In ‘Würde’ altern???

Altersarmut Die jetzt vor kurzer Zeit wieder angestoßene Diskussion durch 'unsere' Bundesarbeits- und Sozialministerin Ursula von der Leyen

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Den Beitragstitel habe ich gefunden und etwas uminterpretiert. Die “von der Leyen-Diskussion”, welche jetzt seit Tagen durch die Medien geistert, ist für mich persönlich schlicht Hetze und Diskriminierung nicht nur von alten Menschen. Sie ist schlicht und ergreifend eine Hatz auf vermeintlich Wehrlose.

Wenn in fast jeder TV-Nachrichtensendung schon mit dem Renten-Thema ‘eröffnet’ wird, dann fast immer mit dem Grundtenor: Wir haben zu viele Alte in dieser Republik. Eine sehr variable Sichtweise, denn es könnte auch beliebig heißen: zu viele Ausländer; zu viele Juden; zu viele Linke; zu viele Behinderte; zu viele Hartz IV-Empfänger; zu viele … verdammte Scheiße, ich will dass gar nicht weiter denken.

Wird unser Land durch eine einseitige Berichterstattung in den Medien schon mal heimlich und psychologisch sehr, sehr leise auf etwas vorbereitet, was schon einmal da war? Diese Frage stelle ich mir schon ziemlich lange und ich muss jetzt erst mal selbst überlegen, wann sich dieser Gedanke in meinem Kopf eigentlich festgesetzt hat.

Obwohl ich jetzt schon mal eine Nacht darüber geschlafen habe, konnte ich bisher nicht ausmachen, seit wann ich diese Überlegungen mit mir rum schleppe, ich weiß nur, dass es nicht erst seit gestern ist.

Altern war auf jeden Fall in der Vergangenheit nicht mit einem Stigma behaftet, es war ein eigentlich sehr natürlicher Vorgang und wurde auch als solcher von den Menschen in der näheren, aber auch weiteren Umgebung so wahr genommen. Die südeuropäischen Länder machen uns diesen Vorgang auch heute noch vor, denn der Familien-Zusammenhalt ist dort sehr ausgeprägt. Die älteste Familie der Welt auf Sardinien zeugt davon.

Am 18. August 2010 veröffentlichte ich in einem anderen Blog folgenden Beitrag:

Zuerst die Nachricht aus dem ARD-Videotext:

Kommission gegen Altersarmut

Die Regierung will Anfang 2011 eine Kommission gegen Altersarmut einsetzen.

Diese solle "Vorschläge machen, wie jemand, der sein Leben lang Vollzeit gearbeitet hat, auch ein Alterseinkommen hat, das ein menschenwürdiges Leben ermöglicht", sagte die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Fischbach (CDU), der "Rheinischen Post".

Hintergrund ist die wachsende Zahl gering bezahlter und wechselnder Beschäftigungsverhältnisse, die zu einem Anstieg von Altersarmut führt.

Aber ich weiß jetzt schon, da werden wieder nur die sogenannten Experten gefragt, die von Tuten und Blasen absolut keine Ahnung haben.

Ich habe ca. 35 Jahre Vollzeit als Freiberufler gearbeitet. Die meisten Beschäftigten in der Filmbranche sind nun mal freiberuflich tätig, die anderen sind Festangestellte der jeweiligen Fernsehsender, nur dass diese Sender oft genug auf die Freien zurückgreifen, da sie nur allein mit Festangestellten keinen Film wie z.B. ‘Tatort’ oder Serien wie ‘Der Alte’ erstens in der Zeit und zweitens im Budget fertig stellen könnten. Drehzeit für einen Tatort ca. 5 Wochen für 90 Min., Drehzeit für 60 Min.-Serie ‘Der Alte’ 3 Wochen. Die Kosten mit Festangestellten würden sich verdreifachen.

In meiner Jugend, also den 60er – 70er Jahre waren Risiken bezüglich der Rente kein Thema. Die private Altersvorsorge ebenso wenig. Sie wurde schon gar nicht beachtet, geschweige den erwähnt. Nur zweimal in den 20 Jahren beim Film war ich längere Zeit arbeitslos. Bei den meisten Produktionen wurden Steuern und Abgaben direkt abgezogen. Nur die Politik hat unsere sogenannte Altersversorgung rein finanziell verschlechtert.

Der Politik in diesem Land waren bisher die Rentner als Stimmvieh immer hoch willkommen, vor Wahlen. Da wir ja in diesem Land eine Parteien-Autokratie haben (der Begriff “Parteien-Diktatur” ist mir einfach zu harmlos), konnten sich die Parteien eigentlich fast immer auch auf ihre sogenannten Klientel aus dieser Wählergruppe verlassen. Bisher. Aber WIR, die wir in den 60er Jahren die Jugend waren, sind inzwischen die Alten und wir sind auf jeden Fall meist besser ‘aufgeklärt’ als noch unsere Eltern. WIR lassen uns nicht mehr so leicht ‘verscheißern’. Deshalb sind WIR auch heute bei solchen Nachrichten nicht mehr kurz von einem Infarkt:

Berlin (dpa) - Der Gegenwind aus den eigenen Reihen für das Zuschussrenten-Konzept von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wird immer heftiger. Kanzlerin Angela Merkel ist nach anfänglichem Wohlwollen inzwischen deutlich von dem Projekt gegen Altersarmut abgerückt.

Quelle: Hier weiterlesen

Deshalb auch das Fragezeichen im Beitragstitel.

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Geschrieben von

alterknacker

Ich lese. Ich schreibe, hauptsächlich hier im FIWUS (http://freies-in-wort-und-schrift.info/), ich bin wohl jetzt Rentner, aber nicht schweigsam.

alterknacker

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