Mein erster Computer

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*** Mein erster Computer ***

Als ich so in etwa 12 war- und das hei
ßt mein großer Bruder muss zu diesem Zeitpunkt schon 16 gewesen sein (mit Jan Böttcher: er war vier Jahre älter- das ging nie vorbei“) - bekam ich meinen ersten Computer. Das war ein 286er. Da war noch nix mit Windows-Fensterchens und Firlefanz und in Farbe. Da war knallhartes Norton Commander. Und wenn man endlose Einführungsseminare meines Vaters (Dipl.-Ing und noch heute meide ich Männerbekanntschaften der technischen Studiengänge) durchlitten hatte, dann ging es los. Ja, so richtig. Wie mein großer (mich maßlos verachtender, zu diesem Zeitpunkt, Sie erinnern sich, andernfalls s.o., pubertierender) Bruder wollte ich Pinball spielen. Zwischen mir und dem Pinballspielen meines Bruders lagen aber nicht nur vier Jahre Altersunterschied sondern auch, dass sein Prozessor vorn eine 4 und meiner eine 2 hatte. Und 2 das ist grad mal die Hälfte von 4. So arg hat man mich beschissen! Man wartet und träumt von Pinball, symbolisch für die finale Gerechtigkeit- das er kann nicht mehr bestimmen, dass ich nicht mitspielen darf“, die Emanzipation über den übergroßen Bruder, sich raushaltende Eltern und die ganze Deko, die man sich in diesem Szenario mitdenkt.In einer Kindheit vergehen Jahre, in denen man auf Pinball wartet. Nichts anderes. Und wer da noch vom Fußballverein labert, hat einfach nichts verstanden. Endlich ist Weihnachten, Weihnachten ´96. Immer noch lädiert von einem schweren Wegeunfall (und ich denke das akkumulierte Mitleid tat sein Übriges zu diesem Geschenk…) und irgendwo zwischen der Plastikversandhaustanne (ja, wir sind in Ostdeutschland…) steht er und ich denke:" Pinball!" Irgendwie ging dann sogar Pinball nur das man zwischen dem Zeitpunkt, wo der Ball losflog und bis er wieder unten ankam, in Ruhe Blumen gießen konnte. Also fing ich an Geschichten zu schreiben in Word 5.0, weil ich wusste, dass wenn man ganz berühmt werden wollte, man unbedingt auf einem Computer schreiben muss und nicht auf einer Schreibmaschine, man musste ganz nah dran sein am Puls der Zeit (und kurz danach musste man unbedingt ein Pony haben, aber davon mehr ein anderen mal.). Damals hat mich Nachbars Katze besonders beschäftigt. Das war glaube ich, weil meine Katze 2 Jahre zuvor von einem Auto überfahren worden war während ich mit meinen Großeltern an der Ostsee war und als ich zurückkam meine Mutter folgende Story brachte: Weißt Du, Leben vergeht und Leben entsteht. Wir haben jetzt ein Vogelnest im Garten und Deine Katze ist tot.“ Mein Bruder hatte sie auf dem Weg zur Schule gefunden. Er redet bis heute nicht drüber. Zuhause angekommen bekam ich einen Ken zu meiner Barbie geschenkt und die Katze war Geschichte.

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