Anna Netrebko sang VIER LETZTE LIEDER

Konzertkritik Benefizkonzert der Staatskapelle Berlin (Dirigent: Daniel Barenboim)

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Anna Netrebko trat beim diesjährigen "Benefizkonzert zugunsten der Sanierung der Staatsoper Unter den Linden" auf - das war dann auch zugleich der saisonale Startschuss für die Staatskapelle Berlin und Daniel Barenboim, die hiermit ihre hauptstädtische Spielzeit 2014/15 auf das Elitäreste begannen.

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Unausrottbar wuchern so Gerüchte, dass es sich bei dem gastiert habenden Weltstar um die größte aller momentan singenden Sängerinnen handeln würde - wir (als kritische Beobachter der insgesamten "Szene") wissen es selbstredend besser.

Straussens Alterswerk Vier letzte Lieder stand in dem Zusammenhang zur Diskussion; die Sopranistin Dorothea Röschmann hatte sie bereits im März d.J. für uns passionierte Staatskapellen-Fans an selber Stelle ausprobiert:

Netrebkos raumfüllende Stimme kann die Lieder rein vom Tonumfang her mühelos ergreifen und auch dementsprechend in die äußerliche Heminsphäre farbvoll schichten, selbst die leisen Töne (was man gestern überrascht zu konstatieren in der Lage war) gelingen ihr beglückend schön - was sie jedoch "rein innerlich" mit Straussens Alterswerk so anstellt, ist für Jemanden, der insbesondere auf Harmonie zwischen Musik & Text zu achten willens ist, schwer aushaltbar. Sie müsste - was der Umkehrschluss der Unterstellung ist - nicht nur gefühlsmäßig sondern v.a. intellektuell das nachvollziehen wollen, was da halt "zwischen den Noten" vor ihr lagert; und da ist es meistens ideal, sich justament vom Blatt zu lösen und die Angelegenheit quasi "vom Kopf her" (heißt nicht unbedingt dann: auswendig) zu transportieren. Doch das wird schon noch; da sind wir optimistischer denn je.

Mehr noch: Wir wetten drauf, dass sie in gar nicht allzu ferner Zukunft die Isolde stemmen wird - nach dem zu urteilen, was wir dann heute von ihr hörten?


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Anna Netrebko (C) Ruven Afanador

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Nach der Pause gab es noch Ein Heldenleben - nun bereits das dritte oder vierte Mal in kurzer Folge auf den Staatskapellen-Plan von Barenboim gesetzt; wahrscheinlich eines seiner Lieblingsstücke. Diesmal wollten wir uns gar zu der Behauptung kühn versteigen, dass das tumbe, grobschlächtige Werk mehr ein ätherisch anmutendes Violinkonzert (mit zwanghaft lauten als wie derben Zuschüttungen durch ein ungebändigtes Orchester) ist; die Violinsoli mit Wolfram Brandl (!) ließen uns zu dieser abwegigen Assoziation gelangen.

[Erstveröffentlichung von Andre Sokolowski am 01.09.2014 auf KULTURA-EXTRA] http://vg03.met.vgwort.de/na/7ffd9dfd001e40218b78e04ba3bcf6fa

STAATSKAPELLE BERLIN (Philharmonie Berlin, 31.08.2014)
Richard Strauss: Vier letzte Lieder
Richard Strauss: Ein Heldenleben op. 40
Anna Netrebko, Sopran
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Daniel Barenboim

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Geschrieben von

Andre Sokolowski

Andre Sokolowski ist Inhaber, Herausgeber und verantw. Redakteur von "KULTURA-EXTRA, das online-magazin"

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