Tag 4 - Dein Hassbuch

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Bücher hassen - eigentlich nicht, meistens eher die Autoren. Das würde derzeit gerade ganz gut auf Sarrazin passen.

Jedoch, als ich über diese Buchfrage nachdachte, fiel mir tatsächlich ein Buch ein, das mit der Zeit mir so über wurde, dass ich ihm diesen Titel verpassen könnte. Und das hat gar nicht mal so viel mit der Autorin zu tun - ich denke, die hatte sich das nicht ganz so vorgestellt.

Ich schreibe von Betty Mahmoodi. Kennt die hier noch jemand? Kaum, denke ich. Ihr Buch, und den daraus produzierten Film, schon viel eher: "Nicht ohne meine Tochter!"

Ich glaube nicht, dass sie selbst das Resultat so beabsichtigt hatte. Ihr Co-Autor William Hoffer jedoch dürfte abgesehen haben, dass diese Story, dieser Stoff, zu einem Zeitpunkt, wo der Iran nach der Geiselaffäre in den USA ein ausgesprochenes Hassobjekt war, das Zeug zu einem Bestseller hatte - und einen tiefen Eindruck auch bei sonst unpolitischen Menschen, die weder vom Iran noch vom Islam Ahnung hatten, hinterlassen könnte.

Was macht mir das Buch aber so verhasst? Wären es nur die groben Fehler, die jedem auffallen müssen, der sich in der islamischen Welt ein wenig auskennt, hätte ich das Buch längst achselzuckend ad acta gelegt. Die bösartige Verallgemeinerung, mit der sie das - angebliche - Verhalten ihres Ehemannes als typisch darstellt, wäre Grund genug für einen Verriss, aber nicht für mehr.

Wirklich zum Ärgernis wurde dieses Buch in jeglicher Beratungsarbeit für binationale Paare. Danach stand praktisch jeder muslimische Vater zumindest bei potentiellen Schwiegereltern (leider oft genug auch bei den entsprechenden Müttern) unter Generalverdacht.

Dabei - ein Punkt ist den wenigsten aufgefallen, der genau so wieder bei dem Hype über "Die weisse Massai" auffiel: in beiden Fällen nehmen im Land lebende Frauen ihre Kinder gegen den Willen der Väter mit in ihr westliches Heimatland. Dafür werden sie hochgelobt, verdienen mit den Stories richtig Geld. Dass sie eigentlich beide vor Gericht gehören, fällt nicht weiter auf. Man stelle sich den umgekehrten Fall vor....

Die - meist überflüssigen - Diskussionen, Anfeindungen und Ängste, die dieses dumme Buch ausgelöst hat, bringt ihm nun auch noch diesen Artikel ein. Meine Empfehlung: nicht kaufen und keine Zeit damit verschwenden, den noch dümmeren Film anzusehen.

Die Dokumentation über die Ansicht des Vaters wird leider viel seltener gezeigt. Ich war froh, dass er auch mal zu Wort kam - 2009 starb er. Ich bezweifele, dass er seine ihm entfremdete Tochter noch einmal gesehen hat.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Alien59

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Alien59

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