Gegnerisches Maskulinum in der Wikipedia

Antifeminismus Mit Hilfe einer Abstimmung in der deutschsprachigen Wikipedia soll geschlechtersensible Sprache komplett verboten werden

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Wikipedia benutzt ja bekanntlich weitgehend das sogenannte "generische" Maskulinum. In den Artikeltexten darf zwar auch von "Schülerinnen und Schüler" statt von "Schülern" oder von "Studierenden" statt von "Studenten" gesprochen werden. Graphostilistische Mittel (Binnen-I, Schrägstrich, Gap, Asterix, ...) sind allerdings verboten und auch eine Nachbesserung (in bestehenden Artikeln aus "Studenten" ein "Studierende" machen) sollte vermieden werden. So bin ich letztens für drei Tage gesperrt worden, weil ich im Artikel "Geschlechtergerechte Sprache" (!) die Vokabel "Studenten" durch "Studentinnen und Studenten" ersetzt hatte.

Und es gibt weiterhin obligatorische "generische" Maskulina, nämlich in den Titeln der Texte und in den Kategoriebezeichnungen. So sind unter den knapp tausend Artikeln der Kategorie "Frauenrechtler" weniger als zehn Artikel zu männlichen Frauenrechtlern zu finden, die anderen 99% der "Frauenrechtler" sind Frauen.

Antifeministische Sprachpolizei


Eine Initiative von Antifeminist*innen hat nun ein Meinungsbild gestartet, was die Verwendung des "generischen" Maskulinums obligatorisch machen soll. Also die Verwendung von "Schülerinnen und Schüler" oder "Studierende" soll auch in der Textgestaltung verboten werden.

Hierzu zwei Artikel:

Momentan sieht es so aus, als würde das Meinungsbild scheitern, aber in Wikipedia schreiben zu 90% Männer mit und viele wollen mit dem "Gender-Quatsch" nichts zu tun haben. Also Ausgang offen.

Hier der Link zum Meinungsbild: https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Meinungsbilder/Generisches_Maskulinum_und_Gendering_in_der_WP

In der Wikipedia gibt es immer wieder Gender-Konflikt. Das Problem: 90% der Mitschreibenden und der Admins sind männlich und die meisten lehnen die Sichtweise ab, nach der das Geschlecht Auswirkungen auf die Sichtweise (Stichwort: Gender-Bias) haben könnte.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Andreas Kemper

Ich arbeite als Soziologe kritisch zu Klassismus, Organisiertem Antifeminismus und die AfD

Andreas Kemper

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