Ein Soziales Wikipedia?

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Gründen macht Spaß - vor allem wenn Gründungsgründe vorliegen. Ein soziales Wiki zu gründen hat zwei Gründe: ein Standpunkt sollte immer sozial sein und darf nicht - wie bei Wikipedia - eine Neutralität suggerieren, die es gar nicht geben kann. Und das Verhältnis zwischen Schreibenden und Lesenden sollte ebenfalls sozial gestaltet sein.

Seit sechs Jahren schreibe ich bei Wikipedia. Es brachte mir viel Wissen ein, aber auch viel Ärger, unter anderem einen ganzseitigen Artikel bei der rechtskonservativen Jungen Freiheit. Doch es gab weder Anerkennung für meine Artikelarbeit, noch erhielt ich von der Wikipedia-Community oder dem Verein Unterstützung, als ich zur Zielscheibe von Rassisten und Antifeministen wurde, weil ich ihnen für ihre Propaganda-Tätigkeit in Wikipedia im Weg stand. Wikipedia ist "neutral", sowohl inhaltlich wie gegenüber den eigentlichen Produzenten und Produzentinnen der Artikel. Wikipedia ist nicht sozial.

Was also läge näher, als ein Wiki unter der sozialen Prämisse zu starten: ein soziales Wiki

http://sozialeswiki.de/wiki/images/0/00/Sozialeswiki.png

Sozial heißt, dass die Welt von einem gesellschaftlichen Standpunkt aus betrachtet wird. Die "Elf Feuerbachthesen" vom frühen Karl Marx fallen mir hier als Orientierung ein. Und auch das Verhältnis von Schreibenden und Lesenden könnte sozialer gestaltet werden: Die Lesenden können die Texte frei und ohne Werbung erhalten, den Schreibenden wird aber ermöglicht, mit ihren Texten über METIS und Flattr zumindest eine symbolhafte finanzielle Anerkennung für ihre Texte zu erhalten. Und sie sollen nicht hinter den Texten verschwinden. Es ist ein Mythos, dass in Wikipedia Texte kollaborativ von einer Schwarmintelligenz erstellt werden. Hinter den meisten Texten stehen klar identifizierbare Hauptautor_innen.

Das Soziale Wiki ist offen. Mitarbeit ist erwünscht und weiterführende Ideen sowieso.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Andreas Kemper

Ich arbeite als Soziologe kritisch zu Klassismus, Organisiertem Antifeminismus und die AfD

Andreas Kemper

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