Zahlen und ‘Interpretationen’

Neue Armut in D Ein Betroffener 'philosophiert' ... oder so ähnlich könnte man es beschreiben.

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Ich bin gerade mal wieder gestolpert – über einen Beitrag und eine darin enthaltene Aussage, welche ich zu diesem Beitrag als sogenanntes Vorwort einfach mal mit Quellangabe ‘klaue’:

Wir wundern uns gelegentlich, das sich das Leben um uns herum in reine Gülle verwandelt, aber niemand mehr den Mut besitzt, rein rational zu handeln und effektiven Widerstand zu leisten. Würden wir einfach mal eine Liste jener Regeln erstellen, die uns daran hindern, so friedlich, sinnlich und bewusst zu leben, wie wir wollen, dann würden wir sehr schnell sehen: wir haben gar keinen Platz mehr für Widerstand: die Grenzen, die man leise und heimlich unsere Freiheit gesetzt hat, sind inzwischen so eng, das wir kaum noch Luft zum atmen haben.

Quelle

Zahlen sind ja eigentlich logisch und feste Größen. Das Einmaleins wird auf der ganzen Welt angewandt und ist wie ein Naturgesetz – unveränderbar. Wie aber kommt es nun, dass wir alle zum Reichtums- und Armutsbericht ständig davon lesen und hören, dass diese Zahlen irgendwelchen Interpretationen bedürfen? Ist also eins und eins doch nicht so absolut, ganz einfach als Ergebnis zwei? Ich bin kein Mathematiker, also bin ich wohl nicht besonders kompetent, solche Fragen zu beantworten. Aber wenn schon ich hier zweifele, was ist dann mit Menschen, welche sich solche Gedanken erst gar nicht machen? Sie müssen wohl ‘glauben’, wie schon bei der Religion. Als besonders ‘klassisches’ Beispiel ist zur Zeit die Diskussion um die Ärzte-Honorare, welche inzwischen schon bis zu einem angedeuteten Streik geführt werden.

Über die Interpretation der Zahlen ist, schon bevor der Bericht überhaupt veröffentlicht wurde, der erste Streit ausgebrochen: Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) verweigert dem Entwurf die Zustimmung. Mit den Daten über eine ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung würde Arbeitsministerin Ursula von der Leyen "neue Staatseingriffe rechtfertigen", heißt es aus dem Wirtschaftsministerium - für die FDP eine ungehörige Vorstellung.

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Jede Debatte um Einnahmen und Ausgaben wird fast nie um wirkliche Zahlen und Fakten geführt, es geht dabei fast ausschließlich um Ideologien und eine große Portion Gier. Wir werden wohl mit sogenannten Zahlen und Fakten fast ‘zugeschissen’, aber die sind in den meisten Fällen fast immer eine sogenannte Alibifunktion, um die eigenen Standpunkte zu untermauern, aber echte Veränderungen werden dadurch fast niemals angestrebt. Eine der besten Aussagen, welche sich fast universell einsetzen lassen kann, habe ich hier gelesen:

Es scheint, als sei der Teil der Weltbevölkerung, der von sich sagen würde, humanistisch zu sein, tolerant und offen gegenüber allem, was den eigenen Horizont übersteigt, gewachsen. Halten doch die Bildung und der Wohlstand zaghaft auch in entlegenen Orten Einzug. Doch die anderen Gruppen wachsen eben auch, die Fanatiker, die Hassprediger, die Homophoben, die Beschränkten. Die Zahl der Arschgeigen wächst prozentual zu den anderen dreimal schneller, wie es scheint. Weil Idioten immer lauter sind.

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Arschgeigen haben das Sagen und wir können uns nur unzureichend wehren. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Religion oder Finanzen handelt.

Jedes Ressort der Regierung muss wohl diesen Armuts- und Reichtums-Bericht einzeln genehmigen. Für Otto-Normalo eigentlich erst mal völlig unverständlich.

Das Arbeitsministerium schreibt dazu: "Während das Nettovermögen des deutschen Staates zwischen Anfang 1992 und Anfang 2012 um über 800 Milliarden Euro zurückging, hat sich das Nettovermögen der privaten Haushalte von knapp 4,6 auf rund 10 Billionen Euro mehr als verdoppelt."

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Hat das Arbeitsministerium bei diesen Zahlen nicht die Wahrheit gesagt? Warum diese Ressort-Genehmigungen? Gibt es andere Zahlen? Was sollen eigentlich diese anvisierten Interpretationen? Sind die Hartz-Gesetze auch nur so eine Interpretation, wie auf unterstem Niveau gelebt oder etwas drastischer ausgedrückt, ‘existiert’ werden soll? Nach der letzten sogenannten Hartz-Reform 2011 muss man auf jeden Fall davon ausgehen, denn rein handwerklich ist diese Reform mehr als nur mit heißen Nadeln ‘gestrickt.

Im Normalfall geht der Mensch arbeiten, um sein Leben zu erhalten und bei manchen Menschen spielt eine finanzielle Sicherheit eine Rolle, wenn er von dem erarbeiteten Geld etwas zurück legt für vorhersehbare und unvorhersehbare Ereignisse, welche Geld kosten. Dem größten Teil der Menschheit ergeht es so. Dieser Hauptteil der Menschheit wird nie reich werden, nicht durch Arbeit. Ein bestimmter Teil dieser Menschen kann trotzdem aus der normalen ‘Tretmühle’ aussteigen und sich verbessern, weil sie sich in dieser Hierarchie durchsetzen können, Ehrgeiz und Ellbogen haben und ihrer Karriere einen größeren Stellenwert zumessen, als ihrem eigentlichen Leben – denn sie Leben, um zu arbeiten. Geboren werden sie so nicht, aber sie werden meist so erzogen. Meine persönlichen Erfahrungen sind genau umgekehrt; wir arbeiten, um zu leben.

Intelligenz spielt dabei natürlich auch eine Rolle, aber auch nur marginal, denn auch intelligente Menschen können trotz ihrer Intelligenz scheitern im Beruf und Erwerbsleben. Ein menschliches Scheitern folgt meist darauf, ist aber nicht zwingend. Natürlich ist diese Aussage sehr verallgemeinernd und auch subjektiv, aber nachvollziehbar.

Wenn ich jetzt noch zu den Menschen komme, die es, egal durch welche Konstellationen auch immer, nicht nötig haben, sich ihren Lebensunterhalt zu ‘verdienen’, dann bin ich mit meinen Gedanken sofort bei einem verschwindend kleinen Prozentsatz der Menschheit – den sogenannten Reichen. Reichtum wird auf vielfältige Art erreicht. Es gibt ganz wenige Reiche, welche durch Muskelkraft und gleichzeitig Hirnschmalz solch eine Stellung im Leben erreichen. Wer den anderen Teil kennenlernen will, kann sich unter anderem im Internet kundig machen, denn über die echten Schmarotzer wird am laufenden Meter in den Medien berichtet. Die Zahl der Reichen ist überschaubar, weltweit, die Prozentzahl bewegt sich im einstelligen Bereich; die der Armen sind quasi der Rest der Menschheit, weil für die Reichen die sogenannte Mittelschicht eigentlich nicht existent ist. Ein echte Mittelschicht existiert fast nur in Industrieländern und auch diese sind nach Zahlen betrachtet, relativ übersichtlich.

Schauen wir mal zu einem klugen Kopf, der dies besser als ich formulieren kann:

Die Reichen werden immer reicher (siehe u.a. Spiegel) dank des mühsam über Jahre hinweg installierten Selbstbedienungsmechanismus unseres Finanzsystems, für Arbeit jedoch ist immer weniger Geld da – so wenig, das jetzt schon von den Wirtschaftsführern der westlichen Wertegemeinschaft nach der Rente mit 80 und der 78-Stunden-Woche gerufen wird: Horrorszenarien, die zeigen, das man sich von dem Ziel “Wohlstand für alle” schon lange verabschiedet hat.

Auch in Deutschland steht den Ländern das Wasser bis zum Hals – während sich Bund und Europa großzügig aus dem gemeinsamen Steuertopf bedienen und Provinzpolitiker ihre Eitelkeiten (und Gefälligkeitsverpflichtungen) mit enormen Prestigeprojekten pflegen (siehe Bund der Steuerzahler, Schwarzbuch 2011), drohen einzelne Bundesländer in Deutschland an den Zinszahlungen zu ersticken (siehe Welt) – ähnlich anderen europäischen Ländern. Noch triumphiert die öffentliche Meinung in Deutschland über die “Südländer”, dabei offenbart es sich täglich, das unsere guten Wirtschaftsdaten nur auf einer riesengroßen Täuschung basieren, wie die Welt aktuell am Beispiel der deutschen Jugendarbeitslosigkeit berichtet. Auch der neue Armutsbericht scheitert am Widerstand neoliberaler Kräfte im Ministerium (siehe Yahoo) und verhindert weitere Aufklärung zum Thema der deutschen Pleite. Die Wahrheit ist: unsere Wirtschaft ist am Ende, der “american-way-of-life” hat die westliche Wertegemeinschaft in eine unfinanzierbare Sackgasse geführt, in eine Gesellschaft, in der nur noch Millionäre den Preis fürs Überleben zahlen können. Aber auch wenn es von denen immer mehr gibt, reicht das bei weitem nicht aus, eine Volkswirtschaft am Leben zu erhalten. Also auch hier: Zeit für einen großen Krieg.

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Wenn ich also diesen Beitrag des Eifelphilosophen richtig ‘interpretiere’, steuern wir alle auf einen großen Krieg zu. Ein Krieg um soziale Gerechtigkeit? Vielleicht in Frankreich und Spanien und Italien, möglicherweise – denn dort haben die Menschen dann doch eine ganz eigene Einstellung zu ihrem Staat und lassen sich auf Dauer nicht regelrecht ‘verarschen’. Ein Krieg um Ressourcen? Der ist schon eher möglich, denn diese Ressourcen, welche WIR alle ständig verbrauchen, werden immer knapper. Schon viele Kriege wurden aus diesen Gründen vom Zaun gebrochen. Nur wurden Kriege noch niemals von den sogenannten 99%, den Nichthabenden, vom Zaun gebrochen. Es waren immer nur die Habenden, die, welche eigentlich nie genug bekommen und immer noch mehr wollen, die Gierigen. In deren Reihen sind eine ziemliche Anzahl von Arschgeigen, die sich besonders dem militärischen Komplex zugetan fühlen, die sich aber sofort in die Hosen scheißen würden, hielte man ihnen eine schussbereite Pistole an den Kopf. Sie sind wohl möglicherweise ausgemachte Strategen, allein schon von ihrer gekauften ‘Bildung’ her, aber diese stehen eigentlich niemals an vorderster Frontlinie. Sie können sich ihre Epauletten und Rangabzeichen an ihrer Phantasie-Uniform ja kaufen mit ihrem Reichtum und haben das Privileg, immer aus ‘sicherer Entfernung’ zuschauen zu können. Verdient haben sie zu 99,9% diese Auszeichnungen und Ehrungen nicht, denn es sind meist die sogenannten ‘kleinen’ Leute, die ihr Leben für eine Sache einsetzen, an denen die sogenannten ‘Eliten’ fast ausschließlich partizipieren. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Bevor es aber zu einem wirklichen Krieg kommt, wird es erst einmal zu internen Auseinandersetzungen in der Gesellschaft als solches kommen, denn irgendwann ist der Punkt für diese Gesellschaft erreicht, an dem sie die Schnauze voll hat von den Sauereien, welche durch die sogenannte ‘Lumpenelite’ angerichtet werden. Das Jahr 1789 sollte man dabei immer im Gedächtnis bewahren, auch wenn die Generation ‘Doof’ gerade mal wieder fröhliche Urstände feiert.

Damit jetzt aber auch noch die Interpretationen ihren Platz bekommen, setze ich sie ganz bewusst an das Ende dieses Beitrags, auch wenn jetzt einige fluchen, so lange lesen zu müssen, bis sie quasi zur Quintessenz des Beitragstitels kommen. Wer es aber bis hierher geschafft hat, dem steht noch eine kleine Überraschung mit diesem Bericht unter dem Link bevor, denn dort geht es wirklich ans ‘Eingemachte’.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

alterknacker

Ich lese. Ich schreibe, hauptsächlich hier im FIWUS (http://freies-in-wort-und-schrift.info/), ich bin wohl jetzt Rentner, aber nicht schweigsam.

alterknacker

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