Sandra rennt

Sozialdrama „Zwei Tage, eine Nacht“ von den Brüdern Dardenne steht beispielhaft für den Stillstand des politischen Kinos
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2014

Sandra steht die Krise förmlich ins Gesicht geschrieben. Graue Haut, dunkle Augenringe, leerer Blick: Die Symptome der „Müdigkeitsgesellschaft“ (Byung-Chul Han) haben den Arbeiterinnenkörper gezeichnet. Doch Sandras Erschöpfung rührt nicht von übermäßiger, selbstausbeuterischer Produktivität her, ihre Arbeitskraft wird schlichtweg nicht mehr benötigt. Das bisschen humane Kapital, das sie nach ihrem letzten Burn-out noch darstellt, wurde vom Management eines mittelständischen Solartechnikunternehmens in der belgischen Provinz kurzerhand wegrationalisiert. „Nicht mehr leistungsfähig“ lautet der inoffizielle Befund.

An diesem Punkt schlägt in Jean-Pierre und Luc Dardennes neuem Film Zwei Tage, eine Nacht d