Shopping in Amman

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Wie und wo kauft man denn ein in Amman? Der Möglichkeiten sind viele, alle haben ihre Attraktionen.

Im Stadtviertel, neben der Haustür, gleich der erste kleine „Onkel-Ahmed-Laden“, der hauptsächlich Obst und Gemüse, aber auch Nudeln, Linsen, ein paar Konserven und ähnliches anbietet. Für den last-minute-Einkauf oder die vergessenen Zwiebeln immer eine Option. Dieser Onkel Ahmed ist ein freundlicher alter Mann, dessen Söhne nach Schulschluss beim Verkauf helfen. Oft sehe ich ihn, wenn ich aus dem Fenster schaue, mit brauner Ghalabiya und rot/weiß gemustertem Kaffiye vor dem Eingang in der Sonne sitzen. Der Laden besteht aus einer Art großer Garage, halb im Souterrain, Regale an den Wänden, ein Verkaufstisch, die Kasse, gefällig ausgestellte Holzkisten mit der Frischkost.

Die Straße hinunter reiht sich ein kleines Geschäft ans andere, Friseur, gebrauchte Waschmaschinen, Süßigkeiten, Papierwaren, Plastik- und Haushaltsgegenstände, vom Trichter bis zum Campingtisch, Kleidung…. Was man auch sucht, es kann hier gefunden werden. Die Auswahl ist nicht groß, die Preise sind vernünftig, wenn man bedenkt, dass keine Fahrkosten entstehen, ist es oft wirtschaftlicher, hier einzukaufen, als dort, wo es billiger ist.

Um die nächste Ecke biegend, findet man sich vor der Moschee. Entlang der Umzäunung stehen Händler mit gebrauchter Kleidung und Schuhen, Bauern mit Kisten, aus denen Orangen, Zucchini, Kartoffeln, Spinatblätter herausquellen, einzelne Frauen mit nur ein oder zwei verschiedenen Angeboten. Auch sie machen Geschäfte, obwohl auf der anderen Straßenseite die beiden großen Obst- und Gemüsehändler ihre Ware ausbreiten, aussortieren, ergänzen. Ganze Berge gelber Zitronen, roter Äpfel, brauner Datteln locken dort, ein großes Wandregal mit frischen Grün, Petersilie, Pfefferminze, Salate …. Eine Farbsymphonie.

Nimmt man den Bus, fährt ein Stück weit in die Stadt, kann man in eines der weißen Sammeltaxis steigen. Vier Plätze hat so ein Taxi, ist der vierte Fahrgast eingestiegen, brummt der Motor und es geht zum Souk, der Altstadt. Hier ahnt man noch, wie Amman früher ausgesehen haben muss. Hohe Erdgeschosse mit Arkaden, die den Bürgersteig bogenförmig überspannen, ziehen sich beiderseits der Haupteinkaufsstraße entlang. Auch hier, Geschäfte für alles Denkbare, keine Großkaufhäuser. Faszinierend: ein Geschäft, das eine ganze Regalwand verschiedenster – Fernbedienungen verkauft.

Fast alles, was in den Auslagen als Neuware zu sehen ist, kann man aber auch von den Straßenhändlern erwerben. Die Qualitäten gehen über neu, leicht gebraucht bis hinunter zur Flohmarktware. Letztere wird meist am Straßenrand von den Ärmsten angeboten. Sie haben keine festen Plätze auf dem Bürgersteig, werden daher oft von der Polizei wegen Verkehrsbehinderung aufgescheucht. Dann wird die Auslage an allen vier Ecken der Plastikplane sackförmig eingesammelt, der Händler verschwindet – um ein wenig weiter, wenn die uniformierte Präsenz sich verzogen hat, die Unterlage wieder auszubreiten und das Angebot neu zu sortieren.

Zwischen den Läden duftet es oft lecker: Gewürzhändler, Kaffeeläden – der Geruch nach Kardamom zieht mich magisch an. Schmale Ecklokale bieten kalte Getränke, auch frisch gepressten Zuckerrohrsaft. Kebab-Läden – eine Selbstverständlichkeit. Nur der Simitci fehlt mir ….

Parallel zu dieser Straße, direkt an einen Berghang geschmiegt, ein schmales Sträßchen. Freitag, bereits ganz früh, wimmelt es vor Publikum: der Vogel-Markt. Hauptsächlich Singvögel, Papageien, Wellensittiche – es zwitschert aus hunderten von Käfigen. Professionelle Verkäufer haben dort ihre Geschäfte, auch mit schönen Aquarien und Zubehör, an den Bordsteinkanten teils der Straßenverkauf für Freßschälchen, Wassernäpfe, Kletterstangen, teils Männer und kleine Jungen mit manchmal nur einem, manchmal zehn Käfigen voll auf neue Besitzer wartende Vögel. Hier muss man sich auskennen, die Preise und die Vögel prüfen, wenn man einen neuen Hausgenossen erwerben möchte.

Es ist laut, es ist eng, die Straße ist auch freitags nicht gesperrt, so dass immer wieder gedankenlose Autofahrer sich dorthin verirren und dann im Schritttempo durch die Menge quälen, die ihrerseits sich an die Ränder presst und über den Blechritter ärgert.

Wieder zurück auf der Hauptstraße, aufatmen. Ein wenig abseits trödele ich gerne ein wenig vor den Auslagen mit dem eher traditionellen Goldschmuck. Armreifen, hunderte auf Stangen, daneben, darunter Ketten, Kolliers, Ringe. Viel Türkise, auch dies keine Mode, sondern seit alters ein beliebter Stein.

Zurück vor unserem Haus tief durchatmen. Der Souk ist schön, aber auch anstrengend.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Alien59

Nächster Versuch. Statt PN: alien59(at)live.at

Alien59

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden