Identitäterä*

Was TUST du?! Was zählt, ist das, was ist.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion



Trigger 1: Das Video der SPD, in dem BossHoss, Kalkofe, Schick, Joko & Klaas (kein Anspruch auf Vollständigkeit) AFD-Programmpunkte („Kennste den...“) aufsagen / erzählen, kichernd vorstellen.

Trigger 2: Das Einlaufen der sog. „Identitären Bewegung“ (Selbsteinordnung des Ereignisses: „Ästhetische Intervention“) beim Freitagssalon UND die Berichterstattung hierüber.

Ich weiß nicht, wies Ihnen geht, aber ich habe ALLE HÄNDE voll zu tun,

  • meine Familie zu leben

  • meine Freunde zu leben

  • arbeiten zu gehen

  • Musik zu hören / Filme zu sehen / Videos anzuschauen

  • Bücher zu lesen

  • neue / alte Begegnungen zu händeln

  • Nachrichten zu inhalieren

  • Fahrrad zu fahren

  • die Wohnung sauberzuhalten

  • mich sauber und einigermaßen beweglich zu halten

  • den Kühlschrank zu füllen

  • Theater / Kino / etc. zu besuchen

  • zu erleben, wie schön das Leben ist


  • meinen Rucksack nicht jedem sofort in die Fresse zu haun, den ich sehe

  • erst einmal abzuwarten, was einer sagt und tut, und ggf. mehrere Wochen warten, bevor so etwas wie eine Einschätzung dritten gegenüber erfolgt

  • zuzuhören

  • meinen Tellerrand zu erweitern

  • den Tellerrand von anderen zu erweitern

  • nicht alles, was ich bei Menschen wahrnehme, auf die Goldwaage zu legen

  • Menschen, die Meinung mit Fakten verwechseln, auf eben dies hinzuweisen

  • mich vehement zu weigern, ein DAGEGEN-Mensch zu werden, weil das so einfach ist

dass ich gar nicht darauf komme mich einer Gruppe anzuschließen. Weil ich aber auch nicht frei von Weltrettungs-Tandaradei bin, tu ich auch Gutes und rede nicht darüber (sic!). Das in einer Gruppe zu tun, hieße, auch die anderen Dinge, die die Gruppe will, zu unterstützen oder, Himmelhilf, zu diskutieren. Weil jede Gruppe einen Führer gebiert, hieße es, diesem Führer zu folgen, ihn zu unterstützen, seine Macht zu stärken oder, Himmelhilf, das Gegenteil von all dem. Gruppenaversität also hiermit ausreichend erklärt.

Trigger 1 und 2 oben riefen jedoch Gedanken hervor, die heuer erstmals ins Weltrettungs-Tandaradei sich schummelten:

Was, wenn DIE gewinnen? DIE GRUPPEN?

Wenn es „Entscheide dich!“ heißt?

Warum IST denn der Wunsch so groß, Teil einer Masse zu sein, mitzulaufen, zu tönen, zu stören, zu attackieren den GEGNER. Weil Gruppen immer Gegner brauchen, kommt es doch noch im kleinsten Kegelclub zu ungerechtem Verrat, dünkelhaftem Machtmissbrauch und unfairsten Handlungen.

Bin überzeugt, der Großteil der Weltenbürger kümmert sich um seinen eigenen Sch*** und schert sich einen Dreck um Gruppen. Aber: Die sind nicht laut. GRUPPEN sind laut, verschaffen sich Gehör oder einsdreißig in der Tagesschau, und wenn einer aus der Gruppe meinem bis dato dumpf wabernden (W.D.) Unbehagen Ausdruck in pointierter Zuspitzung gibt, ist der Großteil der Weltenbürger eventuell ganz schnell um einen Gruppenaversen ärmer.

Was, wenn DIE gewinnen? DIE GRUPPEN?

Ich will allein sein.

Ich will kein Schwein sein.

Will warme Suppe.

Aber keine Gruppe.

Wer Gruppenmitglied ist,

Wird oft Opportunist

Und ist vor allm DAGEGEN.

Für mich ist FÜR ein Segen.

Bleib ich allein,

Dann hab ich Schwein.








* Worterfinder: Wiglaf Droste, m.W. in den 90ern.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Amanda

Wieder hier, wieder da, wieder dort.

Amanda

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden