Welches neue Jahr?

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Seit gestern häufen sich Blogs und Kommentare zum Thema „Neues Jahr“, nachdem Advent- und Weihnachtspostings seit Wochen Konjunktur haben.

Ich halte mich meist raus. Warum? Nicht mein Fest, nicht mein Jahr. Für mich war das letzte „Neujahrsfest“ am 1. Muharram 1433 – wann war das? Umgerechnet am 26.11.2011.

Heute Morgen fragte ich etwas spitz in meiner Twitter-Timeline, wie viele Muslime ich denn dort hätte – es gab massenweise Neujahrsglückwünsche. Warum mich das stört?

Vor einigen Tagen las ich den Satz eines Palästinensers:

„We Arabs have to stop looking to the West for approval of what we do. You can only colonize my land if I let you colonize my mind.” (@docjazz)

Das gilt m.E. nicht nur für Palästinenser, nicht nur für Araber, sondern für alle Muslime. Wir lassen unsere Gehirne, ja unsere Seelen kolonisieren. Es fängt im Kleinen an und weitet sich auf immer wichtigere Dinge aus. Welche Feste feiere ich, welche Kleidung trage ich, welche Dinge kaufe ich – es ist die neuzeitliche Kolonisation der gesamten Welt, die, unterstützt durch Fernsehen und andere Medien unbeschränkten Einfluss nimmt und keine Grenzen kennt, wenn wir sie nicht selbst setzen. (Ein Thema, auf das ich gelegentlich noch zurückkommen werde.)

Das ist die eine Seite. Ja, ich höre mich wieder richtig fies und abgrenzend an. So what?

Denn, auf der anderen Seite, seit Jahren beobachte ich folgendes: immer pünktlich zu den muslimischen Festen geht das bashing los. Im Internet kann man es besonders gut beobachten: in gemischten Foren wird z.B. ein Glückwunsch zum Fest gepostet. Was passiert? Ist es zum Ramadan, weiträumiges Lästern über Fasten als Unsinn, Islam und Religion im Allgemeinen etc. Ist es zum Opferfest – Schächtdiskussion. Ich erlebe das seit Jahren in Variationen und muss zugeben, im Dezember musste ich mich sehr beherrschen, nicht mal einen richtig gemein weihnachtsfeindlichen Artikel zu schreiben. Meine guten Manieren rieten mir davon ab.

Heute sind die „Festtage“ vorbei, da erlaube ich mir das mal. Halbernst – oder, wie man im Französischen so sagt: mi-figue, mi-raisin.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Alien59

Nächster Versuch. Statt PN: alien59(at)live.at

Alien59

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