„Vorbeugehaft im KZ vollstreckt“

Interview Die Nazis benutzten Konzentrationslager auch für gewöhnliche Kriminelle. Dafür erfanden sie „Berufsverbrecher“. Dagmar Lieske hat das System untersucht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 17/2017

Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausens wurde am vergangenen Wochenende des 70. Jahrestags der Befreiung gedacht. Eine Lücke in der KZ-Forschung schließt derweil Dagmar Lieske, die das Schicksal sogenannter „Berufsverbrecher“ am Beispiel des Lagers Sachenshausen in der Nähe Oranienburgs untersucht.

der Freitag: Sie erforschen „Berufsverbrecher“, die während des Nationalsozialismus in Konzentrationslager gesperrt wurden. Wer fiel eigentlich alles in diese Kategorie?

Dagmar Lieske: Das waren überwiegend wegen Eigentumsdelikten Vorbestrafte, aber auch Frauen, die Abtreibungen vorgenommen hatten. Dazu gehörten auch Männer, die auf Basis des Paragrafen 175 wegen homosexueller Handlungen verurteilt worden war