Hunde, die bellen, beißen nicht.

Leinenpflicht Oder: Hier ist ein Mensch

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„Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen.“, räsonierte einst Friedrich II., der Große. Wider den Stachel löckend möchte d.V. hinzufügen: „Menschen, die Hunde halten, kaschieren ihre Fehler.“

Wer sich einen Hund wünscht, sehnt eine Kreatur herbei, die da bedingungslos liebt und aufschaut. Einen Hund sich zuzulegen bedeutet gleichsam, sich ein Lebewesen ins Haus zu holen, das fürderhin und bis zu seinem oder deinem Tode nur eines ist: 100 % abhängig von dir.

Das ist das Verlockende an Hunden: Sie pflegen dich zeit ihres Lebens zu brauchen – nicht wie Kinder, das undankbare Pack, das irgendwann älter wird, Widerworte gibt und schließlich ganz auszieht. Ein Hund, der widerspricht, tut das maximal ein-, zweimal, nicht wahr. Weiters verlockend die überschaubaren Bedürfnisse dieses Abhängigen: Fressen, Trinken, Schlafen, Laufen, Spielen, ggf. intellektuelle Herausforderung, ggf. Fell- oder Hautpflege. Das ist im Großenganzen, was du gibst. Aber – was bekommst du!

Jemanden, der sich immer, immer, IMMER freut dich zu sehen, egal wie du aussiehst / welche Laune du hast / was du sagst.

Einen bedingungslos folgenden lebendigen, atmenden, warmen Gesellen.

Einen 24 Stunden zur Verfügung stehenden Streichel-Hort.

Einen Langeweilevertreiber, einen Schlechte-Laune-Adressaten, einen Gute-Laune-Adressaten, eine Lauf-Garantie, einen – Trost.

Eine Kreatur, die dir die Möglichkeit bietet ein besserer Mensch zu werden.

Bisher dachte d.V., Katzenmenschen seien die Komischen, Seltsamen. Das Unergründliche der Katzen, das Eigenbrötlerisch-Seinen-Stiefel-Fahrende verführte dazu, den Katzen haltenden Menschen ebendies zu unterstellen und eher minder ausgeprägte Empathiefähigkeit anderen (Menschen) gegenüber zu vermuten.

Nun, bass erstaunt, muss dem Hundemenschen das Umgekehrte attestiert werden: Weil der Hundehalter den Hund in einem fast alle Lebensbereiche des Hundes umfassenden Maße beherrscht, scheinen Hundemenschen dem Tiere ein gerüttelt Ausmaß Empathie entgegen zu bringen (zu müssen).

Da Empathiefähigkeit etwas ist, das dem Menschen nicht unbegrenzt zur Verfügung steht, schlägt das Eigennützige eines Hundemenschen hier erneut negativ zu Buche. Vom selbstherrlichen Allmachtsgebaren anderen Hundehaltern, Spaziergängern, Geburtstagsgästen gegenüber mal ganz zu schweigen.

Was Friedrich Zwo als Bonmont formulierte, beschreibt das menschliche Ideal als dienende, stets folgende, treu ergebene Kreatur – ein Schelm, der da militärisch dächte. Was d.V. oben formulierte, wurde folgend dargelegt: Wer einen Hund hält, hält einen Persönlichkeits-Spiegel, der sehr deutlich zeigt, wes Geistes Kind du bist.

Zeige mir deinen Hund, und ich sage dir, welche Schwächen du hast. Ein Hundemensch mit Hund auf der Straße kündet mir fürderhin von bittersüßer Trostsuche, saftig ausgeprägtem Allmachtsphantasma und einer Tränen treibenden Sehnsucht nach Zuwendung und Bestätigung.

All so, liebe Berliner Ordnungsamt-Mitarbeiter*innen: Nähern Sie sich sachte, verständnisvoll. Vorsichtig. Mag der Vierbeiner gerade einen Kinderwagen reißen: Hier ist ein Mensch.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Amanda

Wieder hier, wieder da, wieder dort.

Amanda

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