NORMA an der Opera Krakowska

Kurzkritik Unerträgliches erträglich machen? Geht nicht.

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Bellinis Norma hatte sich in unserer bisherigen KULTURA-EXTRA-Feuilletongeschichte nur ein ein-einziges Mal im hausinternen Web verewigt, als vor einem halben Dutzend Jahren unser Autor Heiko Schon, der sie mit Norma-Weltstar Gruberová (heute 69 oder 70) in der Staatsoper im Schiller Theater live erlebte, über das Ereignis schrieb - seither schien keinerlei gehobene Begeisterung für diesen hochgrandiosen Schinken des Belcanto aufkommen zu wollen, und obgleich er hie und da gespielt und musiziert wird; Grund hierfür: Die Oper ist, also vom Stück (sprich: ihrer grauenhaften Handlung) her, gruslig & grausig, ja und die Musik geht einem auch mitunter stellenweise auf den Kranz...

Und wenn es jetzt der Zufall nicht so eingerichtet hätte, würde es bei jenem singulären Norma-Text bei uns [s.o.] gewiss geblieben sein - jedoch:

Wir weilten eine Woche lang in Krakau, und genau an jenem Abend, wo wir Zeit fürs musikalisch "Hohe" (sprich: die Oper) aufzubringen willens waren, lief halt eine neue Norma an der Opera Krakowska. Also - nichts wie hin!

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Katarzyna Oleś-Blacha spielt und singt die druidische Oberpriesterin, die mit dem römischen Prokonsul in Gallien (Arnold Rutkowski) zwei Kinder hat und sich mit dessen Geliebter, einer Novizin aus dem druidischen Oberpriesterinnenseminar (Monika Korybalska), in Eifersuchts- und Racheimpulsivitäten ganz und gar verschleißt. Das tut sie mit sehr starken Gesten und mit eindrucksvoller Stimmgewalt - obgleich uns ihre "Konkurrentin" gestisch als wie stimmlich noch ein bisschen mehr gefallen hat.

Die Inszenierung wirkt, von der Personenführung her, total bescheuert - - gleichsam sehen Bühnenbild sowie Kostüme ziemlich großkotzig und also teuer aus.

Der Dirigent Tomasz Tokarczyk walzt "seinen" Bellini breit wie unter einer Zeitlupe, es gibt in dem Zusammenhang weder Esprit noch Gegenschlafmütziges zu vermelden.

*

Keine Ahnung, ob wir Norma jemals wiedersehen oder -hören wollen würden. Es gibt Stücke, die man einfach heute nicht mehr spielen und noch weniger ertragen kann - selbst trotz der schönen und auch weltberühmten Arie"Casta Diva".

Nützt ja nix.

NORMA (Oper Krakau, 29.10.2017)
Musikalische Leitung: Tomasz Tokarczyk
Regie: Laco Adamik
Bühnenbild: Barbara Kędzierska
Kostüme: Maria Balcerek
Chöre: Jacek Mentel
Besetzung:
Norma ... Katarzyna Oleś-Blacha
Pollione ... Arnold Rutkowski
Oroveso ... Wołodymyr Pańkiw
Adalgisa ... Monika Korybalska
Clotilde ... Daria Proszek
Flavio ... Krzysztof Kozarek
Orchester, Chor und Ballett der Opera Krakowska
Premiere war am 27. Oktober 2017.

http://www.opera.krakow.pl

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Geschrieben von

Andre Sokolowski

Andre Sokolowski ist Inhaber, Herausgeber und verantw. Redakteur von "KULTURA-EXTRA, das online-magazin"

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