IM WEISSEN RÖSSL in Berlin

Kurzkritik Das Renaissance-Theater nimmt Benatzky´s Singspiel in sein Repertoire

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Die älteren Ost-Berliner werden sich vielleicht noch an den alten Friedrichstadtpalast (der wegen irreparabler Pfahlschäden und zugunsten eines neu zu errichtenden adäquaten Musentempels ein paar Straßen weiter 1985 abgerissen worden war) erinnern; früher hieß das zwischen Schiffbauerdamm und Reinhardtstraße gelegene Gebäude Großes Schauspielhaus, das aus dem Umbau einer alten Markthalle im Auftrag der im Jahre 1917 gegründeten Deutschen Nationaltheater AG zum Vorschein kam - hier fand im Jahre 1930 die Welturaufführung von Benatzky´s Singspiel Im weißen Rößl statt. Ja und obgleich sich dieses Stück am Wolfgangsee im oberösterreichischen Salzkammergut abspielt, ist es wohl (nicht nur wegen des hier Aus-der-Taufe-Gehobenseins) eine betont Berliner Angelegenheit.

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Das meint gewiss auch die am letzten Wochenende Premiere gefeiert habende Produktion am Charlottenburger Renaissance-Theater (Inszenierung: Torsten Fischer / Bühne und Kostüme: Herbert Schäfer und Vasilis Triantafillopoulos / Choreografie: Karl Alfred Schreiner), weil dort insbesondere Fabrikant Giesecke, eine der Hauptfiguren in dem Stück, sehr spürbar und womöglich auch gewollt in Vordergrundnähe gerät -Ex-TATORT-Kriminalhauptkommissar Boris Aljinović lässt in der "außenseiterischen" Sprechrolle Berliner Charme und Schnauze aufblitzen und wird hierfür enklavig-selbstverständlich und auf das Natürlichste bejubelt und geliebt! Er ist der absolute Star der Aufführug.

Gestaunt haben wir außerdem, und nicht zu schlecht, über die Singeinlagen Winnie Böwe´s (die die Rößl-Wirtin Vogelhuber spielt)!! Gut vorstellbar, dass sie dann eines Tages in die großen Fußstapfen von Dagmar Manzel, welche auch (und sehr erfolgreich) eine Art Karriere-Tausch vom Schauspiel hin zur Operette wuchtete, zu treten in der Lage ist; ihre wahrscheinlich hochprofessionellen Ausbildungen hinsichtlich des klassischen Gesanges hinterließen/hinterlassen bei den zwei Aktricen glaubwürdigste Spuren.

Vom Gesang her ebenso bemerkenswert: die zwei vom Musical her stammenden Alt-Stars Andreas Bieber sowie Angelika Milster.

Bierig-obstlerisch empfanden wir das Schauspielern von Annemarie Brüntjen, Tonio Arango, Ralph Morgenstern, Nadine Schori und (selbstredend) Walter Kreye; singen konnten von den Fünfen zwar nur wenige, aber das war in diesem neuen Seh- und Hörvorschlag des alten Rößl´s sicherlich nicht so geplant gewesen.

Harry Ermer, Volker Fry, Johannes Severin und Angelika Feckl sowie Otwin Zipp bilden ein das vorzüglich-spielwütig gelaunte Vorzeige-Ensemble auf der Bühne live begleitet habendes Orchester´chen.

Bereitet Urlaubsfreude.

[Erstveröffentlicht auf KULTURA-EXTRA am 03.07.2018.]

IM WEISSEN RÖSSL (Renaissance Theater Berlin, 01.07.218)
Musikalische Leitung: Harry Ermer
Regie: Torsten Fischer
Ausstattung: Herbert Schäfer und Vasilis Triantafillopoulos
Choreographie: Karl Alfred Schreiner
Mit: Boris Aljinović, Tonio Arango, Andreas Bieber, Winnie Böwe, Annemarie Brüntjen, Walter Kreye, Angelika Milster, Ralph Morgenstern und Nadine Schori sowie Harry Ermer und Band
Premiere war am 30. Juni 2018.
Weitere Termine: 04., 05., 07.-09., 12., 14., 16., 22., 24., 26., 29., 31.07. / 05.08.2018

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Geschrieben von

Andre Sokolowski

Andre Sokolowski ist Inhaber, Herausgeber und verantw. Redakteur von "KULTURA-EXTRA, das online-magazin"

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