Hans-Olaf Henkels DNA-Fauxpas

Vererbungsideologie Hans-Olaf Henkel bemüht in seiner Laudatio für Sarrazin die DNA der Familie Dohnanyi. Klaus von Dohnanyis Opa war Richter im Erbgesundheitsobergericht.

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Vererbung überspringt gerne eine Generation

Sarrazin erhielt im November den Deutschen Mittelstandspreis. Die Laudatio hielt Hans-Olaf Henkel, der Verheugen wüst beschimpfte, weil Verheugen als letzter Mittelstandspreisträger die Laudatio für seinen Parteikollegen nicht halten wollte. Henkel verweist im Laufe der Laudatio auf die DNA der Familie Dohnanyis.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8c/Bonhoeffer.JPGKlaus von Dohnanyi hatte Sarrazin verteidigt und Henkel möchte hier gerne eine Linie herstellen vom Vater und Onkel - Hans von Dohnanyi und Dietrich Bonhoeffer - die von den Nazis aus politischen Gründen ermordet wurden. Hier soll ein Widerstandsgeist erklärt werden, mit dem die eine Generation gegen Nazis und die Nachfolgegneration für Sarrazin kämpfe. Was läge näher in einer Laudatio für Sarrazin, diesen Widerstandsgeist über die DNA, also erbbiologisch, zu erklären. Der Fauxpas: Der Großvater von Klaus von Dohnanyi, Karl Bonhoeffer, sprach sich bereits in der Weimarer Republik aus erbbiologischen Gründen für Sterilisierungen aus. In der Nazizeit war Karl Bonhoeffer als Richter im Erbgesundheitsobergericht für Zwangssterilisierungen verantwortlich. Nach der Nazizeit rechtfertigte er das Erbgesundheitsgesetz, es sei kein Nazigesetz gewesen. Mit dieser Einstellung verweigerte die Bundesregierung über Jahrzehnte die Entschädigung von Zwangssterilisierten.

Wenn wir in der vererbungsbiologischen Denkweise Henkels/ Sarrazins verbleiben, dann darf eine hobbygenetische Weisheit nicht fehlen: Vererbung überspringt gerne eine Generation.

Plagiator Sarrazin?

Ein Fauxpas kommt selten allein. Henkel möchte in seiner Laudatio Sarrazin als Menschen darstellen, der wegen seiner "kompromisslosen Aufrichtigkeit" von einer "Armee von Internetschnüfflern" gehetzt werde, die sicherlich auch schon seine Doktorarbeit auf Plagiate untersucht hätten.

Henkel übersieht dabei, dass der Eugeniker Volkmar Weiss in einer aktuellen Erklärung auf seiner Homepage zu Recht darauf verweist, dass Sarrazin in "Deutschland schafft sich ab" weit mehr von ihm übernommen habe, als Sarrazin zugibt. Das ist bitter: Sarrazin wird mit dem rassistischen Wissen von Volkmar Weiss zum Millionär und beschimpft ihn, statt ihm wenigstens zu danken. Tatsächlich hat Sarrazin bei Weiss nachweislich wortwörtlich abgeschrieben, verleugnete dies aber dreist auf die gezielte Nachfrage in einem FAZ-Interview mit Schirrmacher.

Die Eigenleistung in "Deutschland schafft sich ab" scheint sehr viel geringer zu sein, als Sarrazin zugibt. Vielleicht sollte diese plagiative Einstellung Sarrazins beunruhigen und Anlass sein, seine Doktorarbeit zu untersuchen. Volkmar Weiss, der ja nach der Wende schon allen marxistischen Hochschullehrer_innen aus der Ex-DDR die Doktorwürde aberkennen lassen wollte, wäre hier gefragt.

Weitere Informationen finden sich im Artikel Hans-Olaf Henkels DNA-Fauxpas

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Geschrieben von

Andreas Kemper

Ich arbeite als Soziologe kritisch zu Klassismus, Organisiertem Antifeminismus und die AfD

Andreas Kemper

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