Vor einiger Zeit habe ich hier bereits einmal einen unfreundlichen Beitrag über die Behördensperenzchen beim Ehegattennachzug geschrieben.
Gestern kam mir dann das Ende eines Falles unter die Augen, der mir bös auf dem Herzen liegt:
Sie: Deutsche, Er: nicht.
Heirat: Mai 2009.
Behördengezerre, unvollständige Auskünfte, die das Nachzugsverfahren behindern, Beratungspflicht der Behörden - Fehlanzeige. Für Laien Fallen, in die man leicht hineintappt (falsche Reihenfolge von Anträgen, z.B.).
Einreise: nach viel Druck und Hilfe vom Auswärtigen Amt wegen besonderer Umstände Anfang Mai 2010.
Ein Jahr Wartezeit - wäre nicht so schlimm. Nur, die besonderen Umstände bestanden in einer Krebserkrankung, der die Ehefrau eine Woche nach Ankunft ihres Mannes erlag, nachdem sie die letzten Wochen ihres Lebens alleine, krank, sich mit Behördenprosa rumärgern musste, um ihren Liebsten nochmal zu sehen.
Natürlich, kein Standardfall. Aber eine Erinnerung daran, wie kurz das Leben sein kann und wie verantwortungslos es ist, wenn Ämter anderer Menschen Lebenszeit vergeuden.
Kommentare 19
Entmündigung
hat Methode.
Das sowieso. Aber das hier war dann irgendwie der Gipfel.
ja. bitter.
und wie geht es für den mann weiter?
Das habe ich mich auch schon gefragt.
Allerdings, wäre ich an seiner Stelle, würde ich in D nicht bleiben WOLLEN.
Bei gutem Willen der ABH könnte es wohl eine AE nach § 31 kriegen - weißt du ja eh selbst. Aber ich möchte grad so oder so nicht in seiner Haut stecken.
Nachtrag:
Die Information stammt aus einem großen Ratgeberforum Ausländerrecht. Dort war zu lesen, wie die Verstorbene vor längerer Zeit um Rat fragte, weil es so schwierig gemacht wurde, nach ihrer Heirat im Mai 2009 das Visum für ihren Mann zu bekommen.
Im Mai 2010 postete eine Freundin von ihr die Nachricht, dass sie, eine Woche, nachdem ihr Mann auch durch Intervention des Auswärtigen Amtes hatte einreisen dürfen, verstorben war. Dieser thread wurde mittlerweile in das für nicht Registrierte nicht einsehbare Userforum verschoben. Eine Userin, die dies nicht gut fand, weil auf diese Weise das Bekanntwerden der Handlung der Botschaft und ABH vertuscht wird, wurde abgemahnt.
unglaublich.
Wird besser. Wegen des gestrigen Nachtrags hier gab es nun eine vierwöchige Sperre.
Und dieser Satz macht es dann vielleicht zu einem endgültigen Ausschluss?
Schlimme Geschichte, bei der mir die Tränen kommen und mich die kalte Wut packt.
Was ist das für ein Ratgeberforum, wer betreibt das denn und wessen Interessen werden dort vertreten?
Link kriegst du per PN - ich will nicht, dass die dem Freitag noch Ärger machen. Ich hatte extra den Namen nicht erwähnt, und trotzdem haben sie sich aufgeregt.
Das Forum wurde gegründet von einem, inzwischen ehemaligen, Beamten einer Ausländerbehörde. Dort arbeiten etliche Leute mit, die in ABH, bei Botschaften, AA, etc. arbeiten, die haben auch die meisten Moderatorenposten. Daneben gibt es ein paar Leute aus der Flüchtlingshilfe und ähnlichen Stellen, soweit ich sehen konnte, auch Juristen. Letzter beide Gruppen genießen bei mir erheblich mehr Vertrauen.
Das Forum besteht schon lange, die Ratschläge sind meist sehr gut, beim Mitlesen alleine habe ich schon viel gelernt. Der Umgangston ist bisweilen abstoßend, vor allem dann, wenn behördliches Handeln oder gar Gesetze offen kritisiert werden, dann ist ganz schnell der Diskussionsthread geschlossen.
Es gibt auf der Seite ein Forum, an dem nur teilnehmen darf, wer selbst bei einer solchen Stelle arbeitet - das wird offensichtlich beim Versuch der Anmeldung kontrolliert. Was dort abgeht, weiß ich nur gerüchteweise.
Wessen Interessen dort vertreten werden, ist eine interessante Frage, die ich dir nicht beantworten kann. Vielen Ratsuchenden wurde - so die Antworten - schon geholfen. Ich habe aber auch schon gehört, dass von dort Angaben bei einigen ABH gegen die Fragenden verwendet wurden - wobei die natürlich mit schuld sind, wenn sie entweder den Sachverhalt so schildern, dass sie erkennbar sind oder so dumm, ihre Privatemail mit Klarnamen zu hinterlegen.
Die kalte Wut kann einem bei solchen Sachverhalten öfter kommen - ich habe lange in dem Bereich gearbeitet, dieser Fall hier hat mich recht mitgenommen. Hier hat das Forum der Fragenden durchaus geholfen - hätte sie nicht den Tip bekommen, sich ans Auswärtige Amt zu wenden, hätte sie ihren Mann vor ihrem Tod vermutlich gar nicht mehr gesehen. Dass es aber so lange brauchte, lag auch daran, dass die betreffenden Behörden ihre eigentlich gesetzlich normierte Beratungspflicht schlicht ignorieren. Das ist auch der Grund, warum es so ein Forum überhaupt gibt und man auch noch froh darüber sein muss.
Aber ein Grund mehr, solche Dinge öffentlich zu machen und nicht im nichtöffentlichen Bereich unter Vorschiebung von "Pietätsgründen" - wie es wohl heißt - zu verstecken. Und bei Kritik an dieser Verschiebung und Nichtöffentlichmachung die Kritikerin zu sperren.
Sie haben dich gesperrt, weil du hier darüber geredet hast? Ich fass es einfach nicht. Manchmal denk ich, wir leben im Mittelalter.
Nein, die Userin, von der ich den Tip hatte. Die ist stinksauer, und macht gerade einen neuen blog auf. Leider stehen aufgrund der Sperre ihre PNs nicht mehr zur Verfügung.
Den obigen Artikel wird es da - eventuell in anderer Form - sicher geben.
Danke für die Aufklärung. An ihrer Stelle wäre ich nicht nur stinksauer. Oranier hat es unten gut ausgedrückt.
Besser als Oranier kann ich es nicht ausdrücken.
Tränen, kalte Wut.
schick mir doch bitte auch den link.
ich werde dann mal nachgraben, ob es eine möglichkeit gibt, auf die nicht-öffentliche seite zu gucken.
Na ja, einfach eine wegwerfemail-addy nehmen und anmelden ^^
Hm, ich kenne die Seite schon ziemlich lange. Sehr hilfreich für hilfesuchende Ausländer. Und wenn ich nicht irre, wurden da auch schon öfter Behördenmitarbeiter ausgeschlossen, wenn sie sich falsch verhalten haben.
Im fraglichen Thread finde ich es schon komisch, dass die gesperrte Userin in einem Kondolenz-Thread eine Diskussion über die Boardmoderation anfängt. Finde ich ehrlich gesagt tatsächlich auch pietätlos.
Ich mag mich irren, aber dem Thread der leider verstorbenen Userin kann ich nur entnehmen, dass sie kurz nach der Krebs-Diagnose schnell das Visum für den Ehemann erhalten hat. Vorher wird die Sache wohl kaum einen Grund für eine Bevorzugung geliefert haben (der Ehemann wurde mal abgeschoben, die daraus folgende Einreisesperre musste erstmal befristet werden). Kurz nach Erteilung des Visums hat sie sich auch noch sehr positiv über die Behörden geäußert. Sehr tragische Geschichte, zweifellos!
Aber insgesamt verstehe ich den Blog hier nicht.
Alien59, weißt Du evtl. mehr als wir??
Jetzt kann ich ja noch raten, wer von dort noch hier auftaucht....
Was ich weiß: wie in vielen Fällen wurde die Einreise des Ehemannes sabotiert, verzögert .... ein Jahr ist da keine Ausnahme. Wie ich oben im Text schrieb, verschwenden Behörden da die Lebenszeit anderer Menschen, ihnen ist das ja egal. DAS ist der Skandal. Und die "Pietät" die von den dortigen Mods angemahnt und mit Sperre verteidigt wurde, nutzt weder der Toten noch den Überlebenden.
Aber ich denke, das weißt du sehr viel besser als ich - kann ja mal raten, wer du bist....
Ich könnte ja mal raten, wer Du bist (im fraglichen Forum).
Wird schwierig - der account ist seit einigen Jahren gelöscht, habe ich gesehen. Sonst wäre es einfach, war auch alien.