FRANKENSTEIN an der Deutschen Oper Berlin

Premierenkritik Musiktheater nach Mary Shelley - mit Kompositionen von Gordon Kampe

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Will man bei Wikipedia Näheres zum Thema "Frankenstein" erfahren, kriegt man erst mal eine Liste von zig Unterseiten zu so Unterthemen wie z.B. Adelsgeschlecht, fränkisches Adelsgeschlecht, Roman, Verfilmungen (9), Romanserie, japanische Filme usw. usf. - wer soll da noch die Übersicht behalten? "Frankenstein" zog/zieht halt immer...

Ganz zuletzt hatten wir es - auf unserm schnuckligen Portal hier - mit dem Film I, Frankenstein (wo der für Monsterverhältnisse ganz gut aussehenden Aaron Eckhart seine anspruchsvolle Monsterrolle wuchtete) zu tun, natürlich überhaupt dann kein Vergleich zum legendären Boris Karloff aus dem Jahre 1930; ja und den kennt ja wohl jeder oder...

Aber Schluss mit dem unnützen Vorgeplänkel.

Eingebetteter Medieninhalt

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Was also gibt's Neues zur Materie?

Frankenstein - Musiktheater nach Mary Shelley u.a. von Gordon Kampe, Maximilian von Mayenburg und Paul Hübner ist die offizielle Zeichnung des gleichnamigen Musiktheaterprojekts, das gestern Abend in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin seine Uraufführung hatte. Es handelt sich demnach "nicht nur" um mehrere Vorlagen (außer der allbekannten Mary Shellys), sondern auch um mehrere Erzeuger resp. Macher dieses unterhalten wollenden Events, als dessen Komponist selbstredend Gordon Kampe erstrangiger Weise vorgehoben werden müsste und auch muss; wir sind ja schließlich in der Oper, also bitte!

Selbiger (G.K.) hat sich mit seinem grundsoliden und auch akzeptabelen tonsetzerischen Können (schöne Arien/Szenen, schöne "Klassiker"-Bearbeitungen insbesondere von Schuberts Doppelgänger und Rameaus "Fatal Amour", schönes Quartett nach Goethes Prometheus) in ein doch sehr ideenarmes, wenn nicht gar ideenloses Misch-Masch-Chaos, dessen geistiger Verursacher der Regisseur des hochdiffusen Abends [Name s.u.] war und ist, einspannen lassen - - wir vermuten fast, dass ihm (G.K.) das nicht von Anfang an dann klar gewesen sein könnte, mit was für einem unberechtigt-sendungsbewusstem Ehrgeiz er es letztlich - quasi durch die Machergruppe außer ihm (G.K.) - hier wohl zu tun gehabt haben sollte; fast erscheint uns dieses merkwürdige Mittun des von uns Bemitleideten (G.K.) nachgerade missbrauchsopferlich gewesen zu sein; aber das nur am Rand bemerkt.

Die vollmundigen Sprechblasen, die Schauspielstar Christopher Nell (einstmals Ensemblemitglied am BE) aus sich herauszufluten aufgenötigt worden war'n, zerplatzten noch bevor er sie dann überhaupt zu Ende fabrizieren konnte - seine umfässliche Lernarbeit (hinsichtlich all des auswendigen Textes): völlig für die Katz'; es hörte letztlich sowieso kein Mensch mehr hin, was er da alles so zu sagen hatte.

Ähnlich witz- und sinnfrei die umsonstigen Bemühungen der Schauspielerin Anna Rot, die (meistens) "nur" aus alten Tagebüchern von der Frankenstein-Romanautorin Mary Shelly hie und da, meist ohne jedweden Zusammenhang, zitierte.

Allein die vier Instrumentalsolisten [Namen s.u.] sowie Sopranistin Sandra Hamaoui und Tenor Andrew Dickinson ließen Musik- und Opernatmosphäre irgendwie erinnerlichen.

*

Es ist immer so:

Wenn einem selber nicht viel einfällt, fällt man halt auf jede Menge Uneig'nes zurück.

Arg unbedarft dieses Projekt.

[Erstveröffentlicht auf KULTURA-EXTRA am 31.01.2018.]

FRANKENSTEIN (Tischlerei, 30.01.2018)
Musikalische Leitung: Jens Holzkamp
Inszenierung: Maximilian Von Mayenburg
Ausstattung: Sophie du Vinage
Dramaturgie: Lars Gebhardt
Mit: Christopher Nell, Anna Rot, Sandra Hamaoui, Andrew Dickinson, Paul Hübner und Matias Oliveira de Pinto, Peter Ludewig, Douglas Brown sowie Jan Westermann (Musikern des Orchesters der Deutschen Oper Berlin)
Puppenbau: Claudia Six
Uraufführung an der Deutschen Oper Berlin: 30. Januar 2018
Weitere Termine: 02.-04., 23.-25.02.2018

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Geschrieben von

Andre Sokolowski

Andre Sokolowski ist Inhaber, Herausgeber und verantw. Redakteur von "KULTURA-EXTRA, das online-magazin"

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