Tod im Flugzeug

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Stellt euch vor, ihr steigt in ein Flugzeug. Vor euch liegen mehrere Stunden Flug. In der letzten Reihe seht ihr, dass da drei Männer mit einem vierten ringen. Die Stewardessen kommen euch entgegen gerannt, zitternd.

Ihr werdet gebeten, einstweilen vorne in der ersten Klasse zu bleiben. Von hinten kommen Hilfeschreie:

„Help me! They will kill me!“

Es wird ruhiger, die Passagiere nehmen ihre Plätze ein, zwei Frauen, die weit hinten saßen, werden gebeten, die Plätze mit zwei starken Männern zu tauschen. Der Flug rollt auf die Startbahn zu – wird aber nie starten.

Statt dessen wird eine Ambulanz gerufen, die nach ca. 20 Minuten eintrifft. Eine Frage an die Passagiere, ob ein Arzt an Bord sei, unterbleibt jedoch.

Der Mann ist tot.

Ich habe das jetzt mal so zusammengefasst, eine genauere Darstellung aus Sicht einiger Passagiere des Fluges BA 77 nach Luanda aus Heathrow gibt es beim Guardian. Die Reihenfolge der Ereignisse wird sicher noch geklärt werden müssen.

Tatsache ist, dass der 46jährige Jimmy Mubenga, mehrfacher Familienvater, tot ist. Die Männer des privaten Sicherheitsdienstes, die mit der Deportation beauftragt waren, versuchten mit aller Gewalt, seinen Widerstand zu brechen. Das ist ihnen gelungen.

Er ist nicht der erste, der auf diese Weise stirbt. Manche bringen sich schon in der Abschiebehaft um, manche werden auf diese Weise getötet. Mitten in Europa. Vor aller Ohren – in einem Flugzeug.

Der Guardian zitiert einen der Passagiere:

"For the rest of my life I'm always going to have that at the back of my mind – could I have done something? That is going to bother me every time I go to sleep," said Michael, 51, a US citizen. "I didn't get involved because I was scared I would get kicked off the flight and lose my job. But that man paid a higher price than I would have."

Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

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Geschrieben von

Alien59

Nächster Versuch. Statt PN: alien59(at)live.at

Alien59

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