Die Moderne meinte es noch gut mit den Menschen und bereitete der repressiven Essensaufnahme (gegessen wird das Sandwich, wie es auf den Tisch kommt) ein Ende (Wurst oder Käse?). Unsere Zeit hat selbstverständlich auch aus der Sandwich-Aufnahme ein Projekt gemacht, das es zu managen gilt. Wer bei der US-amerikanischen Kette Subway ein Sandwich verzehren möchte, muss es erst einmal bestellt bekommen! Auf der Homepage des 1965 gegründeten Franchise-Unternehmens gibt es praktischweise eine Einführung in Text und Bild („1,2,3, so bestellst du“), was noch lange nicht heißt, dass man mit der Wahlpflicht zwischen Brotlänge- und Art, Dressings und Gemüse-Fleisch-Fisch-Käse-Belägen in den Filialen schnell und glücklich am Ziel wäre. Wie man diese XXL-Untergrund-Brote gegessen bekommt, ist noch mal eine ganz andere Frage (➝Tramezzino). Susanne Lang
US-Amerikaner lieben Abkürzungen. Vor allem bei der Bezeichnung von Lebensmitteln. Warum wissen wir nicht. Ist ihnen ihre Sprache zu kompliziert? Oder das Sprechen an sich? Oder wollen sie einfach nur cool sein? Ein Beispiel hierfür ist das BLT-Sandwich. Es gehört zu den Klassikern der US-Küche. Bacon-Lettuce-Tomato (Speck-Salat-Tomate), eingefangen zwischen zwei mit Mayonnaise bestrichenen Toastscheiben. Weitere Variationen sind das BLAT-Sandwich (plus Avocado) und das BELT (eggs=Rührei). Letzteres heißt auch Gürtel auf Englisch. Den muss man dann wohl etwas weiter machen, wenn man sich ausschließlich von solchem aus-der-Hand-Essen ernährt. 1963 schuf der Pop-Art-Künstler Claes Oldenburg das Giant BLT, eine überdimensionierte Version der Stulle, spätestens seit diesem Zeitpunkt ist der Snack fester Bestandteil der US-amerikanischen Alltagskultur. Sophia Hoffmann
Mit seinen drei Scheiben Toast, zwischen die sich zwei Schichten Füllung schmiegen, gilt das Club- oder Clubhouse-Sandwich als Krönung der Belegbrote-Schöpfung. Meist halbiert, werden die Schichten von Cocktailsticks zusammengehalten. Die Original-Füllung besteht aus Truthahn unten und Bacon, Tomate und Salatblatt oben. Laut Legende soll das Club-Sandwich in einer exklusiven Spielhölle in Saratoga Springs, New York, entstanden sein. Um 1900 tauchte es erstmals auf Restaurantspeisekarten auf. Als Beilage wird häufig Kraut- oder Kartoffelsalat mit saurer Gurke gereicht. Und was trinkt man dazu? Früher klassisch Cola oder Clover Club Cocktail, heute spült man es eher hip hinunter: mit Club Mate. Tobias Prüwer
Codewort
In der US-Sitcom How I Met Your Mother steht das Sandwich für einen anderen Genuss: Es ist das Codewort für Joint-Rauchen und kommt oft zum Einsatz, schließlich besteht die Serie darin, dass Vater Ted seinen Kindern Geschichten aus der Vergangenheit auftischt. Und so sieht man ihn Sandwich verspeisend deklamieren, wie der Stoff reinhaut. TP
Mein erstes Steak Frites hatte ich am Flughafen Charles de Gaulle. Es musste schnell gehen. Fast Food. Aber dieses kannte ich noch nicht. Zwei Burger aus Hackfleisch (Steak haché), Gurke, Zwiebel, Tomaten und ‚French Fries’ mit Mayonnaise, zwischen zwei Ciabatta-Hälften geklemmt. Es war Burger und Sandwich in einem. Man bekommt es in Paris an jeder Ecke, ab fünf Euro, auch halal. Doch auch in diesem Gericht spiegeln sich die feinen Unterschiede: Es kostet an den Champs-Élysées schon 14 Euro und steht mittlerweile auch auf den Karten edler Bistros. Dann lieber das Original – ein Steak Frites isst man doch nicht vom goldenen Teller! Maxi Leinkauf
Wer das Bord-Bistro im Zug aufsuchen muss, der hat seinen Reiseproviant vergessen und wird verzweifelt vom Hunger dorthin getrieben. In der Gastronomie der Deutschen Bahn wohnt das Chili con Carne in schweinedarmähnlichen Schläuchen, und Kuchen wird in der Mikrowelle auf die rabiateste Art schockaufgetaut, im Anschluss wie ein Haufen frisch angerührter Zement serviert. Doch eines muss man dem BordBistro lassen: Es ist auch ein Reservat für das Sandwich. Dort findet man noch die knochentrockenen Toastscheiben in der klassischen Dreiecksform, mit Käse, Schinken oder einer Eier- und Putenfleischpaste ausgerüstet (➝Tramezzino) die vor Remoulade und Konservierungsstoffen überquillt. Außerhalb der Züge hat die Panini-, Bagel- und Baguette-Kultur den Markt erobert. Aber selbst bei der Bahn gerät das Sandwich zunehmend unter Druck: durch die wesentlich verträglicheren Vollkornschnitten. Mark Stöhr
Die Hüften, die Elvis Presley bei seinem letzten Konzert 1977 schwang, trugen deutliche Zeichen seiner Leidenschaft. Das von ihm heiß geliebte Erdnussbutter-Bananen-Sandwich, am liebsten noch ergänzt durch gebratenen Speck, wird hierzu seinen Beitrag geleistet haben. Heute wird es von Restaurants als „Elvis Sandwich“ oder schlicht „The Elvis“ geführt. Ihm selbst hat das irgendwann nicht mehr gereicht. Er stieg um auf eine Spezialität aus Denver, das „Fool’s Gold Loaf“, ein ausgehöhltes und mit Erdnussbutter, Marmelade und gebratenem Speck gefülltes, ganzes Weißbrot – für eine Person selbstverständlich. Der King soll an Herzversagen gestorben sein. Kein Wunder. Jutta Zeise
Mitte des 18. Jahrhundert wurde es modern, ein „Das Gleiche wie Sandwich“ zu bestellen. Die Legende will, dass John Montagu, der vierte Earl of Sandwich (1718 – 1792), den menschlichen Drang, sich zu ernähren als lästig empfand. Wenn schon der Hunger zu stillen war, dann wollte er dafür seinen normalen Zeitvertreib nicht aufgeben. Also ließ er sich aufgeschnittenen Braten zwischen zwei Scheiben Brot servieren. Einig sind sich die Historiker nur, wann das geschah: 1762. Sie streiten aber, ob Earl, immer knapp bei Kasse, beim Glücksspiel auf die Idee kam oder in seinem Arbeitszimmer. Denn der Fastfood-Erfinder war leidenschaftlicher Spieler und Workaholic. Genau die Voraussetzungen, die der Spross aus verarmtem Adel brauchte, um es Lauf seines Lebens bis zum Chef der britischen Admiralität zu bringen. Er wurde einer der unfähigsten und korruptesten in der britischen Geschichte. Jörn Kabisch
„Zwischendrin“ fühlt man sich ja eigentlich wohl: unter Freunden, in der Mannschaft, auf dem Konzert. Aber man kann auch zwischen alle Stühle geraten, etwa wenn man (oder eher noch: frau) der sogenannten Sandwich-Generation angehört. Da zerrt auf der einen Seite das Kleinkind am Bein der Mummy und der ausufernde Teenager an den Nerven; auf der anderen sind da die alten Eltern, die sich „so aufgeopfert“ haben. Ganz schön schwierig, sich zwischen dem aufgehenden Weiß- und dem kernigen Schwarzbrot als Belag zu behaupten! Und wo bleibe ich?, fragt sich, wer in die Sozialversicherung einzahlt, das Studium der Kinder berappt, die demente Mutter pflegt und „so zwischendurch“ noch erwerbstätig ist. Bei sich selbst, hoffen wir. Da braucht es kein Betreuungsgeld, sondern vernünftige Regelungen, um Kindererziehung und Pflege zu bewältigen, ohne sich aufzureiben. Ulrike Baureithel
Schnitzel-Sandwich nach Wiener Art
Nicht einmal Graf Sandwich (➝ Erfinder) hätte wohl gedacht, dass ein Sandwich drei Jahrhunderte später mit einem Wiener Schnitzel belegt wird. Aber wer sich nun darauf freut, beim Schnitzel-Sandwich zwischen dem Brötchen ein dünnes Stück Fleisch vom 100 Tage alten Kalb vorzufinden, im Butterschmalz gebraten, in frischen Semmelbrösel paniert und souffliert, wird böse überrascht werden. Denn das ungarische Schnitzel-Sandwich besteht aus fettem Schweinefleisch, dreimal so groß, aber fast so dick wie das Brötchen, mit zwei dicken Essiggurken belegt. Wer trotzdem Lust darauf bekommt: Verkauft werden die Sandwiches auf U-Bahnstationen und großen Bahnhöfen sowie an Imbiss-Buden rund um den Plattensee. Kurz vor dem Verhungern, kombiniert mit einer Weinschorle, sind sie ein tolles Abenteuer! Agnes Szabo
„Spürt ihr, wie eure Schwänze sich in mir aneinander reiben?“, fragt Georgina Spelvin alias Miss Jones in der vielleicht bekanntesten Porno-Szene aller Zeiten. Sie stammt aus dem Film The Devil in Miss Jones, und der Grund, warum Miss Jones so fragt, ist: Sie hat gerade Sandwich-Sex. Bei dieser auch Double-Penetration (DP) genannten Stellung wird die Frau gleichzeitig von zwei Dildos oder zwei Penissen penetriert (anal und vaginal). Nicht zu verwechseln ist Sandwich-Sex mit der Sandwich-Stellung. So nennt sich die Zwischenposition im Management, bei der man nicht mehr ganz unten und noch nicht ganz oben ist. So genussvoll die Stellung laut Miss Jones im Bett sein kann, so unangenehm ist er im Management. Dort musst du deinem Team und deinem Chef gefallen – während dir keiner gefallen will. Mikael Krogerus
Im Leichtbau findet eine Technik ihren Einsatz, die nach ihrem kulinarischem Vorbild benannt ist. Auch Sandwich-Panele bestehen aus Schichten: Eingezwängt zwischen zwei Metallplatten befindet sich eine Schicht aus Hartschaum. Das Material wird in der Regel zum Isolieren von Dächern und als Wärmedämmung an Außenwänden von Gebäuden verwendet. Weil sie montagefertig geliefert werden, robust und leicht anzubringen sind, werden die Panele gern verwendet, weswegen Fabrikhallen und andere Funktionsbauten oft nicht unterscheidbar sind. Andere Sandwichelemente aus Beton kommen gerne zum Einsatz, wenn witterungsunabhängig gebaut werden will. Eine Dämmschicht im Inneren vermeidet weitere Isolierarbeiten. Wie bei den Schaumpanelen fällt die reduzierte Bauzeit zuungunsten der Optik aus: Irgendwie sehen die Fertig-Bauwerke alle gleich aus. TP
Es ist der Weichling unter den Sandwich-Varianten der Welt: Süßlicher weißer Toast ohne Kruste, dazwischen Thunfischcreme, Mortadella oder gekochtes Ei, immer zum Dreieck geschnitten. Wenn man Pech hat, liegt dieses Sandwich schon seit Stunden in der Auslage der italienischen Bar, hat sich mit Mayonnaise vollgesogen und zerfällt einem schnell zwischen den Fingern (➝Deutsche Bahn). Obwohl der Name „Tramezzino“ die Italienisierung des Sandwiches ist (um 1925 erfand der faschistische Dichter Gabrielle D’Annunzio den Begriff, übersetzt: das kleine Dazwischen), beweist dieser Imbiss: Es gibt Kulturen, die mit schnellen, unkomplizierten Mahlzeiten wenig anfangen können. Denn ein Tramezzino in den Mund zu stecken, erfordert richtig Konzentration. JK
Der Sandwichmaker stammt wie die Fritteuse aus einer Ära der Küchengeräte, als eine möglichst künstliche Zubereitung von Lebensmitteln als Fortschritt galt. Auf den Markt gebracht wurde der Sandwichmaker in den Siebzigern von der australischen Firma Breville, das Patent stammt aber aus Belgien. Dort wurden über Jahrhunderte die Waffeleisen zur Perfektion gebracht, deren Entwicklung höchstwahrscheinlich auf die Oblatenbäckereien der Klöster zurückgeht. Der Sandwich-Automat hat also so gesehen klerikale Vorfahren. MS
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