man sich in Ruhe auseinander setzen können, sähe die verkommene Rechte nicht die große Chance, darauf ihr stinkendes Süppchen zu kochen. So machen Palin Co die Opfer noch zusätzlich zu politischen Missbrauchsopfern und es wird schwer sein, danach eine angemessene Lösung zu finden.
Wenn nun der Islam insgesamt in den USA zum Angriffsziel wird, sollten sich die Muslime vielleicht klar machen, dass sie damit nicht nur endlich wahrgenommen, sondern quasi auch endgültig eingebürgert werden. Sie stehen damit nämlich in einer Tradition. Auch Irische Katholiken wurden anfangs z.B. geschmäht, dislkriminiert ("No Irish need apply")und teilweise gewaltsam attackiert.
Also keine Sorge deswegen. Da gibt es ja auch große Unterschiede zu hier: es sind ganz andere Schichten, die in die USA gingen; es gibt eine viel generösere Religionsfreiheit; der Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung ist sehr viel geringer; Integration hat eine lange Tradition und viele eingebürgerte Rituale. Also eigentlich optimale Ausgangsbedingungen, die allerdings durch 9/11 ziemlich belatstet sind. Aber dafür besteht jetzt auch eine Chance, dies einmal offen miteinander aufzuarbeiten.....
www.time.com/time/nation/article/0,8599,2011798,00.html
also
ich versteh's nicht.
ein gemeindezentrum umme ecke (zwei blocks weiter oder so) - wovon soll die aufregung um die moschee, die nicht mal eine ist, eigentlich ablenken?
im übrigen kann ich, wenn ich ich mir die geplanten/in entstehung begriffenenen bauvorhaben so begucke, so wahnsinnig viel pietät nicht entdecken. ja, da soll auch was mit memorial ... mit den fußstapfen der zwillingstürme ... sehr menschlich
aber rechnen soll sich das ganze auch, wa.