Was einmal überholt schien

Identitäten Obwohl das Thema überall mitlaufen müsste, begleitet der „Freitag“ die Genderdebatte mit einer eigenen Seite
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2015

Ziemlich oft erinnere ich mich an eine Frage, die mein alter Philosophieprofessor stellte, als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen Ende der 1980er Jahre versuchten, feministische Philosophie an der Freien Universität Berlin zu etablieren: „Ist Geschlecht eine Kategorie im aristotelischen Sinn?“ Hm, Aristoteles. Zehn Kategorien. „Qualität“ und „Quantität“ gehören dazu, „Wo“ und „Wann“, aber auch so was wie ousia, die „Substanz“. Eine Substanz ist zum Beispiel „Baum“, „Pferd“ oder „Mensch“.

Nein, fand ich damals, und das gilt heute noch. Man kann zwar Aristoteles’ Begriffe aufs Geschlechtliche anwenden, aber „Geschlecht“ selbst taugt nicht zur streng