Wenn die AfD den Bürgermeister stellt

Bürgermeisteramt In Guben könnte die AfD den Bürgermeister stellen. In der Kleinstadt funktioniert der "Aufbruch"-Pathos – auch wegen seiner Vorgänger

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Auch am Bahnhof Guben mag manch einer im falschen Zug sitzen.
Auch am Bahnhof Guben mag manch einer im falschen Zug sitzen.

Foto: berlinistanbulexpress/flickr (CC BY 2.0)

Was in Gera letztes Wochenende nicht geschah, wird wohl heute in Guben auch nicht geschehen, sagt ein Freund. Zweimal G, zweimal ein AfD-Kandidat, der das Bürgermeisteramt anstrebt. Zweimal S wie Stichwahl. In Gera gewann jemand anderes.

Guben ist eine Kleinstadt. Wer sich dort für die Bürgermeisterwahl aufstellt, ist allseits bekannt oder wird nicht gewählt. Oder beides. Du kennst, wen du wählst. Mal besser, mal weniger gut. Und es ist, aber das wissen Sie, in Kleinstädten und anderen kleineren Zusammenhängen – auf Bezirksebene in Berlin wie auf Stadtteilebene in Stuttgart – nicht ganz so wichtig, in welcher Partei jemand ist. Sondern: Was einer tut. Und sagt. Und dann tut.

Das mit den Bürgermeistern ist in Guben so eine Sache. Jahrelang arrangierte sich Hübner (FDP) mit den Gubenern, arrangierten sich die Gubener mit Hübner. Ein „Macher“, ein jovialer Händeschüttler, ein Hans-Dampf, der irgendwann den Überblick über seine Gassen verlor, verurteilt und hernach wiedergewählt wurde und – starb.

Während der juristischen Wallungen bereits übernahm naturgemäß sein Stellvertreter Fred Mahro. Mahro ist in einer anderen Partei, der CDU, und viele Gubener glauben, dass er schon lange richtiger Bürgermeister werden möchte. Bisher hat er lange, lange, die Geschäfte kommissarisch geführt. Es geht das Gerücht um, dass Hübner vor seinem Tode ankündigte, mal ordentlich „aufräumen“ zu wollen in der Stadtverwaltung. Welcher Art dies Aufräumen sein sollte, kann nur vermutet werden. Aber was immer Mahro in den vergangenen Jahren tat – „aufräumen“, in alten Schulen, die vor sich hin gammeln, in anderen Gebäuden, die einen Feuerteufel auf den Plan gerufen haben, war nicht dabei. Und weil auch die Worte „was nicht bei drei auf den Bäumen ist“ vorkommen in dem, das die Verfasserin von Menschen aus Guben über Mahro hörte, hört sie jetzt mit Mahro auf.

Und kommt zu Daniel Münschke (AfD), über den die Verfasserin gern tiefer recherchiert, wenn er gewählt werden sollte. Bis dahin soll hier auch nur gelten, was erzählt wird: Dass der Münschke „richtige Sachen sagt“, z.B. über eben jene alten Schulen, die da verrotten, über den Einzelhandel und die Bürgerbeteiligung. Liest man sein Wahlprogramm, kommen tatsächlich viele vernünftige Sachen vor. Auf Seite 4 von 5 kommt dann der Absatz: „Ich sehe den Zustrom von vermeindlichen Asylbewerbern äußerst kritisch.“ Daniel Münschke will, wie seine Parteigenossen, dass die Gubener unter sich bleiben.

Gegenüber "vermeindlichen" Asylbewerbern bleibt man lieber unter sich.

Anlass für diesen Blog ist die Information, dass Elisabeth bei der vergangenen Bürgermeisterwahl Daniel Münschke gewählt hat. Elisabeth liegt der Verfasserin am Herzen. Sie ist nicht doof und kann mit der AfD als Partei nichts anfangen. Aber sie hat Daniel Münschke gewählt, weil der was für die Alten machen möchte, und Elisabeth ist alt. Und in Guben platzen die Seniorenheime aus allen Nähten, manche müssen ihre Eltern in Heimen andernorts parken, bis daheim wieder ein Platz durch Tod frei wird. Daniel Münschke will das ändern. Fred Mahro hatte Zeit das zu ändern und – tat es nicht.

Anlass für diesen Blog sind auch andere Menschen aus Guben, von denen die Verfasserin weiß, dass sie AfD gewählt haben. Sie werden kommenden Sonntag wahrscheinlich nicht AfD wählen, weil sie von vielen anderen den Marsch geblasen bekamen.

Anlass für diesen Blog ist eine tiefe Reue gegenüber Elisabeth und manch anderem, die vor allem jemanden nicht gewählt haben, indem sie Daniel Münschke wählten.

Anlass für diesen Blog ist der Internetsieg Daniel Münschkes, schon jetzt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Amanda

Wieder hier, wieder da, wieder dort.

Amanda

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