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Information Die Information frisst ihre Kinder?

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Es gibt da diese Doku über amerikanische Astronauten*, die nach dem Wiederkommen den Boden nicht so recht wiederfinden wollen – die Erde von oben, soviel Blau und Grün, und dann kommst du wieder und kannst nicht fassen, dass das Grau immer weiter macht, das Schwarz, das Weiß. In der Dokumentation werden die Schicksale vieler Astronauten erzählt, deren Kampf um ein normales Leben in einer unnormalen Welt illustriert, die einen werden Naturschützer, die anderen Alkoholiker, die dritten Ufo-Gläubige, die vierten Verdränger und Überleber. Im Ganzen überleben letztlich erschreckend wenige das Erlebte „gut“.

Na, die werden geschult und so, das ist deren Job, also bitte.

Mit einem weisen Mann aus Bremen diskutiert neulich. Es ging um das Wissen, das wir haben nun, die Veränderung, die dieses Wissen bedeuten könnte. Bedeutet?

Der Bremer meinte, gemach gemach, wie lange wüssten wir denn, seit kurzer Zeit erst kämen wir an diese und jene Informationen, dass so viele Menschen jetzt dieselben Informationen hätten, haben könnten, sei reichlich neu, gemessen an der Geschichte der Informationsverbereitung. Gemach gemach also, der Mensch würde sich hiermit schon arrangieren.

Ja?

Gern machte ich den großen Bogen und stimmte zu, oclear, abwarten, wird sich renken. Im Geiste ja immer die zwei Pole: 1) Scheiß Menschheit, die nach 2000 Jahren noch immer ihresgleichen verhungern lässt. 2) Och, so lange gibt’s ja den Menschen noch gar nicht, mag er ein Episödchen sein hier, Erde wird uns überleben, Vögel auch.

Gern also Pol 2, unterfüttert mit einem geschmeidigen carpe diem und entspannter Kharma-Sammlung.

Wenn, ja WENN da nicht die anderen wären.

Mit den Informationen wird ja umgegangen, da huberts einem die Hutschnur!

Und hier glaube ich, dass es das Viele ist, das überfordert. Tickerticker Agentur, klickklick Internet, und den ganzen Tag laufen Dokumentationen, wo du denkst, ja wenn DAS jetzt klar ist, WAHR ist, dann MÜSSTE doch... Und dann läuft aber der Abspann und Sandra Maischberger sagt, ich sprech gleich mit, und dann kommt Krimi-Werbung, und dann spricht Sandra mit.

Dann GEHT DAS IMMER SO WEITER.

Doch gemach, gemach.

Manche, und ich ahne, dass es viele sind, machen so: Die schauen sich um in ihrer Nische, und sie sehen, dass die Ränder porös geworden sind, mit Nischennachbarn seit geraumer Zeit Austausch stattfindet, über gemeinsam entdeckte Informationen. Diese Menschen leiten hieraus etwas ab, das in Aktionen mündet, die nun nicht immer die Krone der Schöpfung zackenreicher machen – jedoch im Gemeinsamen, lieber Mitmensch, liegt die Hoffnung.

Das hat uns schon immer weiter gebacht. (Und jeder, der jetzt „Das hat uns schon immer in den Abgrund...!“ > Stimmt auch. Das ist wg. dem Gleichgewicht.)

Sich also umsehen nach Nischennachbarn, und das Wissen, alte Mistbiene, mal schön an die Kandare nehmen. Diene mir, Wissen. Überroll mich nicht. Dann werde ich nicht saufen und / oder untergehen. Sondern Tierchen pläsierchen, Menschen erfreuen, Takatukaland, meine Nische wird deine.

Luxus, sicher.

Zu den Informationen, die wer NICHT hat, und die wir nicht haben, kommen wir ein andermal, gell.

Ach, die ganze Welt ist eine Nische geworden, dünkt mir.

* Online recherchiert (sic!), leider keinen Link gefunden, Titel vergessen, Hilfe erbeten!

Funny van Dannen: "Komm, meditier mit mir"

Slavoj Žižek

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Geschrieben von

Amanda

Wieder hier, wieder da, wieder dort.

Amanda

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