Häuser zerstören, aber Banken retten?

Portugal Am Nationalfeiertag Portugals gingen die Bewohner Lissabons auf die Straße um ihre Grundrechte zu verteidigen und gegen die massiven Häuserräumungen zu demonstrieren

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Demonstranten in Lissabon am Nationalfeiertag
Demonstranten in Lissabon am Nationalfeiertag

Foto: FRANCISCO LEONG/AFP/Getty Images

Gestern, am 25. April, Tag der Freiheit in Erinnerung an die Nelkenrevolution und wichtigster Nationalfeiertag Portugals gingen die Bewohner Lissabons auf die Straße um die Grundrechte der Demokratie zu verteidigen und gegen die rassistische Politik der massiven Häuserräumungen, wie sie zur Zeit in mehreren Vierteln des Großraums Lissabon durchgeführt werden zu demonstrieren.

Quero paz, quero pão, habitação, saúde, educação.”

Ich will Frieden, ich will Brot, Unterkunft, Gesundheit und Bildung”

Die Menschenrechte, wie sie die Verfassung des Nationalstaats garantiert und die Regierung sie schützen sollte, müssen ständig aufs Neue verteidigt werden. In diesem Moment ist eine würdevolle Unterkunft kein Recht mehr, sondern ein Privileg der wenigen.

Mit dem Spruch “Keine Würde ohne Zuhause”solidarisierten sich die Demonstranten mit den Familien der prekarisierten Viertel in Amadora, vor den Toren Lissabons, welche in diesen Monaten geräumt und abgerissen werden, ohne den Bewohnern adequate Alternativen bereitzustellen. Unzählige Familien werden obdachlos.

Am Tag des 25. April wird in Portugal das Ende der Diktatur Salazars 1974 und der Gewinn der demokratischen Bürgerrechte gefeiert. In den grossen Paraden und Versammlungen wird zum Jahrestag nicht nur der Nelkenrevolution gedacht in der sich Portugal von der Diktatur befreite, sondern die Gelegenheit genutzt um auf bestehende Ungleichheiten und andere Missstände hinzuweisen.

Gestern demontrierte eine Gruppe für das Recht auf Wohnen. Mit Trommeln, Transparenten, Infobroschüren, Mikrophonen und Chor forderten sie das Ende der inhumanen Massenraeumungen ohne Entschaedigung für die betroffenen Bürger direkt vor der Tür des Hauptsitzes der Sozialistischen Partei (Partido Socialista). Die PS hat den Vorsitz im Gemeinderrat von Amadora (Câmara Municipal), welche fuer die Räumungen zu Gunsten privater Finanzinteressen und Immobilienspekulationen verantwortlich ist.

Im Anschluss marschierte die Gruppe zusammen mit den anderen Veranstaltungen des 25 de Abril entlang der Avenida da Liberdade im Zentrum Lissabons.

Vorangegangenen sind diesem Ereignis, im März und April, mehrere Konfrontationen von Demonstranten und Polizei in Santa Filomena, einem der betroffenen Viertel von Amadora. Die friedliche Demonstranten erfuhren Repression, sie wurden identifiziert und körperlich angegriffen, der 27.3. endete mit mehreren Verletzten und zwei Festnahmen. Kameras, mit denen die Fakten dokumentiert wurden wurden von den anwesenden Polizisten zerstört.

Das lockende große Geschäft der Banken ermöglicht, dass Abrissbirnen und Bagger täglich Häuser von portugiesischen Bürgern in Schutt und Asche verwandeln. Bewohner werden ständig von der Polizei mit rassistischen Kommentaren gedemütigt, viele sind afrikanischer Herkunft. Freiwillige Helfer sind in der Nachbarschaft präsent, sie versuchen behelfsmäßige Unterkunft für Familien zu finden und Eltern und traumatisierten Kindern Hoffnung, Mut und Ablenkung zu geben.

“1974 ist vorbei, die Revolution geht weiter!”

Der Feiertag am 25. April ist nicht da um in Nostalgie zu schwelgen, mit einer roten Nelke im Knopfloch und wehenden Nationalflaggen. Er ist vielmehr eine Erinnerung an die Werte der Demokratie, deren Umsetzung es zu verwirklichen gilt. Der 25. April ist jeden Tag, nie wieder Faschismus!

Aktualisierte Information: http://stopdemolicoes.tumblr.com

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weitere Infos auf: www.habita.info

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